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Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2006-1

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A NGELIKA Z DIARSKY Stempelspuren <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Vergangenheit<br />

gen zufolge wurde die UB Wien bei <strong>der</strong> Aufteilung von herrenlosem Buchgut,<br />

Mappenwerken und Graphiken gegenüber an<strong>der</strong>en Institutionen bevorzugt 8 .<br />

Dort heißt es wie folgt:<br />

2.) Bücher, <strong>der</strong>en Provenienz nicht feststellbar ist (herrenlos), werden treuhändig stückzahlmäßig<br />

an die Universitäts- und Nationalbibliothek übergeben. Erstere erhält<br />

wegen ihrer großen Verluste (etwa 80.000 Bände) den Vorzug. Nach Aussortierung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> diesen Bibliotheken verbleibenden Bestände werden die Verwahrer davon<br />

Listen anlegen und diese <strong>in</strong> zweifacher Ausfertigung dem Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

F<strong>in</strong>anzen, Sektion Vermögenssicherung [sic], übermitteln.<br />

3.) Mappenwerke, Graphiken und dgl. unbekannter Herkunft (herrenlos) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

gleicher Weise zu behandeln wie die unter Punkt 2) erwähnten Bücher. Die Bestände<br />

können gleichfalls <strong>der</strong> zuständigen Stelle (wahrsche<strong>in</strong>lich ALBERTINA) <strong>in</strong><br />

treuhändige Verwahrung übergeben werden, […]<br />

Ursprünglich wurden von <strong>der</strong> Büchersortierungsstelle 151.437 Bände<br />

durch die UB Wien übernommen 9 , die diese zunächst ungeordnet und unbearbeitet<br />

im Keller lagerte. Bevor es zur tatsächlichen Aufarbeitung dieses<br />

Bücherberges kam, wurde e<strong>in</strong>e Teilung des Bestandes mit <strong>der</strong> Jewish<br />

National & University Library (JNUL) vorgenommen. Diese Aufteilung g<strong>in</strong>g<br />

vor allem auf die Bemühungen <strong>der</strong> Israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>de und an<strong>der</strong>er<br />

jüdischer Organisationen zurück, die nicht restituierbare Güter im S<strong>in</strong>ne<br />

von kollektiv jüdischem Kulturgut bewahren wollten 10 . Zu dieser Aufteilung<br />

8 vgl. auch Margot Werner: Bericht <strong>der</strong> <strong>Österreich</strong>ischen Nationalbibliothek an die Kommission<br />

<strong>für</strong> Provenienzforschung. (Provenienzbericht). Wien 2003. (unver. Ms.), S. 19: (ÖNB Archiv, Zl.<br />

402/1950, BMU an Jes<strong>in</strong>ger v. 27. Juni 1950).<br />

9 Die Bücher wurden treuhändig übergeben. Die damaligen Übergabeprotokolle s<strong>in</strong>d noch vorhanden.<br />

10 Ingo Zechner: Die Bibliothek <strong>der</strong> Israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>de Wien. Entstehung –<br />

Entziehung – Restitution und so genannte „herrenlose“ Bücher. In: Geraubte Bücher. In: Die<br />

<strong>Österreich</strong>ische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit. Hrsg. von Murray G. Hall,<br />

Christ<strong>in</strong>a Köstner und Margot Werner. Wien: ÖNB, 2004, S. 93. Vgl. auch die schriftliche<br />

Stellungnahme per Email vom 27. Juli 2005, wo R. Duke von <strong>der</strong> JNUL auf die Frage nach den<br />

Auswahlskriterien <strong>für</strong> die Bücher, die nach Israel kamen, folgendes schrieb: „The criteria for<br />

select<strong>in</strong>g the books would have been quite wide-rang<strong>in</strong>g, but they def<strong>in</strong>itely would have <strong>in</strong>cluded<br />

works <strong>in</strong> various languages cover<strong>in</strong>g Rabb<strong>in</strong>ica, biblical and talmudic texts and commentaries,<br />

Jewish history, law, liturgy and other aspects perta<strong>in</strong><strong>in</strong>g to Jewish culture. It would have<br />

been important to direct those books to a home where they would cont<strong>in</strong>ue to be appreciated<br />

and used.“<br />

22 MITTEILUNGEN BUCHFORSCHUNG <strong>2006</strong>-1

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