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Kai Niebert: - Parlamentarische Linke

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4. Zukunftspolitik und ihre sozialen Auswirkungen<br />

Es wird dabei mit einer jährlichen Steigerung der Ressourcenproduktivität von 2,6 %<br />

gerechnet. Am Ende des Prognosehorizonts werden pro kg Materialstrom anstatt<br />

385 € immerhin etwas über 500 € BIP erwirtschaftet. Die Ressourcenproduktivität<br />

verbessert sich dabei gerade soviel, dass die erhöhte Wirtschaftsleistung mit gleichem<br />

absolutem Ressourcenverbrauch erreicht werden kann. Angesichts der volkswirtschaftlichen<br />

Gewinne stellt dies schon eine erhebliche Verbesserung gegenüber<br />

dem Status Quo der Basisprognose dar.<br />

Die Materialinputsteuer (MIT)<br />

Um eine langfristige Steigerung der Ressourcenproduktivität zu erreichen, sind fiskalische<br />

Instrumente wie Materialinputsteuern geeignete Steuerungsmodelle. Das Aachener<br />

Szenario schlägt die Einführung einer Materialinputsteuer ab 2011 vor. Damit<br />

werden die Ressourcenentnahmen aus der Natur einschließlich der ökologischen<br />

Rucksäcke 3 besteuert. Steuergegenstand ist der Materialinput in Tonnen, der auf der<br />

jeweiligen Produktionsstufe neu für den Produktionsprozess aufgewendet wird. Bereits<br />

auf vorhergehenden Produktionsstufen zur Steuer herangezogene Vorprodukte<br />

und Rohstoffe werden nicht nochmals versteuert, um eine Doppelbesteuerung zu<br />

vermeiden. Dabei ist in den Prognosen ein linear ansteigender Steuersatz von 1 Euro<br />

pro Tonne in 2011 auf 10 Euro pro Tonne in 2020 angenommen.<br />

Die Kompensation der Mehrbelastung aufgrund der Materialinputsteuer wird dabei im<br />

Aachener Szenario durch eine Senkung der Einkommensteuer in gleicher Höhe<br />

kompensiert. Eine Besteuerung von Wasser ist dabei nicht vorgesehen. Außerdem<br />

bleiben fossile Energieträger von der Steuer befreit, da diese bereits durch den<br />

Emissionshandel belastet werden. Die Steuer ist nach dem Aachener Szenario europaweit<br />

von ressourcenentnehmenden Unternehmen zu zahlen. Auf Importe von außerhalb<br />

der EU würden Zölle in gleicher Höhe erhoben, um keine Wettbewerbsnachteile<br />

in der Union entstehen zu lassen. Grundlagen für die Modellierung der MIT<br />

sind Tabellen für den Materialinput in 59 unterschiedlichen Sektoren der Volkswirtschaft,<br />

die am Wuppertal Institut errechnet wurden (Moll et al. 2003). Die Ergebnisse<br />

der Modellierung zeigen, dass im Jahr 2020 die Einnahmen des Staates aus der Materialinputsteuer<br />

rund 25 Milliarden Euro betragen. Davon entfallen 16 Mrd. Euro auf<br />

die Besteuerung der Entnahme von Ressourcen aus dem Binnenraum und 9 Milliarden<br />

Euro auf den Importzoll für Materialimporte.<br />

Die Berechnungen zeigen, dass für sich genommen weder nur das Aachener Szenario,<br />

noch die ausschließliche Einführung einer Ressourcensteuer wirksam genug<br />

3 Der ökologische Rucksack eines Produktes ist definiert als die Summe aller Materialinputs (MI), die von seiner<br />

Entstehung an aufgewendet wurden, minus dem Eigengewicht (vgl. Schmidt-Bleek 2006).<br />

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