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Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland

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Frank Decker 53<br />

lässt sich die output-orientierte Perspektive mit der Forderung nach politischer<br />

Partizipation aber durchaus vereinbaren. Gerade dort, wo partikulare Interessen<br />

das Feld beherrschen, bleiben die Korrektivfunktion einer kritischen<br />

Öff entlichkeit und die Bindungswirkung der allgemeinen Wahlentscheidung<br />

für eine gemeinwohlorientierte Politik unentbehrlich. Wie zweckmäßig die<br />

Beteiligung der Massen ist und in welcher Form sie erfolgen sollte, muss dabei<br />

fallbezogen – in Abhängigkeit von den funktionellen Erfordernissen des Politikbereichs<br />

– entschieden werden.<br />

Input- und Output-Legitimation lassen sich von daher ebenso wenig gegeneinander<br />

ausspielen wie die elektorale und konstitutionelle oder plebiszitäre<br />

und repräsentative <strong>Demokratie</strong>. Weder sind die Input-Strukturen in der Lage,<br />

automatisch eine gute Politik hervorzubringen, noch können die politischen<br />

Inhalte aus sich selbst heraus eine hinreichende Legitimation erzeugen. Die<br />

erstgenannte Feststellung ist als Paradigma des Neo-Institutionalismus heute<br />

politologisches Allgemeingut. Die zweite Feststellung muss dagegen in Erinnerung<br />

gerufen werden, um einer allzu einseitigen Orientierung an der Output-<br />

Sichtweise vorzubeugen. Dass sich diese in der Politikwissenschaft zunehmender<br />

Beliebtheit erfreut, hat seinen Grund in der – von Dahl so bezeichneten<br />

– dritten Transformation der <strong>Demokratie</strong>. „So wie die einstigen Stadtstaaten<br />

ihrer politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Autonomie beraubt<br />

worden sind, als sie in den größeren Nationalstaaten aufgingen, so reduziert<br />

heute das Aufk ommen transnationaler Systeme die politische, ökonomische,<br />

soziale und kulturelle Autonomie der Nationalstaaten“ (Dahl 1994: 26). Damit<br />

droht die Substanz des demokratischen Regierungsprozesses ausgehöhlt zu<br />

werden, die der Input-Perspektive zugrunde liegt.<br />

Am Beispiel der Europäischen Union lässt sich dies gut veranschaulichen. Die<br />

im Zuge der Globalisierung geschwundenen Handlungsspielräume der nationalstaatlichen<br />

Politik stellt diese vor ein schwieriges Dilemma. Einerseits<br />

zwingt sie die Mitgliedsstaaten, Teile ihrer Souveränität an eine übergeordnete<br />

Entscheidungsebene abzutreten. Andererseits kann die Legitimation der<br />

europäischen Politik nur über die Mitgliedsstaaten selbst oder den Entscheidungsoutput<br />

vermittelt werden, solange es den trans- oder supranationalen<br />

Institutionen an einem dem Nationalstaat vergleichbaren demokratischen<br />

Unterbau mangelt. Für die Kritiker des <strong>Demokratie</strong>defi zits bleiben die europäischen<br />

Strukturen damit notgedrungen defi zitär (Decker 2000).

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