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Inhalt - CCA Monatsblatt

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Zwischen La Paz und Tarija<br />

Die meisten fahren einfach durch. Ein Stopp muss sein, im allgemeinen in Potosí,<br />

weil das ungefähr auf der Hälfte liegt. Schade eigentlich. Am Rande der Strecke<br />

gibt es mehr Sehenswertes, als in den Reiseführern steht.<br />

Al Capones letzte Zuflucht<br />

Reise<br />

Ehrlich gesagt: Oruro gefällt mir ohne Karneval besser als mit. Da kann man<br />

wenigstens mal einen Blick auf die Stadt werfen, ohne sich ständig den Schaum<br />

von der Brille wischen zu müssen. Dabei kann man dann z.B. feststellen, dass<br />

Oruro viel besser ist als sein harter, kalter Ruf. Es gibt eine schöne Plaza mit viel<br />

Grün, die zum Verweilen einlädt. Da ist die Kirche mit der „Virgen del Socavón“<br />

und das angrenzende Minenmuseum. Da sind erstaunlich gute Kneipen und<br />

Restaurants. Und schließlich hat auch die nähere Umgebung einiges zu bieten,<br />

und das oft direkt am Rande der großen Nationalstraße Nr. 1.<br />

Wenige Kilometer in Richtung Potosí befindet sich die Metallschmelze von Vinto,<br />

von der es nur zwei bis drei Kilometer nach Sepulturas sind. Die düstere Kirche<br />

kann man bereits vom Ortsrand von Vinto aus sehen. Cineasten kennen sie aus<br />

„Quién mató a la llamita blanca“. Auch wenn man vergeblich nach dem „Tocayo”<br />

oder auch nur nach einem Menschen mit einem Schlüssel sucht, der einem die<br />

Kirche aufsperren könnte, eine Stippvisite lohnt sich allemal, am besten mit einem<br />

Gewitterhimmel im Hintergrund.<br />

Knapp dreißig Kilometer in Richtung Potosí liegt ein unscheinbarer Ort mit<br />

großer (Eisenbahn-) Vergangenheit: Machacamarca. Hier, wo die Zentrale<br />

der „Ferrocarriles Machacamarca-Uncía“ des Zinnbarons Simon Patino war,<br />

gibt es seit 2009 ein Eisenbahnmuseum. Leider ist es noch viel zu unbekannt;<br />

nicht einmal in Oruro wusste man über die genauen Öffnungszeiten Bescheid.<br />

Manche meinten nur samstags und sonntags, manche sprachen von den<br />

normalen Büroöffnungszeiten, keiner wusste es genau. Die Wahrheit ist viel<br />

benutzerfreundlicher: täglich und durchgehend von 8:30 bis 17:30 Uhr.<br />

Zunächst machte Machacamarca aber einen ziemlich ausgestorbenen Eindruck.<br />

Zwei Kinder und ein Schwein. Dazu die unvermeidlichen bellenden Hunde.<br />

Großes Eisenbahngelände. Irgendwo hinten ein Pfeil: Museo. Die Boletería ist<br />

geschlossen. Dafür steht die Tür des Museums offen. Drinnen treffe ich einen<br />

hustenden, Coca kauenden und den Boden fegenden freundlichen Mann, dem ich<br />

die fünf Bolivianos Eintritt zahle.<br />

Eine Halle voller gut gepflegter, frisch gestrichener und teils noch fahrbereiter<br />

Schätze. Da ist Luz Mila, die erste nach Bolivien gebrachte Lokomotive, benannt<br />

Reise<br />

nach Simon Patiños Tochter; „Al Capone“, ein auf Schienenverkehr umgerüsteter<br />

Buick-Straßenkreuzer, mit dem sich der Zinnbaron zwischen Machacamarca,<br />

Llallagua und Uncía zu bewegen pflegte; der orange-grüne „Pagador“, ein<br />

englischer Achtsitzer, mit dem der Lohn für die Arbeiter transportiert wurde; die<br />

„Sulzer“, eine deutsch-schweizerische Lok aus dem Jahr 1955. Ich setze mich in<br />

den Erste-Klasse-Wagen mit der Nummer 8 und mache mir ein paar Notizen.<br />

Fotos zeigen Männer mit Loks,<br />

in und vor Geräteschuppen<br />

und beim Golfspielen. Leider<br />

gibt es nicht viele Erklärungen<br />

dazu, das fehlt ein wenig. Ein<br />

Schild weist auf das „Libro<br />

de Opiniones y Sugerencias“<br />

hin. Ich würde gerne eine<br />

entsprechende Anmerkung<br />

hinein schreiben, aber das<br />

Buch fehlt auch.<br />

Die Cintis: Weine &<br />

Schluchten<br />

Al Capone<br />

Lange bevor Tarija zum Weinbauzentrum Boliviens wurde, kultivierte man die<br />

Reben bereits in den Tälern um Camargo und Villa Abecia. Danach geriet die<br />

Gegend, die der kriegerischen Chiriguanos wegen nie von den Quechua erobert<br />

wurde, ein bisschen in Vergessenheit. Doch immer noch wird in den Orten und<br />

vielen verstreut liegenden Haciendas Obst angebaut: außer Wein vor allem<br />

Feigen, Pfirsiche und Äpfel; in dem sonnigen, trockenen Klima gedeihen aber<br />

auch Walnüsse, Zitrusfrüchte und sogar Bananen.<br />

Seit ein paar Jahren bemühen sich die Provinzen Nor Cinti und Sud Cinti um ein<br />

Stückchen mehr vom Tourismuskuchen. Wer will, kann auf der „Ruta de Vinos<br />

y Singanis“ die alkoholhaltigen Produkte der einzelnen Weingüter kosten. Wem<br />

nach etwas mehr Aktivität ist, für den hält die Gegend einige Wandermöglichkeiten<br />

parat. Von Camargo aus bieten sich Ausflüge in die Gegend von Culpina an.<br />

Dort erstreckt sich zunächst eine über 100 Quadratkilometer große, fruchtbare<br />

Hochebene, wo Zwiebeln, Habas und seit einigen Jahren auch Äpfel angebaut<br />

werden (Absatzprobleme für letztere kennt man nicht; Del Valle in Cochabamba<br />

kauft die Ernte komplett auf und verarbeitet sie zu Saft). In der Regenzeit, die<br />

übrigens die beste Reisezeit für die Cintis ist, füllt sich sogar ein See mit Wasser<br />

und Flamingos. Weiter südlich und östlich liegen unglaublich steile Berghänge<br />

und Canyons, die noch kaum bekannt sind (siehe dazu den Artikel von Ivan<br />

Keseg). Ein eigenes Fahrzeug zur Erkundung der Gegend ist von großem Vorteil.<br />

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Iglesias Rurales Iglesias Rurales<br />

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