Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland
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Einleitung 7<br />
neue Beteiligungsmöglichkeiten auf allen politischen Ebenen diskutiert. Selbst<br />
die Europäische Union hat die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens geschaff en.<br />
Die Tagung in Otzenhausen widmete sich insbesondere zwei Fragestellungen:<br />
Welche Elemente der Bürgerbeteiligung sind für den politischen Prozess in<br />
einer repräsentativen <strong>Demokratie</strong> langfristig realisierbar ohne eine Dominanz<br />
von Partikularinteressen entstehen zu lassen? Und welche Rolle spielt eigentlich<br />
vor diesem Hintergrund <strong>Demokratie</strong>entwicklung in Unternehmen?<br />
In seinem Eröff nungsreferat machte Heiko Maas, Vorsitzender der SPD Saar,<br />
deutlich, dass in der deutschen Gesellschaft ein neues Bedürfnis nach mehr<br />
Partizipation und Teilhabe entstanden ist. Er fordert daher die Einführung<br />
einer Volksgesetzgebung, abgestuft in den Varianten Volksinitiative, Volksbegehren<br />
und Volksentscheid. Dies sei als Ergänzung der parlamentarischen<br />
Ebene und der Institutionen Bundestag und Bundesrat zu sehen. Ebenso müssen<br />
neue Beteiligungsformen für Großprojekte wie Stuttgart21 etabliert werden.<br />
So müssen seiner Meinung nach Mediationsverfahren am Beginn solcher<br />
Projekte stehen und Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Wissen als politische<br />
Berater angesehen werden. Am Beispiel der Erreichung einer Energiewende<br />
hebt Maas diese Beteiligungsformen hervor.<br />
Prof. Frank Decker von der Universität Bonn betrachtet das Th ema grundsätzlicher<br />
und wendet sich zunächst dem <strong>Demokratie</strong>-Begriff zu. Seiner Ansicht<br />
nach ist der Begriff mittlerweile überdehnt und bedarf der wissenschaft lichen<br />
Eingrenzung. Dazu dienen ihm verschiedene Gegensatzpaare: ideale und reale<br />
<strong>Demokratie</strong>; <strong>Demokratie</strong> als Staatsform und als Lebensform; verfassungsstaatliche<br />
und elektorale <strong>Demokratie</strong>; repräsentative und plebiszitäre <strong>Demokratie</strong>;<br />
Input- und Output-Legitimation der <strong>Demokratie</strong>. Unter anderem stellt<br />
Decker fest, dass repräsentative und plebiszitäre <strong>Demokratie</strong> keine Gegensätze<br />
sind, sondern zwingend zusammen gehören. Allerdings sei eine Volksdemokratie<br />
in großen Nationen nicht umsetzbar, wohl aber Volksentscheide nach<br />
Gesetzgebungsbeschlüssen des Bundestages.<br />
Prof. Christine Landfried von der Universität Hamburg stellt einleitend eine<br />
Hypothese auf: „Die gegenwärtige Krise der repräsentativen <strong>Demokratie</strong> lässt<br />
sich mit dem Misstrauen der Bürger in die Vernünft igkeit politischer Ent-