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Kai Niebert: - Parlamentarische Linke

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5. Umweltgerechtigkeit in Deutschland<br />

Umweltkosten des Handelns einigermaßen angemessen widerspiegelte. Man würde<br />

dabei in Preisregionen vordringen, die durchaus spürbar wären. Die Lenkungswirkung<br />

höherer Preise für den Umweltverbrauch hängt dabei von zwei Faktoren ab:<br />

(a) Die Höhe der Einkommen entscheidet über die Konsumverhältnisse. Die Ungerechtigkeiten<br />

unterschiedlicher Einkommensverhältnisse sind seit jeher<br />

Thema sozialdemokratischer Politikgestaltung gewesen.<br />

(b) Die Preiselastizität des jeweiligen Produkts entscheidet über seine Nutzung.<br />

Dabei stellt sich die Frage nach objektiven, aber besonders auch subjektiven<br />

Handlungsalternativen. Ist die Preiselastizität niedrig (Ernährung bei ALG II-<br />

Empfängern), kann man von einer Erhöhung des Preises wenig Steuerungswirkung<br />

erwarten. Die Nachfrage nach Gütern ist dort in hohem Maße preiselastisch,<br />

wo der Bedarf wenig dringlich (Kinobesuche) oder das fragliche Gut<br />

ersetzbar ist (im Restaurant essen gehen).<br />

An das Einkommen gekoppelt ist auch häufig die Möglichkeit, umweltschonendere<br />

Lebensperspektiven zu wählen. So erfordert in manchen Fällen die Wahrnehmung<br />

umwelteffizienter Optionen zunächst Investitionen (etwa in energieeffiziente Haushaltsgeräte),<br />

die sich zwar langfristig amortisieren, aber kurzfristig ohne entsprechende<br />

Mittel nicht zu tätigen sind. Kann man die erforderlichen Vorleistungen nicht<br />

aufbringen, ist man gezwungen, den Umweltverbrauch an diesen Punkten entweder<br />

durch veränderte Praktiken einzuschränken oder eben die erhöhte Zahlung zu leisten.<br />

Wichtige Parameter des Umweltverbrauchs der privaten Haushalte unterliegen häufig<br />

gar nicht deren Zugriff: Warmwasser und Heizung sind nicht nur einer der größten<br />

CO2-Emittenden im Privathaushalt, sondern auch jetzt schon ein wesentlicher Kostenfaktor.<br />

Die Effizienz an dieser Stelle wird jedoch über die Heizungsanlage und<br />

die Wärmedämmung des Gebäudes bestimmt. Derartige Investitionsentscheidungen<br />

werden in Mietwohnungen, wo Bevölkerungsteile mit geringerer Zahlungsfähigkeit in<br />

der Regel wohnen, zumeist allein von Hausbesitzern getroffen.<br />

Nicht nur international, sondern auch national treffen unterschiedlich konzentrierte<br />

Umweltbelastungen in stärkerem Maße die Teile der Bevölkerung, die sie gar nicht<br />

verursachen. Denn gerade infolge einer begrenzten Zahlungsfähigkeit können sie<br />

sich oftmals den Belastungen nicht entziehen, die durch jene verursacht werden, die<br />

es sich leisten können, umweltbeeinträchtigende Praktiken fortzusetzen. Ein typisches<br />

Beispiel dieser Art wäre, auf ein eigenes Auto zu verzichten, dabei dennoch in<br />

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