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Sexarbeit. Frauenrechtsverletzung oder eine Arbeit wie jede andere?

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EXKURS FRAUENHANDEL<br />

Die Grünen als jene Partei, von der die neue Gesetzeslage wesentlich vorangetrieben wurde,<br />

stehen dem eingeschlagenen Weg nach <strong>wie</strong> vor positiv gegenüber und konzentrieren sich auf<br />

den weiteren Handlungsbedarf. 399 Die CDU/CSU hingegen steht dem neuen Gesetz sehr<br />

ambivalent gegenüber. Aus ihren Reihen sind Rufe nach Kundenbestrafung zu vernehmen<br />

und die Umsetzung des ProstG stößt vor allem in unionsbeherrschten Bundesländern auf<br />

Widerstand. 400<br />

Trotz des offenen weiteren Handlungsbedarfs wird das neue Gesetz aber auch von der<br />

Hurenbewegung, den meisten (spezifischen) Beratungsstellen, dem Bundesverband sexuelle<br />

Dienstleistungen (Interessensvertretung der unternehmerischen Seite) und der Gewerkschaft<br />

als erster Schritt in die richtige Richtung gesehen. Insbesondere die Klarstellung, dass<br />

<strong>Sexarbeit</strong> nicht sittenwidrig ist, wird als Meilenstein im Prozess der Entstigmatisierung von<br />

<strong>Sexarbeit</strong>erinnen betrachtet.<br />

Die Gründe, warum das Gesetz aber noch k<strong>eine</strong> markanten Verbesserungen der Situation von<br />

<strong>Sexarbeit</strong>erinnen ergeben hat, sind vielfältig. Zunächst ist es die gesetzliche Regelung selbst.<br />

Mit drei Paragraphen ist ein so komplexes Gebiet nicht befriedigend zu regeln. Es fehlt nicht<br />

nur die Harmonisierung mit <strong>andere</strong>n Rechtsfeldern, sondern auch die rechtliche<br />

Ausgestaltung von sexuellen Dienstleistungen als <strong>Arbeit</strong> bedarf noch weiterer<br />

Verf<strong>eine</strong>rungen. Besonders sch<strong>wie</strong>rig ist dabei die Frage, <strong>wie</strong> das Spannungsverhältnis<br />

zwischen sexueller Integrität der <strong>Sexarbeit</strong>erin und wirtschaftlichem Interesse des<br />

<strong>Arbeit</strong>gebers bestmöglich aufgelöst werden kann.<br />

Die mangelhafte Gesetzeslage muss als Spiegel der nach <strong>wie</strong> vor z<strong>wie</strong>spältigen Haltung der<br />

EntscheidungsträgerInnen im Umgang mit <strong>Sexarbeit</strong> betrachtet werden, ebenso <strong>wie</strong> die<br />

Sch<strong>wie</strong>rigkeiten in der Wahrnehmung der bereits bestehenden Möglichkeiten <strong>eine</strong>s<br />

geänderten Umgangs. Dieser Z<strong>wie</strong>spalt ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich.<br />

<strong>Sexarbeit</strong> ist zwar ein häufig aufgegriffenes Thema, aber auch <strong>eine</strong>s, dass <strong>wie</strong> kaum ein<br />

<strong>andere</strong>s emotionalisiert und von Klischees und diffusem Wissen überschwemmt ist. Der<br />

sachliche Zugang zu diesem Thema braucht Zeit und verlangt von EntscheidungsträgerInnen<br />

das ehrliche Bemühen, sich mit dem Thema eingehend und kritisch auseinanderzusetzen, zu<br />

welcher persönlichen Schlussfolgerung mann/frau dann auch kommen mag.<br />

399 Schewe-Gerigk 2005:2-3.<br />

400 Schewe-Gerigk 2005:6; So wird etwa in Bayern bei Abschluss <strong>eine</strong>s <strong>Arbeit</strong>svertrages von der<br />

Staatsanwaltschaft automatisch wegen Zuhälterei ermittelt (Schewe-Gerigk 2005:2).<br />

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