Biochemie
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Bei Enzymen ist nicht nur das aktive Zentrum, die Bindungsstelle, sondern das ganze<br />
Protein beteiligt. Neben der Form („Schlüssel-Schloss-Prinzip“) spielt die Chemie<br />
(Dipole, freie Elektronenpaare, Komplexbindungen, H-Brücken, van der Waals-<br />
Bindungen) eine ebenso grosse Rolle – insbesondere beim Andocken und der<br />
Reaktion!!!<br />
Die Enzymwirkung wird heute mit 2 Modellen beschrieben, die sich auf den ersten Blick<br />
nicht sehr stark unterscheiden, aber in der molekularen Dynamik von unterschiedlichen<br />
Annahmen ausgehen:<br />
+<br />
+<br />
Enzym + Substrat Enzym - Substrat - Komplex<br />
Abbildung 102: Oben: "Schlüssel-Schloss"-Modell; Unten: „Induced Fit“-Modell 70<br />
Der wesentliche Unterschied der beiden Modelle besteht darin, dass beim Induced-Fit<br />
Modell von Koshland mit statischen Molekülmodellen keine korrekte Vorhersage der<br />
möglichen Substrate möglich ist. Das ist damit begründet, dass das Substrat nach<br />
diesem Modell das Enzym-Protein selbst verformt, bis es gebunden und dann umgewandelt<br />
werden kann.<br />
Wie beim Händeschütteln genügt es nicht, dass die Moleküle in der komplementären<br />
Gestalt rechter oder linker Hände vorliegen. Denn auch Hände greifen nur dann<br />
vollständig ineinander, wenn sie sich umschliessen. Die Formen zweier Dipeptide<br />
passen sich zum Beispiel bei ihrem molekularen Händedruck dynamisch aneinander<br />
an. Dabei induzieren die Moleküle wechselseitig eine Änderung ihrer Konformation.<br />
2.3.3 Messung der Enzymaktivität<br />
Wenn ein Enzym zusammen mit seinem Substrat 71 unter konstanten Bedingungen in<br />
bezug auf Temperatur und pH inkubiert wird, kann der Umfang der ablaufenden<br />
chemischen Veränderung durch geeignete analytische Methoden gemessen werden.<br />
Angenommen, das Substrat sei ein nicht reduzierender Zucker, Rohrzucker, und das<br />
Enzym sei Hefesaccharase, ein hydrolysierendes Enzym, das Ergebnis der Hydrolyse<br />
sind Glucose und Fructose.<br />
Beide haben reduzierende Eigenschaften; den Ablauf der Reaktion kann man dadurch<br />
bestimmen, dass man den Umsatz misst, indem man aus der Reaktionsmischung in<br />
bestimmten Zeitabständen Proben entnimmt oder kontinuierlich misst. Zeichnet man<br />
den Umsatz gegen die Zeit auf, erhält man eine Verlaufskurve der Reaktion. In den<br />
meisten Fällen hat die Kurve eine Form wie in der folgenden Abbildung.<br />
70 Enzyme, Römpp Lexikon Chemie – Version 2.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1999<br />
71 Die Substanz, auf welche die katalytische Wirkung ausgeübt wird.<br />
Chemie, 6sm<br />
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