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Sexarbeit. Frauenrechtsverletzung oder eine Arbeit wie jede andere?

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DEUTSCHLAND<br />

Gesundheitsämter verpflichtet, ihre Angebote anonym und weitgehend kostenlos anzubieten.<br />

Die Auswirkungen dieser Neuregelung werden von den NGOs als durchwegs gut beurteilt.<br />

Vor allem Migrantinnen sch<strong>eine</strong>n verstärkt das kostenlose und anonyme Angebot in<br />

Anspruch zu nehmen, während versicherte <strong>Sexarbeit</strong>erinnen häufiger auch niedergelassene<br />

ÄrztInnen aufsuchen. 217 Problematisch bleibt jedoch, dass die meisten migrierten<br />

<strong>Sexarbeit</strong>erinnen nicht krankenversichert sind und die kostenlose gesundheitliche Versorgung<br />

durch die Gesundheitsämter auf Aids- und STD begrenzt ist.<br />

Die Möglichkeiten der Gesundheitsämter, Migrantinnen ohne Versicherungsschutz zu<br />

behandeln, sind daher von vornherein begrenzt. Auch fehlt oft die Erfahrung/Möglichkeit der<br />

MitarbeiterInnen, auf kulturelle Eigenheiten einzugehen <strong>oder</strong> <strong>Sexarbeit</strong>erinnen auch<br />

psychologisch zu betreuen. 218<br />

Ein wichtiger Schritt für den verbesserten Gesundheitsschutz von Migrantinnen wären<br />

verbesserte Möglichkeiten <strong>eine</strong>n legalen Aufenthaltsstatus zu erlangen. Denn die prekäre<br />

Situation illegaler Migrantinnen erhöht auch deren Gesundheitsrisiko. Sie sind auf Grund<br />

ihres schutzlosen Status häufiger Opfer von Gewalt und ihre schlechte finanzielle Lage erhöht<br />

den Druck, in risikoreichere Praktiken einzuwilligen (<strong>wie</strong> etwa Geschlechtsverkehr ohne<br />

Kondom anzubieten).<br />

Oft fehlt es aber auch bereits an Grundkenntnissen über Verhütung und Schutz vor<br />

Geschlechtskrankheiten - nicht nur bei Migrantinnen. 219 Aus Sicht der NGOs wäre es daher<br />

dringend notwendig, <strong>Sexarbeit</strong>erinnen verstärkt mit Streetwork und Beratungsprojekten<br />

anzusprechen und im Bedarfsfall auch über Verhütungsmethoden und gesundheitsschonende<br />

Praktiken aufzuklären, so<strong>wie</strong> das Angebot an kostenlosen Gesundenuntersuchungen<br />

auszubauen. 220 Für diese Informationsarbeit wird unter <strong>andere</strong>m die Ausbildung von sog.<br />

„peer educators“ 221 für sinnvoll erachtet. 222<br />

217<br />

Munk 2005:83, Gespräch Hydra; Wirklich verlässliche Aussagen zur Auswirkung dieser Gesetzeslage<br />

lassen sich jedoch nicht machen. Da nur die Zahlen bei den Gesundheitsämtern erfasst werden, jedoch nicht bei<br />

niedergelassenen ÄrztInnen, gibt es kein verlässliches Datenmaterial.<br />

218<br />

Munk 2005:83-84.<br />

219<br />

Umfassend dazu siehe EUROPAP 1999, Gespräch Amnesty for Women/Tampep, Hydra und Olga.<br />

220<br />

Nitschke-Özbay:139, Gespräch Amnesty for Women, Tampep.<br />

221<br />

Frauen, die selbst in der <strong>Sexarbeit</strong> tätig sind, werden ausgebildet und darin geschult, ihr Wissen an<br />

<strong>andere</strong> <strong>Sexarbeit</strong>erinnen weiterzugeben.<br />

222<br />

Gespräch Amnesty for Women, Tampep.<br />

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