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Sexarbeit. Frauenrechtsverletzung oder eine Arbeit wie jede andere?

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SCHWEDEN<br />

Prostitution vorgeschlagen, da mit diesem Begriff beide Seiten des Handels, Kunde und<br />

<strong>Sexarbeit</strong>erin, umfasst würden. 271<br />

Der Vorschlag der Kommission stieß auf heftige Kritik. Von 64 befassten Organisationen<br />

unterstützten lediglich 2 Organisationen die Empfehlung der umfassenden Kriminalisierung.<br />

Die Mehrzahl der Stellungnahmen sprach sich generell gegen jegliche Kriminalisierung aus,<br />

während der Ombudsmann für Gleichstellungsfragen, das Institut für öffentliche Gesundheit,<br />

das Zentralkomitee der schwedischen Kirche und die Frauenorganisationen der liberalen<br />

Partei, Zentrumspartei und der sozialdemokratischen Partei für die Bestrafung der Kunden<br />

eintraten. 272<br />

In den folgenden Jahren kooperierten weibliche Abgeordnete 273 quer durch alle Parteien (mit<br />

Ausnahme der konservativen Partei) zum Thema Gewalt gegen Frauen und - so entsprach es<br />

der Betrachtung - <strong>Sexarbeit</strong> als <strong>eine</strong>r Form davon. 274 Die gemeinsame Lobbyarbeit der<br />

Frauenorganisationen zeigte schließlich Erfolge. 275<br />

1998 legte die Regierung dem Parlament mehrere Gesetzesvorschläge zum Thema Gewalt<br />

gegen Frauen vor (Regierungsvorlage „Friede den Frauen“ 1997/98). Einer davon betraf das<br />

neue <strong>Sexarbeit</strong>sgesetz, das entgegen dem Vorschlag des Kommissionsberichts von 1995<br />

(lediglich) die Kriminalisierung des Kunden vorsah. 276 Dieser Vorschlag traf im Parlament<br />

auf geteilte Begeisterung.<br />

Die liberale Partei, die gemäßigte Partei und die Christ-Demokraten vertraten <strong>andere</strong><br />

Positionen 277 , dennoch konnte das Gesetz noch im Frühjahr 1998 beschlossen werden. 278<br />

Sofort darauf entfachte <strong>eine</strong> kurze und heftige mediale Debatte um den eingeschlagenen<br />

Weg 279 , dennoch scheint die Akzeptanz dieser Gesetzesänderung in der schwedischen<br />

Bevölkerung damals und auch heute sehr hoch zu sein. 280 Meinungsumfragen zufolge stieg<br />

271<br />

Svanström 2004:234.<br />

272<br />

Svanström 2004:235.<br />

273<br />

Im Reichstag erreichte der Frauenanteil nach den Wahlen 1998 den historischen Höchststand von 43%<br />

(Boethius 2001:9). Derzeit beträgt der Frauenanteil im Reichstag bereits 45% (gemäß Informationen des<br />

schwedischen Aussenpolitischen Instituts (Utrikepolitiska institutet) über den Frauenanteil in europäischen<br />

Parlamenten, http://www.ui.se, download vom 6. April 2006).<br />

274<br />

Svanström 2004:236.<br />

275<br />

Svanström 2004:242.<br />

276<br />

Svanström 2004:236.<br />

277<br />

Svanström 2004:239.<br />

278<br />

Svanström 2004:239; Das Gesetz wurde mit 181 Stimmen beschlossen, 92 stimmten dagegen, 63<br />

enthielten sich der Stimme (Svanström 2004:241).<br />

279<br />

Svanström 2004:240.<br />

280<br />

Boethius 2001:10, Bindel 2003:76, Eriksson 2005:2.<br />

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