07.10.2013 Aufrufe

Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland

Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland

Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

36<br />

Was ist <strong>Demokratie</strong>?<br />

inhaltlich enthalten bzw. angelegt ist. 1 Sartori (1992: 17) weist zu Recht darauf<br />

hin, „dass die <strong>Demokratie</strong> aus den Wechselwirkungen zwischen ihren Idealen<br />

und ihrer Wirklichkeit entsteht, aus dem Drang eines Sollens und dem Widerstand<br />

eines Seins“ (Hervorheb. im Orig.). Auch die Polyarchiemerkmale von<br />

Dahl sind letztlich nichts anderes als Konsequenzen der demokratischen Idee.<br />

So notwendig es ist, zwischen einem präskriptiven und deskriptiven Verständnis<br />

von <strong>Demokratie</strong> zu unterscheiden, so unangebracht erscheint es deshalb,<br />

den <strong>Demokratie</strong>begriff in eine ideale <strong>Demokratie</strong> und reale Polyarchie künstlich<br />

zu zerlegen.<br />

Das Festhalten an einem einheitlichen <strong>Demokratie</strong>begriff wirkt zugleich dem<br />

Missverständnis entgegen, wonach Unterschiede zwischen <strong>Demokratie</strong>n und<br />

Nicht-<strong>Demokratie</strong>n lediglich solche des Grades seien (und nicht der Qualität).<br />

Gewiss gibt es beim Übergang von der <strong>Demokratie</strong> zur Nicht-<strong>Demokratie</strong><br />

(und vice versa) Abstufungen und Grauzonen, die eine eindeutige Zuordnung<br />

erschweren. Dies heißt aber nicht, dass es sich um ein bloßes Kontinuum handelt,<br />

dessen Merkmale allein in Kategorien des Mehr oder Weniger erfassbar<br />

sind. Eine Typologie, die so verfährt, läuft Gefahr, die grundlegenden Unterschiede<br />

zwischen demokratischen und nicht-demokratischen Systemen – und<br />

innerhalb der zuletzt genannten Gruppe zwischen den autoritären und totalitären<br />

Systemen – zu verwischen (Maćków 2000: 1491). Um dies zu vermeiden<br />

kommt es erstens darauf an, die Unterscheidungsmerkmale zutreff end und<br />

umfassend zu defi nieren. Zweitens müssen die Merkmale empirisch handhabbar<br />

gemacht werden, indem man Indices bildet und sie entsprechend ihrer<br />

Ausprägung gewichtet. Und drittens gilt es Schwellenwerte für den Übergang<br />

vom einen in den anderen Systemzustand festzulegen. Werden Unter- oder<br />

Zwischentypen gebildet, ist auf deren Benennung besondere begriffl iche Sorgfalt<br />

zu verwenden. Hier stellt sich z.B. die Frage, ob es ausreicht, die <strong>Demokratie</strong><br />

einfach nur mit zusätzlichen Adjektiven zu versehen, die ihren Bedeutungsgehalt<br />

einschränken oder konkretisieren (s.u.).<br />

Dahls Polyarchiekonzeption schließt an die minimalistische Defi nition Joseph<br />

A. Schumpeters an. Für Schumpeter ist die <strong>Demokratie</strong> kein Wert an sich und<br />

auch keine Ordnung zur Erreichung von Gemeinwohlzielen, wie sie von der<br />

„klassischen“ <strong>Demokratie</strong>lehre postuliert werde, sondern lediglich eine Me-<br />

1 Die Herrschaft der Vielen kann auch in einer Diktatur Platz greifen, wenn man z.B. an das<br />

Prinzip der kollektiven Führung in den realsozialistischen Systemen denkt. Selbst dem nationalsozialistischen<br />

Führerstaat sind polykratische Tendenzen attestiert worden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!