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Agenda 21-„Schritte“-Prozeß auf Bundesebene<br />
Bundesumweltministerin Angela Merkel führte 1996/97 eine Schritte-Prozeß zu Nachhaltiger Entwicklung<br />
durch. Dabei war Gesundheit eines von sechs Themen. In dem Bericht heißt es zu Ernährung:<br />
„Der Arbeitskreis hat bei seiner Erörterung des Themas, das er nicht zuletzt wegen der in ihm angelegten<br />
Breite und seiner Nähe zur Nachhaltigkeitsproblematik zum Schwerpunkt gewählt wurde, zwei<br />
Argumentationslinien verfolgt: 48<br />
• Einmal hat er sich mit der „klassischen“ Frage der Schadstoffbelastungen von in Deutschland<br />
angebotenen Lebensmitteln und daraus ggf. abzuleitenden Reduktionszielen/-maßnahmen befaßt;<br />
er hat dabei festgestellt, daß das mit dieser Belastung verbundene gesundheitliche Risiko im<br />
Vergleich zu den Gefährdungen durch die in allen Industrieländern festzustellenden falschen Ernährungsweisen<br />
nicht vorrangig ist;<br />
• Zum anderen hat er den erweiterten Kontext zum Nachhaltigkeitsthema gesehen und grundsätzliche<br />
Fragen zukünftiger Lebensmittelversorgung, nachhaltiger Landwirtschaft (z.B. Reduzierung<br />
von Intensivnutzung und Massentierhaltung) und eines vom Nachhaltigkeitsgedanken her bestimmten<br />
Ernährungsverhalten angesprochen.<br />
Ziel aller politischen und gesellschaftlichen Bemühungen um dieses Thema muß es nach Auffassung<br />
des Arbeitskreises sein, auf ökologische Stoffkreisläufe bezogen zu denken und zu handeln. Dabei<br />
muß es gelingen, alle Akteure als Partner zu gewinnen. Dazu gehört auch eine Verstärkung von Gesundheitsbildung<br />
und Verbraucheraufklärung, um Änderungen der Ernährungs- und Konsumgewohnheiten<br />
zu erreichen. Der Arbeitskreis sieht hier wichtige Berührungspunkte zum Arbeitskreis Umweltethik.“<br />
Prof. Dr. Friedrich-Karl Lücke (Rückmeldung zur Werkstatt per mail)<br />
....“Ich möchte allerdings nicht verhehlen, dass ich mit dem Ergebnis der Tagung nicht ganz zufrieden<br />
bin. Einerseits waren nach der Mittagspause doch nicht mehr das ganze Spektrum der<br />
"Stakeholders" vertreten. Es überwogen doch sehr die regionalen Direktvermarkter und die<br />
Überlegungen, wie man den (ignoranten?) Verbraucher dazu bringen könnte, mehr von deren<br />
Produkten zu kaufen. Andererseits wurde m.E. die Notwendigkeit, die Qualität und Zuverlässigkeit<br />
der Leistungen (z.B. auch im Service am Kunden) zu verbessern, wurde m.E. zu wenig berücksichtigt.<br />
Und hier gibt es Defizite, auch in der Region!<br />
Die Aussagen des Papiers der Verbraucherzentralen kann ich im wesentlichen mittragen.<br />
Skeptisch bin ich lediglich, was die Modalitäten der Förderung des Öko-Landbaus angeht. Dies<br />
wiederum - siehe oben! - geht nicht allein über Werbung und Kommunikation, sondern auch<br />
und gerade über Leistungsverbesserungen: Gerade im Bereich Öko-Fleischwaren bin ich persönlich<br />
mit Qualität und Service keineswegs immer zufrieden (siehe auch meine Buchbeiträge<br />
über Öko-Fleisch, z.B. im Behr's Handbuch Bio-Lebensmittel)!<br />
Aus meiner Sicht wäre die Förderung des Umbaus und der Neuerrichtung von tiergerechten<br />
Stallungen ein guter Ansatzpunkt. Viele tiergerechte Haltungssysteme sind ja in den laufenden<br />
Kosten gar nicht teurer als konventionelle Systeme, ihre Einrichtung scheitert oft einfach an den<br />
hohen Investitionskosten! Durch die Verbesserung der Stallungen würden auch weitgehend die<br />
Anreize zur Gabe antibiotischer Leistungsförderer entfallen. Weiterhin käme ein solches Förderprogramm<br />
auch konventionell wirtschaftenden Betrieben zu Gute, was ich durchaus als<br />
Vorteil ansehe.<br />
Meine zentrale Forderung ist jedoch, das System der existierenden Rechtsvorschriften und<br />
Fördermaßnahmen auf falsche Signale hin zu prüfen. Ein Beispiel: Die Handelsklassenverordnung<br />
für Rindfleisch belohnt derzeit Masse statt Klasse und muss geändert werden.<br />
Schließlich möchte ich betonen, dass ich auf allen Gebieten, die mit der Verbesserung der Qualität<br />
von Produkten und Leistungen der Land- und Ernährungswirtschaft zu tun haben, gern mit<br />
den Verbraucherzentralen und regionalen Netzwerken zusammenarbeiten würde. Werbung und<br />
PR ist allerdings nicht mein Gebiet; entsprechende Projektvorschläge kann ich in unserem<br />
Fachbereich weiterleiten.“<br />
48 Schritte zu einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung. Berichte der Arbeitskreise anläßlich der Zwischenbilanzveranstaltung<br />
am 13.6.1997. Hrsg. BMU 1997, S. 88-89. Die Verfasserin war Mitglied des Arbeitskreises für den BUND<br />
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