Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen
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Bad Hersfeld (Hessen): Monopoly fortgesetzt<br />
Weiter<strong>ver</strong>kauf der Vitalisklinik<br />
Wie aus dem Bericht vom Kollegen<br />
Geis zu entnehmen war*,<br />
hatte <strong>di</strong>e Landesbank Baden-Württemberg<br />
(LBBW) als Haupteigentümerin<br />
der Kraichgau-Klinik AG<br />
ihre Anteile an <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>Clin AG<br />
<strong>ver</strong>kauft.<br />
Unter <strong>di</strong>ese Transaktion fiel auch<br />
<strong>di</strong>e Vitalisklinik in Bad Hersfeld<br />
(In<strong>di</strong>kationen sind u.a. Magen<strong>und</strong><br />
Darmerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen).<br />
Da <strong>di</strong>e Vitalisklinik nicht in <strong>di</strong>e<br />
strategische Ausrichtung der<br />
Me<strong>di</strong>Clin AG passte, sollte sie im<br />
Hau-Ruck-Verfahren im Wege<br />
eines Share-deals weiter<strong>ver</strong>kauft<br />
werden. Großes Interesse hatten<br />
<strong>di</strong>e Stadt Bad Hersfeld <strong>und</strong> das<br />
Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum Rotenburg<br />
(HKZ). Da ein Share-deal mit<br />
der Stadt Bad Hersfeld nicht zu<br />
Stande kam, beschloss <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>-<br />
Clin AG im Wege eines Assetdeals<br />
das Geschäft mit dem HKZ<br />
zu machen.<br />
Diese Maßnahme hätte für sehr<br />
viele Beschäftigte Arbeitslosigkeit,<br />
sogar Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet,<br />
da das HKZ le<strong>di</strong>glich das<br />
Ziel <strong>ver</strong>folgte, einen Teilbetrieb zu<br />
erwerben. Hierunter sollten u.a.<br />
<strong>di</strong>e Bereiche Ärztlicher Dienst <strong>und</strong><br />
Pflege<strong>di</strong>enst fallen. Zwar hatte <strong>di</strong>e<br />
Stadt Bad Hersfeld mitgeteilt, dass<br />
sie für einen Asset-deal jederzeit<br />
zur Verfügung stünde, allen Beschäftigten<br />
betriebsbe<strong>di</strong>ngten<br />
Kün<strong>di</strong>gungsschutz für 3 Jahre ausspreche,<br />
in <strong>di</strong>e Klinik investieren<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 42 ■ Oktober 2008<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>ese Klinik me<strong>di</strong>zinisch<br />
weiterentwickeln werde. Doch <strong>di</strong>e<br />
Würfel schienen zugunsten des<br />
HKZ gefallen zu sein. Der Vorstand<br />
erteilte dem HKZ unter Gremienvorbehalt<br />
den Zuschlag.<br />
In einigen Einigungsstellensitzungen<br />
setzte sich <strong>di</strong>e Geschäftsführerin<br />
von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Osthessen,<br />
Angelika Kappe, gemeinsam mit<br />
dem Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
aus Marburg, Hans-Dieter Wolf,<br />
<strong>und</strong> einem BR-Mitglied vehement<br />
für <strong>di</strong>e arbeitsplatz- <strong>und</strong> standorterhaltende<br />
Maßnahme ein (Verkauf<br />
an <strong>di</strong>e Stadt Bad Hersfeld).<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> organisierte mit dem Betriebsrat<br />
einen Aktionstag <strong>und</strong><br />
eine Unterschriftenkampagne für<br />
den Erhalt aller Arbeitsplätze.<br />
Weit über 12.000 Unterschriften<br />
gingen beim Betriebsrat ein. Menschen<br />
unterschrieben, denen Arbeitsplätze<br />
<strong>und</strong> Standorte nicht<br />
egal sind.<br />
Beste Absichten <strong>und</strong> weit <strong>ver</strong>besserte<br />
Angebote von Seiten<br />
der Stadt Bad Hersfeld, stän<strong>di</strong>ge<br />
Presseartikel <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funkberichte<br />
schienen <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>Clin AG<br />
nicht sonderlich zu beeindrucken.<br />
Der Finanzvorstand der Me<strong>di</strong>Clin<br />
AG hielt sich getreu an eine alte<br />
Kaufmannsregel, dass eine Zusage<br />
eine Zusage ist. Und dennoch<br />
gaben der Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
nicht auf. Mit Beharrlichkeit <strong>und</strong><br />
Zielstrebigkeit wurde an der so<br />
genannten lokalen Lösung weiter<br />
gearbeitet.<br />
Der Erfolg kann sich sehen<br />
lassen<br />
Die 100%ige Tochtergesellschaft<br />
der Stadt Bad Hersfeld erhielt kurz<br />
vor »Spielende« den Zuschlag für<br />
<strong>di</strong>e Vitalisklinik. Zuvor hatte das<br />
HKZ (Herz-<strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />
Rotenburg) der Stadt Bad Hersfeld<br />
den Vorrang eingeräumt. Verantwortlich<br />
für <strong>di</strong>esen bedeutsamen<br />
Richtungswechsel waren <strong>di</strong>e LBBW<br />
respektive der Aufsichtsrat der<br />
Kraichgau-Klinik AG. Dieses Gremium<br />
war sich, neben der Verantwortung<br />
gegenüber den Aktionären<br />
auch der Verantwortung<br />
gegenüber den Mitarbeitern bewusst.<br />
Und so wurde für Bad<br />
Hersfeld entschieden. Arbeitsplatzerhalt<br />
gegen <strong>ver</strong>meidbare Arbeitsplatz<strong>ver</strong>nichtung.<br />
Auch das HKZ<br />
bewies in <strong>di</strong>eser Phase Größe.<br />
Geld <strong>und</strong> Moral können doch<br />
miteinander leben. Man muss nur<br />
wollen <strong>und</strong> darf nicht aufgeben. ■<br />
Thilo Möller, BR-Vorsitzender<br />
Vitalisklinik<br />
Share-deal: Übernahme der Mehrheit<br />
der Gesellschafteranteile. Dadurch wird<br />
<strong>di</strong>e Erwerberin zur Anteilseignerin mit<br />
allen Rechten <strong>und</strong> Pflichten (oft nicht<br />
kalkulierbare Haftungsrisiken).<br />
Asset-deal: Hierbei werden sämtliche<br />
Assets (Wirtschaftsgüter) zu einem Stichtag<br />
gekauft <strong>und</strong> nur dafür wird dann <strong>di</strong>e<br />
Haftung übernommen.<br />
Für <strong>di</strong>e Vitalisklinik ist wegen der Gesellschaftsstruktur<br />
(atypische stille Gesellschafter<br />
usw.) der Kauf im Wege eines<br />
Asset-deals haftungsrechtlich mit weniger<br />
Risiken für <strong>di</strong>e Fortführung <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en.<br />
■ 37<br />
Vor Ort<br />
* Siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
40,<br />
S. 56