Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2006-1
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G ERTRAUD M ARINELLI-KÖNIG Buchgeschichte <strong>der</strong> Südslaven<br />
Haus <strong>der</strong> Darwars, die Lettern waren <strong>in</strong> Arad (heute <strong>in</strong> Rumänien) angefertigt<br />
worden. 95 1821 zog Davidović aus Wien weg, und brachte es im<br />
Fürstentum Serbien zu M<strong>in</strong>isterwürden. 96<br />
Man mag sich nun fragen: Und wo bleibt Belgrad? – Dazu e<strong>in</strong> Auszug aus<br />
e<strong>in</strong>er Reisebeschreibung 97 , welcher rudimentär, versteht sich, e<strong>in</strong>e Außenansicht<br />
wie<strong>der</strong>gibt:<br />
„Im Frühl<strong>in</strong>ge des Jahres 1836 unternahm ich <strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>der</strong> Herren<br />
Boué, Montalembert, Viquesnelles und Schwab e<strong>in</strong>e scientifische Reise<br />
durch die Westprov<strong>in</strong>zen des türkischen Kaiserreichs, die mir Gelegenheit<br />
verschaffte, den Zustand des Fürstenthums Serbien durch eigene Anschauung<br />
<strong>in</strong> so ferne kennen zu lernen, als es Zeit und Umstände e<strong>in</strong>em<br />
Reisenden zu gestatten vermögen. (…). Wenig lässt sich im Grunde über<br />
Volksunterricht <strong>in</strong> Serbien bemerken, da dessen Bedürfnisse unter den<br />
Verhältnissen früherer Zeit gar nicht fühlbar zu werden vermochte. Durch<br />
Nothwendigkeit sah sich nur <strong>der</strong> geistliche Stand zu den Anfangsstufen des<br />
Wissens verpflichtet; dem Laien aber war bei dem Mangel aller Behelfe jede<br />
Art von Ausbildung unmöglich. Horologium und Psalter blieben bis auf die<br />
neueste Zeit die e<strong>in</strong>zige Quelle <strong>der</strong> Belehrung und selbst im gegenwärtigen<br />
Augenblicke mangelt es fast noch gänzlich an passenden Elementarbüchern <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Sprache des Landes. Auf den Anhiebe des Cserni Georg hatte man im<br />
Jahre 1808 <strong>in</strong> Belgrad e<strong>in</strong>e Art Hochschule gegründet, wo ausser dem<br />
Anfangsunterrichte auch Vorlesungen über Geographie, Geschichte und<br />
e<strong>in</strong>zelne Zweige <strong>der</strong> Naturlehre mit gutem Erfolge statt fanden. Doch war<br />
ihr Bestehen nur von kurzer Dauer und erst <strong>in</strong> den letzten Jahren bildete <strong>der</strong><br />
Fürst zu Kragujevatz e<strong>in</strong> mit 4 Professoren besetztes Gymnasium. Zugleich<br />
beabsichtigte er <strong>in</strong> vielen <strong>der</strong> Distriktstädte Schulen e<strong>in</strong>zuführen; nur dürfte<br />
zu diesem Zwecke <strong>der</strong> Mangel an fähigen Lehrern hier e<strong>in</strong> grosses H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis<br />
95 Ebd. S. 52.<br />
96 Vgl: „The List of the M<strong>in</strong>isters of Foreign Affairs s<strong>in</strong>ce the Form<strong>in</strong>g of the First Government <strong>in</strong> 1811<br />
to This Day.“ (http://www.mfa.gov.yu/History/m<strong>in</strong>istri/DavidovicDimitrije_e.htm. (Zugriffsdatum:<br />
25. 10. 2005.)<br />
97 Emanuel Thal: Serbiens Neuzeit <strong>in</strong> geschichtlicher, politischer, topographischer, statistischer und culturhistorischer<br />
H<strong>in</strong>sicht dargestellt. Leipzig: Friedrich Volckmar, 1840 (Wien: Tendler&Schaefer). S. III, 145. Vgl.<br />
auch: Zoran Konstant<strong>in</strong>ović: Deutsche Reisebeschreibungen über Serbien und Montenegro. – München:<br />
Oldenbourg, 1960. (Südosteuropäische Arbeiten 65).<br />
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