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Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2006-1

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G ERTRAUD M ARINELLI-KÖNIG Buchgeschichte <strong>der</strong> Südslaven<br />

<strong>in</strong>sgesamt 151 slavenoserbische resp. russisch-kirchenslawische Bücher 90<br />

herausbrachte. Diese Druckerei nannte sich 1774 „Cesaro-Kralovskaja dvornaja<br />

Illiričeskaja i Vostočnaja Tipografija Iosifa Kurcbeka“ [kyrill.]<br />

[Kaiserlich-königliche Illyrische und Orientalische Hofdruckerei des Joseph<br />

Kurzböck], später kam <strong>der</strong> Zusatz „Buchhändler“ dazu. 91 Die Wahl Wiens als<br />

Standort dieser Druckerei ist damit zu erklären, dass man hoffte, Kontrolle<br />

über das Schrifttum <strong>der</strong> Orthodoxen, respektive Abwehr des russischen<br />

E<strong>in</strong>flusses, damit eher gewährleistet zu sehen. Durch Verkauf g<strong>in</strong>g diese<br />

Druckerei 1792 an den aus Esseg (Osijek, Slavonien) gebürtigen Stephan von<br />

Novaković 92 , e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Wien lebenden Hofagenten <strong>der</strong> ungarischen Hofkanzlei.<br />

Diese Druckerei wurde als „Slaveno-Srbskaja, Vallachijskaja i<br />

Vostočnych jazykov privileg. Tipografija“ [kyrill.] [Privilegierte Druckerei <strong>für</strong><br />

Slaweno-Serbisch, Wallachisch und Orientalische Sprachen] bezeichnet, sie<br />

befand sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Salvatorgasse 456 am Hohen Markt. 93 Wirtschaftlich nicht<br />

rentabel, erwarb 1795 die Pesther Universitätsdruckerei die Schriften. In <strong>der</strong><br />

Folgezeit war die Mechitharisten-Druckerei die wichtigste Druckanstalt <strong>für</strong><br />

serbisches Schrifttum <strong>in</strong> Wien. Dort kamen durchaus auch weltliche Texte<br />

heraus, wie z. B. die Übersetzung von Schillers Wilhelm Tell (1847). 94<br />

In Wien erschienen die ersten serbischen Zeitungen überhaupt: 1791–<br />

1792 gaben die Gebrü<strong>der</strong> Pouliou-Markidis die Srbskija povsednevnyja nov<strong>in</strong>ny<br />

[kyrill.] [Die serbische Tageszeitung] heraus, gedruckt bei Novaković, welche<br />

zwei Mal wöchentlich erschien. Nach E<strong>in</strong>gehen dieses Blattes übernahm <strong>der</strong><br />

Drucker die Redigierung e<strong>in</strong>es neuen Periodikums, betitelt: Slaveno-srbskija<br />

vedomosti [kyrill.] [Slaweno-serbische Nachrichten], musste sie aber 1794<br />

wegen Absatzproblemen e<strong>in</strong>stellen. Von 1813–1822 erschien erneut e<strong>in</strong>e serbische<br />

Zeitung <strong>in</strong> Wien; Herausgeber <strong>der</strong> Nov<strong>in</strong>e Serbske iz carstvujuščega grada<br />

Vienne [kyrill.] [Serbische Neuigkeiten/Zeitung/aus <strong>der</strong> kaisernden [sic]<br />

Stadt Wien] waren zwei junge Mediz<strong>in</strong>er, Demeter Davidović (1789–1838)<br />

und Demeter Frušić (1790–1838), den Druck besorgte die Firma Johann<br />

Schnierer bis 1819, ab dann verfügte Demeter Davidović über e<strong>in</strong>e eigene<br />

Buchdruckerei, welche am Alten Fleischmarkt 746 untergebracht war, im<br />

90 Medaković: Serbischer Buch- und Zeitungsdruck. S. 40.<br />

91 Ebd. S. 70, 72.<br />

92 Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Bd. 24. Wien 1869. S. 410f.<br />

93 Medaković: Serbischer Buch- und Zeitungsdruck. S. 78.<br />

94 Ebd. S. 90.<br />

MITTEILUNGEN BUCHFORSCHUNG <strong>2006</strong>-1<br />

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