Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2006-1
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G ERTRAUD M ARINELLI-KÖNIG Buchgeschichte <strong>der</strong> Südslaven<br />
E<strong>in</strong>e weitere „Wie<strong>der</strong>entdeckung“ <strong>der</strong> damaligen Gelehrten waren die mit<br />
glagolitischen Lettern geschriebenen Codices, jenes corpus von Kirchenbüchern,<br />
welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> altslawischen Sprache verfasst <strong>in</strong> Istrien und auf dem<br />
Kvarner Gebiet von Dalmatien bis <strong>in</strong> das 15. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong> Verwendung<br />
gestanden hatten, bis die late<strong>in</strong>ische Liturgie diese verdrängte und die Trennung<br />
<strong>der</strong> Kirchen sie dem Gebrauch enthoben. Sie wurden nun als bibliophile<br />
Kostbarkeiten gehandelt und fanden E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die großen imperialen<br />
Handschriftensammlungen.<br />
Und schließlich war die Ansicht, dass e<strong>in</strong>e sprachliche Verwandtschaft zu<br />
den slowenischen wie zu den serbischen Dialekten bestehe, welche von Seiten<br />
den kroatischen „Illyrier“ <strong>in</strong>s Treffen geführt wurde, nicht von <strong>der</strong> Hand zu<br />
weisen.<br />
Dass die „Eroberung“ <strong>der</strong> „Bretter, die die Welt bedeuten“, e<strong>in</strong> weiterer<br />
Schritt <strong>in</strong> Richtung Anerkennung und Stärkung <strong>der</strong> Identität war, dessen<br />
waren sich die Akteure des kroatischen Illyrismus auch bewusst. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />
ersten Stückeschreiber <strong>für</strong> das Agramer Theater, auf welchem e<strong>in</strong> deutschsprachiges<br />
Repertoire gepflogen wurde, war <strong>der</strong> e<strong>in</strong>flussreiche Adelige (gróf)<br />
Ivan Kukuljević-Sakc<strong>in</strong>ski (1816–1889).<br />
Verlage und Druckereien<br />
In Dalmatien erschienen <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1. Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts italienische<br />
und kroatische Bücher <strong>in</strong> Zadar/Zara, wo sich auch die Bücherzensurstelle<br />
befand, bei Demarchi-Rougier, den Brü<strong>der</strong>n Battara, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Druckerei die<br />
Zeitschrift Zora dalmat<strong>in</strong>ska [Dalmatische Morgenröte, 1844–1849] herauskam,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Druckerei Anton Re<strong>in</strong>er; <strong>in</strong> Split/Spalato bei <strong>der</strong> Witwe<br />
Piperata; <strong>in</strong> Dubrovnik/ Ragusa bei Antonio Martecch<strong>in</strong>i; Pietro Francesco<br />
Martecch<strong>in</strong>i; den Brü<strong>der</strong>n Occhi.<br />
Im ungarischen Reich druckten und verlegten kroatische Bücher: <strong>in</strong> Rijeka/<br />
Fiume die Brü<strong>der</strong> Karlecki; <strong>in</strong> Zagreb wurden kroatischen Bücher außer <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Druckerei von Ljudevit Gaj auch bei Franz Suppan gedruckt; weiters bei<br />
Anton Jan<strong>der</strong>; J. B. Weitz; F. Zeraušeg; F. Rudolf; Trattner; Novosel; <strong>in</strong><br />
Osijek/Essek bei M. A. Divald und Ju. Divald; <strong>in</strong> Pressburg bei F. H.<br />
Packo; <strong>in</strong> Tyrnau bei Leopold Berger; <strong>in</strong> Ödenburg bei Katar<strong>in</strong>a Kulczar;<br />
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