Biochemie
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2.3 Enzyme<br />
2.3.1 Entdeckung und Wesen der Enzyme 66<br />
Unter den vielen Proteinen, die am Aufbau und der Funktion der lebenden Zelle beteiligt<br />
sind, haben die biologischen Katalysatoren, die wir Enzyme (Fermente) nennen,<br />
besondere Bedeutung. Ihre Zahl ist nicht klein. Man kennt heute wenige tausend<br />
verschiedene Enzyme, und es gibt viele Gründe anzunehmen, dass im Laufe der Zeit<br />
noch sehr viel mehr hinzukommen werden. Viele sind isoliert und genügend rein<br />
dargestellt worden, um ihren Aufbau nachzuweisen.<br />
Ausserordentlich ist, dass Andreas Libavius (1555-1616) bereits 1597 in seinem Buch<br />
„Alchymia“ die enzymatische Katalyse als Fermentation verwendet 67 .<br />
Die Bezeichnung Ferment ist seit dem 17. Jahrhundert in Gebrauch zur qualitativen<br />
Beschreibung der Gärung von Stärkeprodukten, aber auch der Verdauung und der<br />
Fäulnis.<br />
Eines der ersten Enzyme, das entdeckt<br />
wurde - obgleich seine wahre Natur damals<br />
kaum erahnt werden konnte - war das<br />
Pepsin, ein proteinabbauendes Enzym des<br />
Magensaftes. Der grosse italienische<br />
Physiologe Lazzaro Spallanzani fütterte<br />
Falken mit Fleischstückchen, die in feinsten<br />
Drahtgehäusen eingeschlossen waren. Als<br />
die Vögel später wie gewohnt die<br />
unverdauten Reste (das („Gewölle“)<br />
erbrachen, fand man, dass die<br />
Drahtbüchschen leer waren. Dies zeigte,<br />
dass der Magensaft der Vögel etwas<br />
enthalten musste, das Fleisch verdauen<br />
konnte. Diese Experimente wurden schon<br />
Abbildung 98: Ein Wanderfalke und<br />
Fermente?<br />
1783 ausgeführt. Dennoch dauerte es noch lange, bis Enzyme systematisch untersucht<br />
wurden.<br />
1833 begannen die chemischen Untersuchungen der Enzyme, als der französische<br />
Chemiker Anselme Payen (1795 - 1871) Amylase (damals noch Diastase genannt) das<br />
erste Enzym überhaupt entdeckte. Die Enzyme spielen eine zentrale Rolle im<br />
Stoffwechsel aller lebenden Organismen. Der Grossteil der chemischen Reaktionen,<br />
von der Energieumwandlung bis zur Übertragung der Erbinformation, wird von<br />
Enzymen katalysiert und gesteuert.<br />
1858 konnte der grosse Louis Pasteur beim Studium des Gärungsprozesses zeigen,<br />
dass Zuckerlösungen vollkommen stabil sind, sofern sie steril und unter Luftabschluss<br />
bleiben. Gelangt aber Luft an die Lösungen, so fallen Hefezellen aus der Luft hinein und<br />
der Gärungsprozess setzt unmittelbar ein. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass<br />
die Säuerung von Wein und Milch von der Tätigkeit anderer Mikroorganismen abhängt,<br />
66<br />
Grossteils nach: Baldwin E., Das Wesen der <strong>Biochemie</strong>, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1968, 39<br />
67<br />
Libavius Andreas, Die Alchemie des Andreas Libavius, Ein Lehrbuch aus dem Jahre 1597, Verlag<br />
Chemie, Weinheim, 1964, S. 103<br />
Chemie, 6sm<br />
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