<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik 130.000 in Berlin ■ 4 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 42 ■ Oktober 2008 KRISTOFFER BORRMANN, HANNOVER (4), FREESTYLE (3), RENATE STIEBITZ, POTSDAM (3), ANDRÉ STIEBITZ, POTSDAM (2)
»Der Deckel muss weg!« Wie es nach der Demonstration am 25.9.2008 weitergeht »Der Deckel muss weg« lautet das Motto der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Kampagne zur Krankenhausfinanzierung. Für <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> ist klar: Einfach mehr Geld ins Krankenhaus, das reicht nicht. Es muss auch bei den Beschäftigten ankommen. Wir führen <strong>di</strong>e Kampagne, weil wir <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen <strong>ver</strong>bessern wollen. Es muss mehr Personal ins Krankenhaus, weil nur so der Stress erträglicher wird. Nur so kann auch <strong>di</strong>e Versorgung der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten wieder besser werden. Haarsträubende Berichte bei www.krankenhaus-sorgen.de Es ist haarsträubend, was uns Angehörige, Patientinnen <strong>und</strong> Patienten auf der Kampagnenseite www.krankenhaus-sorgen.de berichten. Ein Polizist schildert eine dramatische Situation: »Ich bin Polizeibeamter in einer Stadt Nordrhein-Westfalens. Nach einem tragischen Unfall mit tödlichem Ausgang musste ich der hinterbliebenen Frau an einem Sonntagmorgen <strong>di</strong>e Todesbenachrichtigung überbringen. Diese Frau lag zu RENATE STIEBITZ, POTSDAM <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 42 ■ Oktober 2008 <strong>di</strong>esem Zeitpunkt nach einer Herz!!!-OP im Krankenhaus. Wegen Personalmangels musste ich 45 Minuten warten, bevor ich einer Krankenpflegerin <strong>di</strong>e Situation schildern konnte. Selbst danach benötigte <strong>di</strong>e Krankenschwester wegen stän<strong>di</strong>ger Alarmierungen aus den Krankenzimmern <strong>und</strong> anderer Aufgaben weitere 30 Minuten, um <strong>di</strong>e Benachrichtigung vorzubereiten (Bettnachbarn sollten zum Beispiel nicht anwesend sein). Trotz mehrfacher Bitte, wegen des akuten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>risikos einen Arzt herbei zu holen, war es mangels freier Ärzte nicht möglich, <strong>di</strong>e Benachrichtigung unter Beisein eines Arztes durchzuführen. Als <strong>di</strong>e Frau schließlich zusammenbrach, dauerte es 15 Minuten, bis ein Arzt anwesend war. Ich habe mich elen<strong>di</strong>g gefühlt«, geschrieben am 2.9.2008 von Michael, Nordrhein-Westfalen. Die Aufgabe, <strong>di</strong>e der Beamte hatte, <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Situation der Frau, sind sicherlich ein Einzelfall, doch was er mit der Belastung des Personals <strong>und</strong> der Lücke in der Versorgung erlebte, ist weit<strong>ver</strong>breiteter Alltag. Was <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung bietet Durch <strong>di</strong>e vielen Aktionen der Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglieder <strong>und</strong> durch das außergewöhnliche Bündnis »Rettung der Kran- Wir waren dabei! kenhäuser«, das <strong>di</strong>e wichtigsten Gewerkschaften <strong>und</strong> Verbände der Krankenhausbranche <strong>ver</strong>sammelt, ist <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung unter Handlungsdruck geraten. Wenige Tage vor der größten Krankenhausdemonstration in der Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik am 25.9.2008 kam plötzlich Tempo in <strong>di</strong>e Politik. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerin Ulla Schmidt gelang es, <strong>di</strong>e Länder »einzufangen«, <strong>di</strong>e seit der Landesges<strong>und</strong>heitsministerkonferenz in Plön im Juli 2008 auf Blockadekurs waren. Doch was geboten wird, reicht nicht ■ Die <strong>Krankenhäuser</strong> sollen 3 Mrd. Euro bekommen, hat <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung am 24.9.2008 beschlossen. Eingerechnet sind hier 1 Mrd. Euro, <strong>di</strong>e den <strong>Krankenhäuser</strong>n auch ohne jede neue Gesetzgebung aufgr<strong>und</strong> der geltenden Rechtslage zustehen. 3 Mrd. Euro sind mehr, als CDU/CSU geben wollten (1,5 Mrd. Euro). Die Finanzierungslücke beträgt aber 6,7 Mrd. Euro. Für <strong>di</strong>e Beschäftigten heißt das: Beim Personal kommt wenig an. ■ Die Maßnahmen sind kurzatmig. Eine stabile langfristige Lösung soll <strong>ver</strong>schoben werden. Der Deckel bleibt. Ob sich B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerin Ulla Schmidt mit ihrem vagen Versuch durchsetzen wird, anstelle des Deckels im Eure Fotos der Demo in Berlin könnt ihr in der nächsten <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>-Ausgabe bew<strong>und</strong>ern – wenn ihr sie rechtzeitig <strong>di</strong>rekt an <strong>ver</strong><strong>di</strong>@freestylegrafik.de schickt (bitte eine Auswahl treffen, eine kurze Bilderläuterung dazu mailen <strong>und</strong> uns den Namen der FotografIn <strong>ver</strong>raten). ■ 5 <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik