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Sexarbeit. Frauenrechtsverletzung oder eine Arbeit wie jede andere?

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ÖSTERREICH<br />

Illegalität entwickelt aber generell negative Dynamiken, die sich auch in <strong>andere</strong>n Ländern<br />

beobachten lassen. 124 Der ungesetzliche Status bedeutet, dass diese Frauen unter<br />

ungeschützten Bedingungen arbeiten müssen.<br />

Sie können k<strong>eine</strong> offiziellen Strukturen in Anspruch nehmen und nicht den Schutz der Polizei<br />

suchen, sind daher auf die Hilfe und den Schutz von <strong>andere</strong>n Personen ange<strong>wie</strong>sen und<br />

geraten so leicht in starke Abhängigkeitsverhältnisse, etwas zu Schleppern, Zuhältern,<br />

Bordellbesitzern und Vermietern. Hohe Schulden bei Schleppern, überhöhte Mieten, geringe<br />

Löhne 125 , lange <strong>Arbeit</strong>szeiten, größere Gewaltbetroffenheit und gefährliche Sexpraktiken 126<br />

sind häufige Folgen. 127 Isolation aufgrund von kulturellen Unterschieden, Sprachproblemen,<br />

mangelndem Zugang zu Informationen und insbesondere auch mangelndem Zugang zu<br />

gesundheitlicher Vorsorge verstärken die prekären Lebens- und <strong>Arbeit</strong>sbedingungen illegal<br />

tätiger <strong>Sexarbeit</strong>erinnen noch weiter.<br />

EUROPAP, ein europäisches Netzwerk für HIV/STD Prävention in der Prostitution, fasste die<br />

Voraussetzungen für selbstbestimmtes <strong>Arbeit</strong>en von Migrantinnen <strong>wie</strong> folgt zusammen: “Die<br />

Möglichkeiten von migrierten <strong>Sexarbeit</strong>erinnen, Kontrolle über ihre eigene <strong>Arbeit</strong> und ihre<br />

Gesundheit im allgem<strong>eine</strong>n auszuüben, werden bestimmt von den Entscheidungs- und<br />

Kontrollmöglichkeiten, die sie über ihre Lebens- und <strong>Arbeit</strong>sbedingungen haben (die<br />

<strong>wie</strong>derum sehr stark von ihrem rechtlichen Status in der EU abhängen) und durch ihren<br />

kulturellen und nationalen Hintergrund.“ 128<br />

Es bleibt daher bei <strong>jede</strong>m Versuch der rechtlichen Verbesserung der Lebens- und<br />

<strong>Arbeit</strong>sbedingungen von <strong>Sexarbeit</strong>erinnen zu berücksichtigen, dass dieser nur <strong>eine</strong>m<br />

(kl<strong>eine</strong>ren) Teil zugute kommen kann, wenn nicht gleichzeitig fremdenrechtliche Maßnahmen<br />

gesetzt werden, die auch die Einbeziehung von Migrantinnen ermöglicht.<br />

124<br />

Munk 2005:81-83.<br />

125<br />

Da die <strong>Arbeit</strong>sbedingungen nicht selbständig bestimmt, sondern von Zuhältern und Bordellbesitzern<br />

vorgegeben sind, handelt es sich der Qualität nach <strong>jede</strong>nfalls um Angestelltenverhältnisse (wenn auch sehr<br />

ausbeuterische).<br />

126<br />

So wird von Bordellbetreibern/Zuhältern häufig Druck auf die Frauen ausgeübt, sexuelle<br />

Dienstleistungen auch ohne Kondom anzubieten.<br />

127<br />

Maiz 2005:14, EUROPAP 1999:55-56.<br />

128<br />

EUROPAP 1999:49.<br />

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