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Sexarbeit. Frauenrechtsverletzung oder eine Arbeit wie jede andere?

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4. DEUTSCHLAND<br />

DEUTSCHLAND<br />

Im Gegensatz zu Österreich gibt es in Deutschland deutlich mehr Literatur und von offiziellen<br />

Stellen aufgearbeitete Informationsquellen zur Rechtslage und ihren Auswirkungen. Auch das<br />

Angebot an Beratungsstellen ist in manchen Städten, insbesondere Berlin, groß. Ein von der<br />

alten Rot-Grünen Regierung in Auftrag gegebener Evaluierungsbericht liegt dem zuständigen<br />

Ministerium bereits seit August 2005 vor, wurde aber bis heute nicht veröffentlicht.<br />

Die folgenden Ausführungen stützen sich auf Fachliteratur, Gesetzestexte, Informationen von<br />

Kommunen und Gespräche mit Beratungsstellen für <strong>Sexarbeit</strong>erInnen und von<br />

<strong>Sexarbeit</strong>erInnen, der Gewerkschaft ver.di und den Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen<br />

(siehe Gesprächsliste).<br />

4.1. Vorgeschichte<br />

Am 1. Jänner 2002 trat das neue Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der<br />

Prostituierten (Prostitutionsgesetz, ProstG) in Kraft. Dieser Gesetzesänderung war ein<br />

jahrelanger Kampf von Huren-Verbänden 137 und LobbyistInnen um <strong>eine</strong> Verbesserung der<br />

Rechtsstellung von <strong>Sexarbeit</strong>erinnen vorangegangen. Eine entscheidende Entwicklung löste<br />

dabei die Aidsdebatte in den 80er Jahren aus. 138 <strong>Sexarbeit</strong>erinnen galten neben<br />

Homosexuellen als besondere Risikogruppe und Gefahr für die Volksgesundheit. Mitte der<br />

80er Jahre wurden von staatlicher Seite daher erhebliche finanzielle Mittel für<br />

„Ausstiegsprogramme“ zur Verfügung gestellt. Sie sollten <strong>Sexarbeit</strong>erinnen ermöglichen,<br />

schnell und unbürokratisch Sozialhilfe zu beziehen und in staatlich subventionierte Jobs<br />

einzusteigen. Für die Vermittlung in diese Programme und die damit verknüpfte Sozialarbeit<br />

wurden vor allem Aktivistinnen der Hurenbewegung herangezogen.<br />

137 Deutsche <strong>Sexarbeit</strong>erinnen begannen bereits in den 70er Jahren aktiv für mehr Rechte zu kämpfen, es<br />

formierte sich auch in Deutschland die sog. „Hurenbewegung“. Ausgangspunkt dieser Bewegung war<br />

Frankreich, wo im Juni 1975 <strong>Sexarbeit</strong>erinnen mit <strong>eine</strong>m „Streik“ auf ihre prekäre Situation aufmerksam<br />

machten. Der gesellschaftlich negativ besetzte Begriff Hure sollte durch die selbstbewusste Verwendung ins<br />

Positive gewendet werden. Bis heute wird von deutschen Aktivistinnen der Begriff Hure mit dieser Intention<br />

verwendet. Ebenso werden aber die Bezeichnungen Prostituierte <strong>oder</strong> <strong>Sexarbeit</strong>erin verwendet. Ausführlich zur<br />

Hurenbewegung siehe Klee 2005.<br />

138 Czajka 2005:59.<br />

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