24.10.2012 Aufrufe

Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen

Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen

Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bad Hersfeld (Hessen): Monopoly fortgesetzt<br />

Weiter<strong>ver</strong>kauf der Vitalisklinik<br />

Wie aus dem Bericht vom Kollegen<br />

Geis zu entnehmen war*,<br />

hatte <strong>di</strong>e Landesbank Baden-Württemberg<br />

(LBBW) als Haupteigentümerin<br />

der Kraichgau-Klinik AG<br />

ihre Anteile an <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>Clin AG<br />

<strong>ver</strong>kauft.<br />

Unter <strong>di</strong>ese Transaktion fiel auch<br />

<strong>di</strong>e Vitalisklinik in Bad Hersfeld<br />

(In<strong>di</strong>kationen sind u.a. Magen<strong>und</strong><br />

Darmerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen).<br />

Da <strong>di</strong>e Vitalisklinik nicht in <strong>di</strong>e<br />

strategische Ausrichtung der<br />

Me<strong>di</strong>Clin AG passte, sollte sie im<br />

Hau-Ruck-Verfahren im Wege<br />

eines Share-deals weiter<strong>ver</strong>kauft<br />

werden. Großes Interesse hatten<br />

<strong>di</strong>e Stadt Bad Hersfeld <strong>und</strong> das<br />

Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum Rotenburg<br />

(HKZ). Da ein Share-deal mit<br />

der Stadt Bad Hersfeld nicht zu<br />

Stande kam, beschloss <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>-<br />

Clin AG im Wege eines Assetdeals<br />

das Geschäft mit dem HKZ<br />

zu machen.<br />

Diese Maßnahme hätte für sehr<br />

viele Beschäftigte Arbeitslosigkeit,<br />

sogar Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet,<br />

da das HKZ le<strong>di</strong>glich das<br />

Ziel <strong>ver</strong>folgte, einen Teilbetrieb zu<br />

erwerben. Hierunter sollten u.a.<br />

<strong>di</strong>e Bereiche Ärztlicher Dienst <strong>und</strong><br />

Pflege<strong>di</strong>enst fallen. Zwar hatte <strong>di</strong>e<br />

Stadt Bad Hersfeld mitgeteilt, dass<br />

sie für einen Asset-deal jederzeit<br />

zur Verfügung stünde, allen Beschäftigten<br />

betriebsbe<strong>di</strong>ngten<br />

Kün<strong>di</strong>gungsschutz für 3 Jahre ausspreche,<br />

in <strong>di</strong>e Klinik investieren<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 42 ■ Oktober 2008<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>ese Klinik me<strong>di</strong>zinisch<br />

weiterentwickeln werde. Doch <strong>di</strong>e<br />

Würfel schienen zugunsten des<br />

HKZ gefallen zu sein. Der Vorstand<br />

erteilte dem HKZ unter Gremienvorbehalt<br />

den Zuschlag.<br />

In einigen Einigungsstellensitzungen<br />

setzte sich <strong>di</strong>e Geschäftsführerin<br />

von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Osthessen,<br />

Angelika Kappe, gemeinsam mit<br />

dem Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

aus Marburg, Hans-Dieter Wolf,<br />

<strong>und</strong> einem BR-Mitglied vehement<br />

für <strong>di</strong>e arbeitsplatz- <strong>und</strong> standorterhaltende<br />

Maßnahme ein (Verkauf<br />

an <strong>di</strong>e Stadt Bad Hersfeld).<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> organisierte mit dem Betriebsrat<br />

einen Aktionstag <strong>und</strong><br />

eine Unterschriftenkampagne für<br />

den Erhalt aller Arbeitsplätze.<br />

Weit über 12.000 Unterschriften<br />

gingen beim Betriebsrat ein. Menschen<br />

unterschrieben, denen Arbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> Standorte nicht<br />

egal sind.<br />

Beste Absichten <strong>und</strong> weit <strong>ver</strong>besserte<br />

Angebote von Seiten<br />

der Stadt Bad Hersfeld, stän<strong>di</strong>ge<br />

Presseartikel <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funkberichte<br />

schienen <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>Clin AG<br />

nicht sonderlich zu beeindrucken.<br />

Der Finanzvorstand der Me<strong>di</strong>Clin<br />

AG hielt sich getreu an eine alte<br />

Kaufmannsregel, dass eine Zusage<br />

eine Zusage ist. Und dennoch<br />

gaben der Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

nicht auf. Mit Beharrlichkeit <strong>und</strong><br />

Zielstrebigkeit wurde an der so<br />

genannten lokalen Lösung weiter<br />

gearbeitet.<br />

Der Erfolg kann sich sehen<br />

lassen<br />

Die 100%ige Tochtergesellschaft<br />

der Stadt Bad Hersfeld erhielt kurz<br />

vor »Spielende« den Zuschlag für<br />

<strong>di</strong>e Vitalisklinik. Zuvor hatte das<br />

HKZ (Herz-<strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />

Rotenburg) der Stadt Bad Hersfeld<br />

den Vorrang eingeräumt. Verantwortlich<br />

für <strong>di</strong>esen bedeutsamen<br />

Richtungswechsel waren <strong>di</strong>e LBBW<br />

respektive der Aufsichtsrat der<br />

Kraichgau-Klinik AG. Dieses Gremium<br />

war sich, neben der Verantwortung<br />

gegenüber den Aktionären<br />

auch der Verantwortung<br />

gegenüber den Mitarbeitern bewusst.<br />

Und so wurde für Bad<br />

Hersfeld entschieden. Arbeitsplatzerhalt<br />

gegen <strong>ver</strong>meidbare Arbeitsplatz<strong>ver</strong>nichtung.<br />

Auch das HKZ<br />

bewies in <strong>di</strong>eser Phase Größe.<br />

Geld <strong>und</strong> Moral können doch<br />

miteinander leben. Man muss nur<br />

wollen <strong>und</strong> darf nicht aufgeben. ■<br />

Thilo Möller, BR-Vorsitzender<br />

Vitalisklinik<br />

Share-deal: Übernahme der Mehrheit<br />

der Gesellschafteranteile. Dadurch wird<br />

<strong>di</strong>e Erwerberin zur Anteilseignerin mit<br />

allen Rechten <strong>und</strong> Pflichten (oft nicht<br />

kalkulierbare Haftungsrisiken).<br />

Asset-deal: Hierbei werden sämtliche<br />

Assets (Wirtschaftsgüter) zu einem Stichtag<br />

gekauft <strong>und</strong> nur dafür wird dann <strong>di</strong>e<br />

Haftung übernommen.<br />

Für <strong>di</strong>e Vitalisklinik ist wegen der Gesellschaftsstruktur<br />

(atypische stille Gesellschafter<br />

usw.) der Kauf im Wege eines<br />

Asset-deals haftungsrechtlich mit weniger<br />

Risiken für <strong>di</strong>e Fortführung <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en.<br />

■ 37<br />

Vor Ort<br />

* Siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

40,<br />

S. 56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!