Dialog 20.indb - Stiftung Demokratie Saarland
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Heiko Maas 9<br />
Mehr <strong>Demokratie</strong> wagen –<br />
für eine neue Bürger-<strong>Demokratie</strong><br />
Herausforderungen der parlamentarischen <strong>Demokratie</strong><br />
Unsere parlamentarische <strong>Demokratie</strong> hat sich 60 Jahre nach ihrer Gründung<br />
als Erfolgsmodell erwiesen. Durch sie gelang die Überwindung tiefer Gräben<br />
der deutschen Gesellschaft , wie sie noch in der Weimarer Republik bestanden<br />
hatten. Es gelang Parlament, Regierung und Parteien Wünsche und Interessen<br />
der Bürgerinnen und Bürger – durchaus auch im Rahmen von Konfl ikten<br />
– aufzunehmen und in Politik umzusetzen. Sie hat einen konstruktiven und<br />
friedlichen Wettbewerb zwischen den Parteien ermöglicht.<br />
Insbesondere Willy Brandt war es, der 1969 den entscheidenden Schritt zur<br />
Demokratisierung der deutschen Gesellschaft nach Gründung der Bundesrepublik<br />
vollzog. Er nahm die Forderung breiter gesellschaft licher Schichten<br />
nach kritischer Teilhabe und Partizipation sowie nach mehr Transparenz und<br />
Off enheit der demokratischen Institutionen auf. Er eröff nete einen Weg, durch<br />
den die Gesellschaft „mehr <strong>Demokratie</strong> wagen“ konnte. In der Folge reformierten<br />
sich sowohl der Bundestag als auch die kommunalen Institutionen.<br />
Seit den 1990er Jahren wurden auf Kommunal- und Landesebene direktdemokratische<br />
Elemente eingeführt. Bürgerschaft liches Engagement und Partizipation<br />
in zivilgesellschaft lichen Organisationen ist heute Normalität in der<br />
Mehrheit der deutschen Gesellschaft .<br />
Heute besteht wieder Bedarf an der Öff nung in der Politik und den Institutionen.<br />
Das politische und ökonomische Umfeld hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
genauso verändert wie neue Bedürfnisse nach Partizipation und Teilhabe<br />
in der Gesellschaft entstanden sind.<br />
Es waren Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die an den entscheidenden<br />
Wegmarken der deutschen <strong>Demokratie</strong> Verantwortung übernommen<br />
haben. Sie haben immer kühne Forderungen formuliert und für diese<br />
gekämpft , die in ihrer jeweiligen Zeit höchst umstritten waren. Dazu gehören<br />
z.B. die Idee des allgemeinen, unmittelbaren, freien, geheimen Wahlrechts, das<br />
Frauenwahlrecht oder „mehr <strong>Demokratie</strong> wagen“. All dies sind heute zentrale<br />
Inhalte unseres politischen Systems.