Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland
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Christine Landfried 19<br />
Es ist daher kaum überraschend, wenn die Mehrheit der Bürger davon ausgeht,<br />
dass ihre Meinung in der Politik keine Rolle spiele. Das Wissenschaft szentrum<br />
Berlin für Sozialforschung (WZB) hat am 18.10.2010 eine Befragung von Demonstranten<br />
gegen Stuttgart 21 durchgeführt. Es wurden 1.500 Fragebögen<br />
verteilt. 814 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt. Der Aussage „Wenn<br />
Leute wie ich ihre Meinung gegenüber Politikern kundtun, dann wird diese<br />
Meinung auch berücksichtigt“ haben nur 0,6% der Befragten völlig zugestimmt<br />
und 4,7% der Befragten antworteten, sie stimmten „eher zu“. 47% der<br />
Bürger lehnten die Aussage „eher ab“ und 27,8% lehnten sie „völlig ab.“ Fast<br />
drei Viertel der Befragten (74, 8%) gehen also davon aus, dass ihre Meinung<br />
auf die Politik keinen Einfl uss habe. 23<br />
Die Umfrage des WZB ergibt, „dass die Demonstranten den Zustand der <strong>Demokratie</strong><br />
in der Bundesrepublik sehr kritisch sehen, die überwiegende Mehrheit<br />
sind dabei aktive Demokraten, die das repräsentative System an sich nicht<br />
in Frage stellen.“ 24 Ein Stuttgarter äußerte die Meinung, dass die <strong>Demokratie</strong><br />
für Regierungsmitglieder und die große Mehrheit der Abgeordneten nur ein<br />
„hohles Lippenbekenntnis“ sei. 25 Es spricht nicht für eine Verbundenheit zwischen<br />
Bürgern und politischer Elite, wenn 80,7 % der Befragten der Meinung<br />
sind, politische Parteien seien an ihrer Stimme, nicht aber an ihren Ideen interessiert.<br />
26 Das Misstrauen auf Seiten der Bürger ist groß. Es wird angenommen,<br />
dass in der Politik entgegen aller Verlautbarungen vieles im Verborgenen<br />
passiert. 27<br />
materie selbst zum Th ema einer öff entlichen Diskussion zu machen (…) Öff entlichkeit wird zum<br />
Hof, vor dessen Publikum sich Prestige entfalten lässt – statt in ihm Kritik.“<br />
23 Dieter Rucht, Britta Baumgarten, Simon Teune, Wolfgang Stuppert, Befragung von Demonstranten<br />
gegen Stuttgart 21 am 18.10.2010, Pressekonferenz des Wissenschaft szentrums Berlin für<br />
Sozialforschung am 18.10.2010, Tabelle 14, S. 13.<br />
24 Ebd., S. 11.<br />
25 Ebd., S.12.<br />
26 Ebd., S.11. Die Aussage lautete: „Politische Parteien sind nur an meiner Stimme, aber nicht<br />
an meiner Meinung interessiert.“ – „Stimme völlig zu“ kreuzten 39,5% an. „Stimme eher zu“<br />
kreuzten 41,2% an.<br />
27 Ebd., S. 13. Der Aussage „In der Politik passieren viele Dinge im Verborgenen“ stimmten<br />
73,1% der Befragten „völlig zu“ und 24,2% stimmten „eher zu.“