Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2006-1
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A NDREAS G OLOB Zum Verhältnis des Buchhandels zum Musikalienhandel<br />
Verquickung <strong>der</strong> Geschäftszweige Buchhandel und Musikalienhandel <strong>in</strong> den<br />
beiden Jahrzehnten um 1800 aufgezeigt werden kann. 3<br />
Die Grazer Buchhändler beschränkten sich an <strong>der</strong> Wende vom 18. zum 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t durchwegs nicht nur auf ihr Kerngeschäft. Unter den weiteren<br />
Geschäftsfel<strong>der</strong>n, die sie abseits des Vertriebs aktueller Bücher betrieben beziehungsweise<br />
erst erschlossen, schlug sich <strong>der</strong> Handel mit Musikalien,<br />
Kunstobjekten und Papierwaren neben dem Buchhandel sogar <strong>in</strong> den<br />
Firmennamen, die auch allgeme<strong>in</strong>e Aufschlüsse über das Selbstverständnis<br />
<strong>der</strong> Akteure lieferten, nie<strong>der</strong>. 4 Unter den Musikalienhandel fielen vor allem<br />
jene Nachrichten, <strong>in</strong> denen die Buchhändler Notendrucke sowie theoretische<br />
Literatur anboten. Noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Trötscher, <strong>in</strong>dem er Fortepianos verkaufte. 5 Die zumeist von Wiener Meis-<br />
3 Vgl. als Basis des Artikels allgeme<strong>in</strong> die relevanten Abschnitte <strong>in</strong> Andreas Golob: Grundlagen <strong>der</strong><br />
Lesekultur zwischen Joseph<strong>in</strong>ischem Aufschwung und Franziszeischer Kontraktion. Literaturvermittlung,<br />
Buchhandel und Leihbibliotheken im Spiegel <strong>der</strong> Grazer Medienlandschaft zwischen 1787 und 1811. Diss. Univ.<br />
Graz. 2004. S. auch den Anhang ebd. <strong>für</strong> die (zum größten Teil recht hohen) Preise <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Titel. Zur Zitierweise im Folgenden bzw. zu den verwendeten Abkürzungen: Da die Zeitungen bis<br />
auf wenige Jahrgänge nicht pag<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d, bzw. die Annoncen nur beigelegt waren, erfolgt <strong>der</strong><br />
Verweis auf die betreffenden Inserate durch den Titel und – sofern evident – den Autor des Werkes,<br />
die Nummer sowie das Datum <strong>der</strong> Zeitung und nicht zuletzt durch die jeweiligen Buchhändler (kursiv<br />
gedruckt, sozusagen statt <strong>der</strong> Seitenzahlen; auswärtige Anbieter mit Herkunft <strong>in</strong> run<strong>der</strong> Klammer).<br />
Weitere e<strong>in</strong>schlägige Artikel werden durch die Nummer und das Datum <strong>der</strong> Zeitung sowie die<br />
entsprechende Überschrift (kursiv gesetzt) angegeben. AZB: Allgeme<strong>in</strong>es Zeitungsblatt <strong>für</strong> Innerösterreich;<br />
GBAZ: Grazer Bauernzeitung; GBGZ: Grätzer Bürgerzeitung; GM: Grätzer Merkur; GZ: Grätzer Zeitung;<br />
A: Anhang bzw. Intelligenzblatt <strong>der</strong> Zeitungen. Die Angaben zu den beworbenen Titeln verstehen<br />
sich nicht als Vollzitate <strong>der</strong> Werke, son<strong>der</strong>n sollen nur <strong>der</strong> leichteren Auff<strong>in</strong>dbarkeit dienen; als<br />
eigentliche Referenzfundstellen gelten stets die entsprechenden Zeitungsannoncen; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die bei Zeitschriften und Reihen angegebenen Jahreszahlen beziehen sich lediglich auf jenen<br />
Zeitraum, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Anzeigen nachvollziehbar ist.<br />
4 Im H<strong>in</strong>blick auf den Musikalienhandel: Für Trötscher und Kienreich schon GM Nr. 36 v. 3. 5. 1791<br />
resp. GBAZ Nr. 36 v. 5. 5. 1791, vgl. <strong>für</strong> den Erstgenannten auch GZ Nr. 12 v. 16. 1. 1801, Clavier-<br />
Nachricht (mit Selbstlob h<strong>in</strong>sichtlich des Engagements im Musikalienhandel seit zwölf Jahren und mit<br />
dem H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong> „wohlbestelltes und sehr beträchtliches Musikalien Waarenlager“); <strong>für</strong> die an<strong>der</strong>en<br />
explizit jedoch erst <strong>in</strong> den 1800ern (Tusch: ab GZ Nr. 1 v. 2. 1. 1802; Miller: erstmals GZ Nr. 134<br />
v. 22.8.1805, Ferstl: nicht vor GZ Nr. 30 v. 22. 2. 1806). Vgl. <strong>für</strong> erste nachweisbare Aktivitäten im<br />
Musikalienhandel schon flüchtig GM Nr. 33 v. 22.4.1780, Miller. H<strong>in</strong>sichtlich Simon zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong><br />
pauschale H<strong>in</strong>weis <strong>in</strong> Bezug auf Franz Leopold Simon: Neues vollständiges Verzeichniß <strong>der</strong> Bücher aus allen<br />
Theilen <strong>der</strong> Wissenschaften. Graz 1792, GM Nr. 24 v. 24. 3. 1792, Simon („musikalische Bücher“).<br />
5 Erste Anzeige: GZ Nr. 264 v. 11. 11. 1796, Fortepiano zu verkaufen. Die Auswertung auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
folgen<strong>der</strong> Nachrichten: GZ Nr. 135 v. 15. 6. 1798, Fortepiano zu verkaufen, GZ Nr. 65 v. 20. 3. 1800,<br />
Fortepiano-Anzeige, GZ Nr. 12 v. 16. 1. 1801, Clavier-Nachricht, GZ Nr. 196 v. 29. 8. 1801, Fortepiano zu<br />
verkaufen (NB. Trötschers Unterschrift als „Buch- Instrumenten- und Musikalienhändler“ – vgl. <strong>für</strong><br />
8 MITTEILUNGEN BUCHFORSCHUNG <strong>2006</strong>-1