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Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland

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Christine Landfried 17<br />

Ernst-Wolfgang Böckenförde hatte in seinem Aufsatz von 1967 noch die Th ese<br />

vertreten, der freiheitliche Staat könne nur bestehen, wenn sich die „Freiheit,<br />

die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz<br />

des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft , reguliert. “ 15 In einem<br />

späteren Interview präzisierte er, dass die „Homogenität der Gesellschaft “nicht<br />

als „völkische Homogenität“, sondern als eine gemeinsame Vorstellung über<br />

das Zusammenleben unter „Anerkennung von Verschiedenheit“ zu verstehen<br />

sei. 16 Ich möchte einen Schritt weitergehen. Die bloße Anerkennung von Differenz<br />

reicht nicht aus. Es kommt in einer zunehmend globalen Welt auf einen<br />

demokratischen und kommunikativen Umgang mit Diff erenz an, wenn die<br />

repräsentative <strong>Demokratie</strong> gelingen soll. Das Ziel muss sein, Diff erenz als positives<br />

Potential für die Lösung gesellschaft licher Probleme zu nutzen. 17<br />

Eine wichtige Voraussetzung für eine repräsentative <strong>Demokratie</strong>, in der die<br />

Verbundenheit zwischen Regierenden und Regierten die Basis für die Verbindlichkeit<br />

der Entscheidungen gelingt, ist das Verhalten der politischen Elite<br />

selbst. So ist Korruption etwa in Fragen der Politikfi nanzierung rationalen<br />

Entscheidungen nie förderlich und geht immer zu Lasten der Verbundenheit<br />

zwischen Repräsentanten und Repräsentierten. Kommt Korruption ans Tageslicht,<br />

dann ist Transparenz das Gebot der Stunde. Doch nicht nur die Verhinderung<br />

und Aufdeckung von Korruption sind wichtige Voraussetzungen<br />

der repräsentativen <strong>Demokratie</strong>. Auch ein ziviler Umgang der Politiker untereinander<br />

ist wichtig, wenn die Bürger die Überzeugung gewinnen sollen,<br />

dass ihre Repräsentanten in Parlament und Regierung die ihnen anvertrauten<br />

Aufgaben ernst nehmen.<br />

Zu den Voraussetzungen einer gelingenden demokratischen Repräsentation<br />

gehören Institutionen innerhalb und außerhalb der Politik, in denen <strong>Demokratie</strong><br />

gelebt werden kann. Politische Parteien gehören zu diesen institutionellen<br />

Voraussetzungen, da sie auf der Basis innerparteilicher <strong>Demokratie</strong><br />

zwischen Volk und Staat vermitteln sollen. Auch außerhalb der Politik sollen<br />

in gesellschaft lichen Bereichen wie der Wirtschaft angemessene demokrati-<br />

15 Ernst-Wolfgang Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation,<br />

a.a.O., S.93.<br />

16 Interview Christian Rath mit Ernst-Wolfgang Böckenförde. In: taz vom 23.9.2009.<br />

17 Kolja Raube, Annika Sattler (Hrsg.), Diff erence and Democracy, Frankfurt, New York: Campus<br />

2011.

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