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Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen

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Tarifpolitik<br />

Beschluss der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Tarifkommission<br />

für <strong>di</strong>e Helios-Klinikum Siegburg GmbH<br />

Am 11. September 2008 forderte<br />

der Helios-Konzernvorstand<br />

vom <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk NRW den<br />

Verzicht auf <strong>di</strong>e im »Tarif<strong>ver</strong>trag<br />

für das Helios-Klinikum Siegburg<br />

vom 17. Mai 2006« <strong>ver</strong>einbarte<br />

Gehaltserhöhung für <strong>di</strong>e Jahre<br />

2008 <strong>und</strong> 2009.<br />

Statt der <strong>ver</strong>einbarten Übertragung<br />

des Tarifergebnisses aus dem<br />

öffentlichen Dienst auf <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen im Helios-<br />

Klinikum Siegburg bot Helios<br />

■ eine Erhöhung der »Gr<strong>und</strong>entgelte«<br />

für <strong>di</strong>e Monate Oktober<br />

bis Dezember 2008 um je 50 Euro<br />

an, also 150 Euro für das gesamte<br />

Jahr 2008;<br />

■ statt der tariflichen Erhöhung<br />

um 4,3% im Jahr 2009 will <strong>di</strong>e<br />

Konzernleitung 100 Euro monatlich<br />

zahlen.<br />

Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Tarifkommission für<br />

<strong>di</strong>e Helios-Klinikum Siegburg<br />

GmbH wies <strong>di</strong>e Forderungen der<br />

Konzernspitze am 22. September<br />

2008 einstimmig zurück.<br />

Im § 5 des Haus-Tarif<strong>ver</strong>trags<br />

zwischen Helios <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> wurde<br />

folgendes <strong>ver</strong>einbart:<br />

Die Tarifpartner sind sich einig,<br />

dass <strong>di</strong>e Arbeitnehmer Tariferhöhungen<br />

ab 2008 entsprechend<br />

den für <strong>di</strong>e VKA-Mitglieder maßgeblichen<br />

linearen Tariferhöhungen<br />

bzw. Einmalzahlungen erhalten.<br />

Soweit anstelle von linearen<br />

Tariferhöhungen bzw. Einmalzahlungen<br />

dort anderweitige Regelungen<br />

zum wirtschaftlichen Ausgleich<br />

von Tariferhöhungen oder<br />

Einmalzahlungen (nachfolgend<br />

Ausgleichsregelungen) getroffen<br />

werden, werden <strong>di</strong>ese – soweit<br />

sachgerecht möglich – wertentsprechend<br />

durch eine Vereinbarung<br />

der Tarifpartner übertragen<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Regelungen zur Tariferhöhung<br />

bzw. zu Einmalzahlungen<br />

■ 20<br />

nach <strong>di</strong>esem Tarif<strong>ver</strong>trag entsprechend<br />

angepasst.<br />

Daraus ergeben sich folgende<br />

Ansprüche:<br />

■ Alle Gr<strong>und</strong>gehälter sind rückwirkend<br />

zum 1.1.2008 um 50 Euro<br />

<strong>und</strong> anschließend um weitere<br />

1,6% zu erhöhen, alle anderen<br />

Gehaltsbestandteile (Ortszuschläge,<br />

Allgemeine Zulagen, Schicht- <strong>und</strong><br />

Wechselschichtzulagen, St<strong>und</strong>en<strong>und</strong><br />

Überst<strong>und</strong>en<strong>ver</strong>gütungen,<br />

Zeitzuschläge, Bereitschafts- <strong>und</strong><br />

Rufbereitschafts<strong>ver</strong>gütungen) um<br />

1,6%.<br />

■ Ab dem 1.1.2009 sind <strong>di</strong>e Entgelte<br />

um weitere 4,3% zu erhöhen.<br />

■ Im Januar 2009 muss eine<br />

Sonderzahlung in Höhe von 225<br />

Euro, für Teilzeitkräfte anteilig,<br />

geleistet werden.<br />

■ Die Ausbildungsentgelte für<br />

<strong>di</strong>e Auszubildenden in der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />

<strong>und</strong> Krankenpflege sind<br />

rückwirkend zum 1.1.2008 um 70<br />

Euro monatlich anzuheben.<br />

Was sind Verträge mit Helios<br />

wert, wenn der Konzern nicht<br />

einmal Tarif<strong>ver</strong>träge einhält?<br />

Inzwischen erklärte <strong>di</strong>e Helios-<br />

Geschäftsführung in Siegburg, sie<br />

werde ihr »Tarifangebot« einseitig<br />

umsetzen. Darin sehen wir einen<br />

offenen Bruch des Tarif<strong>ver</strong>trags<br />

<strong>und</strong> einen krassen Verstoß gegen<br />

<strong>di</strong>e tarifbezogenen Arbeits<strong>ver</strong>träge<br />

der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen.<br />

Zur Begründung erklärt Helios,<br />

»<strong>di</strong>e wirtschaftliche Lage des<br />

Helios-Klinikums Siegburg« sei<br />

»weiterhin äußerst angespannt«.<br />

2006, im Jahr des Tarifabschlusses,<br />

erwirtschaftete das Helios-Klinikum<br />

Siegburg einen Verlust in<br />

Millionenhöhe. Dennoch schloss<br />

Helios einen neuen Tarif<strong>ver</strong>trag,<br />

weil <strong>di</strong>e Konzernleitung nach<br />

einem Warnstreik mit hoher Beteiligung<br />

einen langen, harten Arbeitskampf<br />

befürchten musste.<br />

Im Jahr 2007 erzielte das Klinikum<br />

erstmals seit mehr als 10 Jahren<br />

Gewinne in 7-stelliger Höhe.<br />

Auch in <strong>di</strong>esem Jahr kann das<br />

Unternehmen voraussichtlich Gewinne<br />

<strong>ver</strong>buchen.<br />

Dennoch setzt der Konzern jetzt,<br />

da sich <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> in der Friedenspflicht<br />

befindet, wesentliche Regelungen<br />

des Tarif<strong>ver</strong>trags nicht um.<br />

Die Konzernleitung <strong>ver</strong>weist<br />

auf<br />

■ <strong>di</strong>e hohe Verschuldung des Klinikums:<br />

Sie wurde innerhalb kurzer<br />

Zeit durch wirtschaftliche Fehlentscheidungen<br />

bewirkt, <strong>di</strong>e der<br />

Fresenius Konzern zu <strong>ver</strong>antworten<br />

hat <strong>und</strong> war beim Tarifabschluss<br />

bekannt;<br />

■ den Kaufpreis des Klinikums:<br />

Wer <strong>Krankenhäuser</strong> kauft, der soll<br />

sie auch bezahlen. Noch ist der<br />

Kauf<strong>ver</strong>trag nicht wirksam geworden<br />

<strong>und</strong> nach dem Kauf wird eine<br />

sehr hohe jährliche Pachtzahlung<br />

entfallen;<br />

■ geplante Baumaßnahmen:<br />

Auch sie waren 2006 bereits konkret<br />

ins Auge gefasst. Wer <strong>di</strong>e<br />

Demonstration zur Rettung der<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> schwänzen kann,<br />

in der es vorrangig um <strong>di</strong>e bessere<br />

Finanzierung von Krankenhausinvestitionen<br />

geht, wer Maximal<strong>ver</strong>sorger<br />

wie das Klinikum Krefeld<br />

kaufen kann <strong>und</strong> das Klinikum<br />

Dortm<strong>und</strong> kaufen will, der kann<br />

auch einen Umbau in Siegburg<br />

finanzieren <strong>und</strong> Tarifgehälter<br />

zahlen.<br />

Den Tarif für kommunale <strong>Krankenhäuser</strong><br />

zahlen viele Unternehmen,<br />

denen es schlechter geht als<br />

dem Helios-Klinikum Siegburg. ■<br />

Andreas Heymann, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

NRW-Süd<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 42 ■ Oktober 2008

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