Homepage Agrarwende
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Dipl.-Ing. Gerda Pfahl<br />
Schwierigkeiten<br />
bei der <strong>Agrarwende</strong>/ Ernährungswende<br />
mit der Umsetzung<br />
des sog. „magischen Sechsecks“<br />
am Beispiel einer Werkstatt-Tagung<br />
Juli 2001<br />
Titelbild: Karikatur Musil, FR 21.12.00<br />
- 1 -
Gliederung<br />
1. Zielsetzung<br />
2. Definitionen<br />
3. Vorbereitungen<br />
Veranstaltung im Kreisverband Hersfeld-Rotenburg<br />
Beginn beim BUND AK Gesundheit<br />
Vorbereitungstreffen am 17.1.<br />
Schwierigkeiten im Vorfeld der Tagung<br />
4. Dokumentation der Werkstatt-Tagung<br />
Einladung<br />
Ablauf/ Aufbau der Werkstatt<br />
Grußwort des Schirmherrn<br />
Begrüßung<br />
Impulsreferat und Diskussion<br />
Vorstellungsrunde<br />
Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung<br />
Gruppenarbeit und Wandzeitungen<br />
Berichte aus den Gruppen<br />
Ideensammlung<br />
Auswahl von Projektideen und Bearbeitung in Kleingruppen<br />
• Netzwerk Landwirtschaft – Handwerk (LEH) – Verbraucher<br />
• Neuorganisation des Agrarmarketing<br />
• Rhön-Marathon<br />
• Mitkochzentrale/ Ökologische Volksküche/ Gemeinschaftsküche<br />
Bericht im Plenum und Abschluß<br />
5. Ergebnisse<br />
Ergebnisse positiv<br />
Ergebnisse negativ<br />
6. Konsequenzen<br />
Weitere Schritte<br />
Anhörung des BUND<br />
7. Ausblick: Ernährung als Infrastruktur<br />
8. Anlagen<br />
Literaturverzeichnis<br />
- 2 -
Zielsetzung: Umwelt, Gesundheit und Ernährung<br />
„Das grundlegende Problem (der symptomatischen BSE-Krise) liegt darin, daß die am System be-<br />
teiligten Instanzen wie Agrarindustrie, Bauern, Lebensmittelindustrie, Kontrollbehörden, Ernäh-<br />
rungswissenschaften usw. jeweils ´fokal´ gedacht und gehandelt haben, ohne Rücksicht darauf,<br />
daß ein komplexes, miteinander vernetztes Handeln notwendig wäre. Durch dieses fokale, ökono-<br />
misch orientierte Vorgehen wurde die Lebensmittelversorgung zu einer mechanistischen Maschi-<br />
nerie ohne hinreichende Krisenelastizität. Ergebnis unseres Ernährungssystems ist die maximale<br />
flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu niedrigen Preisen mit uner-<br />
wünschten Nebenwirkungen im Krisenfall. Das Konkurrenzprinzip der beteiligten Betriebe hat, der<br />
Logik der Marktwirtschaft folgend, die Wirksamkeit aller staatlichen Kontrollmechanismen außer<br />
Funktion gesetzt.“<br />
„Es ist also zu hoffen, daß auch eine gedankliche Neuorientierung unseres Ernährungswesens<br />
betreffend erfolgt. Dazu kann die Ernährungsökologie als multidisziplinär systemhaft ausgelegter<br />
Forschungsansatz wichtige Orientierungen geben. 1<br />
Ernährung fällt in der umweltpolitischen Diskussion zwischen die Themenbereiche<br />
Landwirtschaft und Gesundheit. Keines der Bundesministerien oder eine Oberbehör-<br />
den ist für Ernährung im Querschnitt unter dem Stichwort Umwelt zuständig, am ehe-<br />
sten noch das Bundesverbraucherministerium. Die BSE-Krise und der Paradigmen-<br />
wechsel der politisch erklärten <strong>Agrarwende</strong>, der aus ihm ein Ministerium für Verbrau-<br />
cher, Ernährung und Landwirtschaft machte, ist eine Chance, Umwelt, Gesundheit und<br />
Ernährung zusammen zu denken und daraus Konsequenzen zu ziehen.<br />
Es kümmert sich niemand so recht um gesunde Ernährung. Entweder geht es bei Ernährung<br />
um Behandlung von Ernährung (Bestrahlung, Gentechnik, Belastung mit Chemie, ....), um<br />
den ökologischen Landbau und Massentierhaltung, oder um den erhobenen Zeigefinger: „du<br />
darfst nicht“, „das macht dick“, „du sollst“, „das ist ungesund“, oder es heißt, gesundes Essen<br />
schmeckt nicht .....<br />
Das Hauptproblem der Ernährung, die Zunahme von Zivilisationserkrankungen durch falsche<br />
Ernährung ist selten Thema, auch nicht in unserem mitgliederstarken BUND.<br />
Keiner der beiden BUND - Arbeitskreise Gesundheit oder Landwirtschaft hat sich bis-<br />
her mit diesem Thema derart damit beschäftigt, daß eine Position oder ein Grundsatz-<br />
papier dabei heraus gekommen wäre. Weit gediehen war ein Papier Ernährung im<br />
BUND-Bundesarbeitskreis Gesundheit 1997, das beim Zusammenbrechen dieses AKs<br />
unerledigt liegen blieb. Dabei gehört Ernährung zu den lebensnotwendigen Grundlagen<br />
wie Luft und Wasser.<br />
Zwischen den beiden BUND - Arbeitskreisen gab es mehrfach Anläufe, sich dieses<br />
Themas im Querschnitt anzunehmen, erst der aktuelle Anlaß der BSE-Krise macht<br />
1 Tretter, Felix, Leitender Arzt im Suchtbereich am Bezirkskrankenhaus Haar, in ERNO. Zeitschrift für Ernährungsökologie.<br />
2001, H. 2, S. 6<br />
- 3 -
dies jetzt wahr. Inzwischen beschäftigen sich auch andere Gliederungen im Verband<br />
mit Ernährung (BUND - Berlin) und in Bayern gibt es eine Kooperation in München<br />
zwischen der Bürgerinneninitiative Nahrungskette und dem Bund Naturschutz.<br />
Ziel der Arbeit ist es, am Beispiel einer Werkstatttagung in Fulda am 7.5.2001 herauszufin-<br />
den,<br />
• wo die Hemmnisse für eine Ernährungswende liegen,<br />
• wer eigentlich welche Schritte tun müßte oder könnte und<br />
• was der BUND dazu beitragen kann.<br />
Umwelt, Ernährung und Gesundheit braucht eine starke Lobby für die erforderlichen Verän-<br />
derungen. Könnte der BUND diese Lobbyfunktion wahrnehmen?<br />
2. Definitionen<br />
Begriff gesunde, gute Ernährung<br />
Die Ernährung beeinflußt die menschliche Gesundheit ganz entscheidend. Beim Essen und<br />
Trinken ist das Individuum mit seiner Umwelt und der Gesellschaft verbunden. Ernährungs-<br />
gewohnheiten beeinflussen die eigene Gesundheit, aber wirken auch auf die natürlichen,<br />
kulturellen, politischen und ökonomischen Zusammenhänge. So trägt jede und jeder Verant-<br />
wortung nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch für die Konsequenzen des eige-<br />
nen Handelns.<br />
Der BUND lenkt daher die Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie wir uns ernähren, und<br />
auf die Beziehungen zwischen dem Ernährungssystem des Menschen und die biologischen,<br />
sozialen und ökologischen Zusammenhängen (Ernährungsökologie). Dieses Leitbild wird vor<br />
allem von der Vollwerternährung aufgegriffen. 2<br />
Eine gesunde, gute 3 und umweltfreundliche Ernährung soll<br />
• den Körper mit den lebensnotwendigen Nährstoffen versorgen<br />
• die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit entwickeln und erhalten<br />
• Abwehrstoffe gegen Krankheiten bilden<br />
• unbelastet sein von Schadstoffen (Chemie und Radioaktivität) 4<br />
Begriff Ernährungsökologie: ist ein neuer Wissenschaftsbereich und wurde 1986<br />
von Prof. Dr. Claus Leitzmann geprägt. Er sieht Ernährung im engen Zusammenhang<br />
mit der Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft (+ Ökonomie). Sie umfaßt die gesund-<br />
heitliche, ökologische, soziale und ökonomische Dimension. 5<br />
Die Auswahl der Lebensmittel hat Einfluß auf die Ökologie, andererseits hat auch die<br />
Umwelt Einfluß auf die Qualität der Lebensmittel. Ernährungsweisen können verglichen<br />
2 Mast, Karin: im Entwurf der Gesundheitsposition, die der AK Gesundheit 1997 vorgelegt hat.<br />
3 Gutberlet, Wolfgang „Einfach gut“ im Anhang<br />
4 Pfahl, Gerda: Referat Wohlstand und Ernährung, beim 2.hess. Umwelttag 1987 nach??<br />
5 www.uni-gießen.de/~gj1006/dimensionen.htm<br />
- 4 -
werden bezüglich ihres Primärenergie 6 - und Flächenverbrauchs. Die Auswahl der Le-<br />
bensmittel und die Zusammenstellung der Kost wirkt auf die Gesellschaft zurück.<br />
(Landwirte, Lebensmittelverarbeitung, Gastronomie, Personen in den Haushalten, die<br />
Mahlzeiten zubereiten. Aufgearbeitet werden sollen bisher unberücksichtigte Faktoren<br />
wie der Zeitfaktor bei der Zubereitung unterschiedlicher Kostformen, Rolle der Frau.<br />
Berücksichtigt werden müssen die volkswirtschaftlichen Kosten (Internalisierung exter-<br />
ner Kosten wie Entfernen von Pestiziden aus dem Trinkwasser). Von Interesse ist auch<br />
die Psyche, inwieweit sich Angst bzw. Vertrauen in die Ernährung auswirkt. 7<br />
Bei den Kosten müssen auch die ernährungsbedingte Krankheitskosten 8 einfließen.<br />
Begriff „magisches Sechseck“<br />
Dieser Begriff ist eigentlich bereits besetzt als ein Zielsystem einer gerechten Wirtschaftsor-<br />
ganisation und -politik und im Zusammenhang mit dem Stabilitätsgesetz 1967 eingeführt.<br />
Daher soll der Inhalt mit seinen sechs Seiten hier kurz aufgeführt werden. 9<br />
Seite 1: Preisniveaustabilität (Geldwertstabilität, Preisstabilität)<br />
Seite 2: Vollbeschäftigung (hoher Beschäftigungsgrad)<br />
Seite 3: außenwirtschaftliches Gleichgewicht (ausgeglichene Zahlungsbilanz)<br />
Als notwendige Nebenbedingung wird angesehen:<br />
Seite 4: angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum.<br />
Diese vier Kriterien beeinflussen sich und werden als magisches Viereck bezeichnet. Dabei<br />
kommt die Zerstörung der Umwelt nicht vor. 10 Später kamen dann zum magischen Sechseck<br />
dazu:<br />
Seite 5: gerechte Einkommens- (und Vermögens-)verteilung, Verteilungsgerechtigkeit<br />
Seite 6: Gleichgewicht zwischen Markt- und Staatswirtschaft (gerechte Verteilung der Arbeit)<br />
Inzwischen wird es auch magisches Siebeneck bezeichnet mit:<br />
Seite 7: Umweltschutz<br />
Als „magisch“ versteht man dabei „daß die Ziele, die ja gleichzeitig verwirklicht werden sol-<br />
len, umso schwerer erreicht werden können, je besser eines der Ziele verwirklicht wird.“ Die<br />
Wirtschaft versucht daher nicht, die Einzelziele vollständig zu erreichen, sondern das Ziel zu<br />
optimieren. 11<br />
6<br />
Hoffmann bei Tagung Zukunftsfähiges Hessen 2000: zwei Speisekarten im Vergleich<br />
7<br />
Hoffmann, Ingrid, Univ Gießen, Inst. Für Ernährungswiss. Schreiben vom 25.9.97<br />
8<br />
Kosten, Die, ernährungsbedingter Krankheiten.1986. (Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit. Schriftenr. Bd.<br />
179)<br />
9<br />
Meyers großes Taschenlexikon. Bd 13. 1990, S. 308; subventionsberater.de/marktlex/viereck.html andyb.purespace.de/politik/11/wirtschaft/soumw.htm<br />
10<br />
BUND: Ökologisch orientierte Wirtschaftspolitik. Arbeitskreis Wirtschaftsfragen. 1989 (BUNDpositionen. 14), S. 11 Der<br />
BUND fordert ein neues wirtschaftpolitisches Dreieck mit den Eckpfeilern Umweltstabilität, Vollbeschäftigung und Preis<br />
(niveau)-stabilität.<br />
11<br />
Meyers großes Taschenlexikon. Bd 13, 1990, S. 308<br />
- 5 -
In der Verbraucherpolitik wurde der Begriff des magischen Sechsecks von Bundesministerin<br />
Renate Kühnast 2001 eingeführt. Dabei sprach sie zunächst vom magischen Viereck 12 . Be-<br />
reits in der Regierungserklärung zur neuen Verbraucherschutz- und Landwirtschaftspolitik<br />
vom 8.2.2001 deklarierte sie dieses magische Viereck in das „magische Sechseck“ der<br />
<strong>Agrarwende</strong> um. Sechs Akteure entscheiden über den Erfolg der neuen Landwirtschaftspoli-<br />
tik:<br />
• Die Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
• Die Landwirte<br />
• Aber auch die Futtermittelindustrie<br />
• Die Lebensmittelindustrie<br />
• Der Einzelhandel<br />
• Die Politik<br />
Diese Doppelbesetzung des Begriffes „magisches Dreieck“ ist problematisch, zumal der Be-<br />
griff „magisch“ nicht erläutert ist.<br />
Begriff <strong>Agrarwende</strong> 13<br />
Aus den verschiedenen Reden und Veröffentlichungen von Bundesministerin Renate<br />
Kühnast und ihren Staatssekretären Alexander Müller, Matthias Berninger, Martin Wille und<br />
Gerald Thalheim stelle ich zentrale Punkte einer neuen Landwirtschaftspolitik zusammen, die<br />
als <strong>Agrarwende</strong> bezeichnet wird:<br />
• Klasse statt Masse (bei der Fleischerzeugung)<br />
• Die Akteure des magischen Sechsecks müssen bereit sein umzudenken: mehr Qualität durch<br />
Zusammenarbeit<br />
• Gläserne Produktion 14<br />
Der Begriff <strong>Agrarwende</strong> wird überlagert von der Bemühung für eine neue Verbraucherpolitik.<br />
Dazu gehören Stichworte wie<br />
• Vorsorgenden Verbraucherschutz, Verbraucheraufklärung und -bildung<br />
• Politik mit dem Einkaufskorb<br />
• Verbindung der Verbraucherpolitik mit der Agenda 21 und der Nachhaltigkeitsdebatte<br />
Begriff Ernährungswende<br />
Dazu ist mir bisher keine Literatur in die Hände gefallen, ich habe den Begriff aus eigener<br />
Erfahrung verwendet und gleichzeitig auch von anderen gehört, aber selten. Eine Recher-<br />
che im Internet brachte einen Eintrag der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft,<br />
das Wort wird allerdings nicht erläutert. 15<br />
Ernährungswende steht in der Reihe der „Energiewende“ nach Tschernobyl und mit der<br />
Verkehrswende. Gemeint ist ein Paradigmenwechsel des jeweiligen Politikfeldes, eine<br />
12<br />
Am 6.2.2001 vor einer Runde aus Vertretern von Verbraucher-, Ernährungs- Handels- und Bauernverbänden. PM des<br />
BMVL<br />
13<br />
Quelle: <strong>Homepage</strong> des BMVEL: Regierungserklärung am 8.2.2001, 100-Tage-Bericht vom 23.4.01, FAZ vom 15.3.01:<br />
Kühnast, Renate: Die Chance in der Krise: Qualität verlangen, PM vom 21.5.01<br />
14<br />
Kühnast in: Regierungserklärung am 8.2.01<br />
15<br />
„Gleichzeitig haben wir begonnen, mit Großküchen zusammenzuarbeiten, um auch hier eine "Ernährungswende" einzulei-<br />
ten.“<br />
- 6 -
Neugestaltung, wobei jeweils Ideen vorhanden sind, jedoch noch vor dem Durchbruch<br />
stehen/ standen. Bei der Energiewende hat es 15 Jahre vom GAU in Tschernobyl bis zur<br />
rot-grünen Bundesregierung gebraucht, die Wende ist jedoch noch lange nicht vollzogen,<br />
siehe Bushs und Berlusconis Energiepolitik. 16<br />
Das Wort „gesunde Lebensmittel“ steht in der Diskussion um <strong>Agrarwende</strong> nicht im<br />
Vordergrund. Wenn es erwähnt wird, dann im Zusammenhang mit Qualität. Zwar wer-<br />
den Lebensmittel als Mittel zum Leben bezeichnet, im Vordergrund steht die Kontrolle<br />
und die Sicherheit von Lebensmitteln. „Essen soll wieder schmecken“ 17 , heißt es, „Nah-<br />
rungsmittel sollen künftig immer gesunden Genuss ermöglichen“. 18 Jedoch kommt die-<br />
ses Essen nicht in der Küche und auf dem Eßtisch an, sondern bleibt im Stall und im<br />
Laden.<br />
<strong>Agrarwende</strong> muß mehr bedeuten und umfassen als eine Landwirtschaftswende.<br />
Dies fällt auf, wenn die Herangehensweise des BUND AK Gesundheit dagegen gestellt<br />
wird.<br />
16<br />
FR 8.6.01: Berlusconi rückt vom gemeinsamen EU-Kurs für Klimaschutz ab. Italiens Regierung lobt „Pragmatismus der<br />
Amerikaner“<br />
17<br />
Kühnast in: Regierungserklärung am 8.2.01<br />
18<br />
Kühnast am 6.2.01 vor der Gesprächsrunde der Akteure<br />
- 7 -
3. Vorbereitungen und Entstehung der Tagung<br />
Veranstaltung des BUND-Kreisverbandes Hersfeld-Rotenburg am 18.1.01<br />
Anläßlich des 20-jährigen Kreisjubiläums des BUND Hersfeld-Rotenburg beschlossen<br />
am 29.11. (also 5 Tage nach Bekanntwerden des ersten BSE-Falles in Deutschland)<br />
einige frühere Aktive, daß sie im Januar eine BSE Veranstaltung durchführen wollen.<br />
Dabei handelte es sich um BUND-Mitglieder im Kreisverband Herfeld-Rotenburg, die<br />
schon Mitte der 80-er Jahre eine Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft aufgebaut und<br />
mehrere Jahre lang aufrecht erhalten hatten.<br />
Thema der Veranstaltung wurde: Wege aus der BSE-Krise. Dazu erstellt die Arbeits-<br />
gruppe Thesen, die als Impuls für die Diskussion genommen wurden. Zum ersten Mal<br />
saßen Kreisbauernverband, der Kreisveterinär, die Kurhess. Fleischwaren der Firma<br />
tegut, ein Demeterlandwirt (Kirchhof Oberellenbach) und ein Biolandwirt, der gleichzei-<br />
tig stellv. Vors. Von Gutes aus Waldhessen ist mit dem BUND auf dem Podium (Zei-<br />
tungsankündigung und Bericht einfügen)<br />
Es kamen etwa 100 Leute. Die Diskussion dauerte 3 ¾ Stunde und so lange hielten die<br />
meisten aus.<br />
Bei der Podiumsdiskussion fielen Stichworte wie:<br />
Tschernobyl der Landwirtschaft“ „Alle sind Opfer“<br />
„Mit dem Rücken an der Wand“ „Alle sind Verlierer“<br />
„Bald sehen wir schwarz-braune Hirsche im „Lebensmittel sind zur anonymer Ware ver-<br />
Wald“ (da Kühe dorthin getrieben werden) kommen“<br />
„Große Ratlosigkeit“ „mehr Leute für Kontrollen“<br />
„Landwirt wird nicht gelobt für seine Arbeit, „Automobilwirtschaft hat es verstanden, ei-<br />
und ist an den Rand der Gesellschaft genen höheren Preis zu vermarkten. Frage:<br />
drängt.“<br />
was bieten die“<br />
„Der Verkauf jeder Wurst ist mit Diskussion<br />
verbunden“<br />
„Qualitätsstrategie“<br />
„Wir brauchen die Kuh für den ökologischen „Für gute Lebensmittel Geld in die Hand<br />
Landbau“<br />
nehmen“<br />
„Darüber nachdenken, wo die Produkte<br />
„Sich nicht mit der Situation als gottgege-<br />
herkommen“<br />
ben abfinden<br />
„Nachvollziehbarkeit verstärken“ „Weniger ist mehr“<br />
„Preiskrieg ausgebrochen“ „System übersteuert - Tierliebe bis zum Anschlag“<br />
„tegut hat ein Jahr lang geforscht, was gute „Es muß sich verändern, Verbraucher kön-<br />
Lebensmittel sind“ (1983 vor der Umstellung<br />
des Warenangebots)<br />
nen was tun, Landwirte trifft es“<br />
„Insgesamt als Region vorankommen“ „Wie kommen wir da raus“<br />
- 8 -
BUND-AK Gesundheit: Treffen am 20.1.01 in Frankfurt<br />
Der AK Gesundheit hatte sich schon lange vorgenommen, zu Ernährung aktiv zu wer-<br />
den. 1998 wurde bereits ein Tagungskonzept als Anhörung diskutiert, in der erarbeitet<br />
werden sollte, wo der Platz des BUND beim Thema Ernährung sei. Nach BSE kam der<br />
geplante Schwerpunkt des AK-Treffens gerade recht.<br />
Mit Hilfe einer Wandzeitung führte der AK ein Brainstorming durch.<br />
Als Ergebnis wurde beschlossen, eine Werkstatt-Tagung des BUND durchzuführen,<br />
die als Ideenbörse wirken sollte. Sie sollte im Umfeld von Agenda 21, Ernährung und<br />
Gesundheit verlaufen. Was sollte erreicht werden: Stichpunkte der Wandzeitung: 19<br />
• Wege aufzeigen<br />
• Umdenken in der Bevölkerung fördern<br />
• Wichtige Schritte beschreiben<br />
• Bedenken der Barrieren und anderer herausfinden<br />
• Welche Informationen braucht welche Zielgruppe?<br />
• Welches Qualitätsmanagment (QM)? Unternehmenskultur<br />
• Sicherheit für Landwirte<br />
• Alle sind Opfer<br />
• Transparenz für Verbraucher/ -innen<br />
• Akteure werden sich klar, welcher nächste Schritt für sie von Vorteil ist<br />
• Was können die einzelnen Akteure nach BSE für sich tun?<br />
• Abschluß der Tagung: was werde ich als nächstes tun?<br />
• BSE und Lebensmittelqualität<br />
• Lebensmittel<br />
• Bezug zum Lebensmittel herstellen<br />
• Ernährungsökologie + Agenda 21<br />
• Stadt-Land-Bündnis<br />
• Aktionsplan Umwelt, Gesundheit und Ernährung<br />
• Tierliebe Widerspruch zu Agrarproduktion (Massentierhaltung)<br />
• Genuß<br />
• Regional und Gesundheit<br />
• Kosten der ökologischen Ernährung<br />
• Regional ökologisch<br />
Ziel: großer Impuls oder Impuls in BUND selbst?<br />
• Akteure werden sich klar, welche nächsten Schritte für sie von Vorteil sind (wer<br />
kann was aufgreifen, so liegt der persönliche Nutzen)<br />
• Wer kann wen stärken<br />
• Abschluß: welche Rückschlüsse ziehen wir als Verband/ Unternehmen/ Person?<br />
• Welche gemeinsamen Ziele gibt es, welche Partikularinteressen?<br />
• Welche kurzfristigen/ mittelfristigen/ langfristigen Ziele sollen erreicht werden?<br />
• Ende: Vorstellen der gemeinsamen bzw. gruppenbezogenen Ziele (Presse)<br />
Ökologische Produkte + ...<br />
+ Gesundheit<br />
+ Zusatznutzen (Werbung)<br />
+ Ethik<br />
+ Arbeitsplätze<br />
19 aus eigenen Notizen und Protokoll von Heidi Soboll, AK Sprecherin<br />
- 9 -
+ Qualität, Vertrauen, Transparenz<br />
+ Zeit<br />
+ Werbestrategien<br />
Modell entwerfen<br />
Sammlung der Akteure<br />
Veterinärämter, Bauernverband, tegut, Ärzte/ Ärztinnen, IGUMED, Hausfrauenverband,<br />
Landfrauen, Katholische Frauen, Verbraucherzentrale, Bioland und Zusammenschluß<br />
der ökolog. Anbauverbände in Hesen, Naturschutzzentrum, Metzger, UGB,<br />
BUND Arbeitskreise, BN, Landwirtschaftsämter, Biosphärenreservat Rhön, CMA,<br />
Gaststätten, Kantinen, Kultusministerium und Lehrerfortbildung HELP, Krankenhaus<br />
(Dill-Kliniken), Kirchen als Eigentümer landw. Flächen, Umweltjournalisten z.B. Dietrich<br />
Jörn Weder<br />
Mögliche Titel der Tagung<br />
• Genußvolles, gesundes Essen nach BSE<br />
• Wo liegen die Probleme bei gesunder Ernährung?<br />
• Wo drückt mich der Schuh am meisten?<br />
• Welche untrerschiedlichen Interessen gibt es?<br />
• Gesund essen und genießen nach BSE & Co<br />
• Gesunde Ernährung im Alltag<br />
• Erzeuger, Verbraucher, Handel auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung<br />
Der Arbeitskreis beschloß einen Antrag an die hessische Landesdelegierten-<br />
versammlung am 24.3.01 in Frankfurt<br />
Arbeitskreis Gesundheit im BUND Landesverband Hessen<br />
Antrag an die Mitglieder der Landesdelegiertenversammlung<br />
Vorbemerkung:<br />
Keiner der Lebensmittelskandale aus letzter Zeit hat die Zusammenhänge zwischen ungesunder Ernährung,<br />
fehlgesteuerter landwirtschaftlicher Produktionsweise und Umweltverschmutzung deutlicher<br />
aufgezeigt als die BSE-Krise. Die als Reaktion auf massenhaften Fleischkonsum entstandene Billigproduktion<br />
von Rindfleisch war nur durch Massentierhaltung und Futterzusatzstoffe, wie Tiermehl,<br />
Hormone, Antibiotika, zu erreichen . Sie stellt eine Misshandlung der Tiere dar und schädigt unsere<br />
Lebensgrundlagen Luft, Boden und Wasser. Eine Reihe von Erkrankungen sind die Folge dieser Ernährungs-<br />
und Produktionsweisen: beispielsweise Herz- und Kreislauferkrankungen, schwere Infektionen<br />
infolge Antibiotikaresistenz der Erreger oder Asthmaerkrankungen im Umfeld von Mastanlagen.<br />
Ein Umschwenken vom Rindfleisch auf andere Billig-Fleischquellen wie z.B. Huhn, Pute oder<br />
Schwein ist kein Ausweg aus dieser Krise, sondern mit den gleichen Problemen behaftet. Nur ein mäßiger<br />
Genuss von hochwertigem, möglichst ökologisch erzeugten Fleisch ist risikoarm für Umwelt<br />
und Gesundheit – und kann durch Einschränkung der verzehrten Mengen auch noch kostenneutral<br />
sein.<br />
1989 haben die Umwelt- und Gesundheitsminister der Europäischen Mitgliedstaaten der WHO eine<br />
„Europäische Charta Umwelt und Gesundheit“ verabschiedet, die zum Ziel hat, die Lebensbedingungen<br />
und gesundheitlichen Voraussetzungen der heutigen Generation bei Schonung der natürlichen<br />
Resourcen zu verbessern. Fünf Jahre später verabschiedeten die Minister die „Erklärung von Helsinki“<br />
, in der es u.a. heißt: „Eine nachhaltige Entwicklung kann nur durch radikale Änderungen der gegenwärtigen<br />
Produktionsverfahren und Konsumgewohnheiten bewirkt werden“. Zur Umsetzung dieser<br />
Ziele wurde ein „Nationaler Aktionsplan Umwelt und Gesundheit“ aufgestellt, der von den Ländern<br />
aufgegriffen und lokal umgesetzt werden muß. Die Zeit ist reif!<br />
- 10 -
Der Arbeitskreis Umwelt und Gesundheit des BUND Landesverbandes Hessen bittet deshalb die<br />
Landesdelegierten, dem folgenden Antrag zuzustimmen.<br />
Der Landesverband des BUND fordert die Hessische Landesregierung dazu auf, im Zuge der<br />
Umsetzung des „Aktionsplanes Umwelt und Gesundheit“ auf die Länderebene einen<br />
Hessischen Aktionsplan Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz ins Leben zu rufen<br />
und ein Aktionsprogramm zu entwickeln.<br />
Ziele dieses Aktionsplanes für den Bereich „Ernährung“ sollen sein, die Rahmen- Bedingungen<br />
dafür zu schaffen, daß den Verbrauchern vertrauenswürdige Produkte angeboten werden ,<br />
dass regional und/oder ökologisch hergestellte Produkte besser verfügbar werden und dass die<br />
Einkaufs-Entscheidung für die Verbraucher erleichtert wird.<br />
Wichtige Massnahmen um dies zu erreichen, sind u.a. die folgenden:<br />
1. Der Anteil der ökologisch hergestellten landwirtschaftlichen Produkte wird bis zum Jahr 2006 auf<br />
30% gesteigert.<br />
2. Betriebe mit Massentierhaltung werden möglichst in flächenbezogene Betriebe mit artgerechter<br />
Tierhaltung umgewandelt.<br />
3. Die Lebensmittelüberwachung bei den Herstellungsbetrieben, an den Landesgrenzen und im Binnenmarkt<br />
wird intensiviert.<br />
4. Die vollständige und leichtverständliche Kennzeichnung der Lebensmittel muss Pflicht werden:<br />
Zusatzstoffe, genaue Herkunftsbenennung, Produktionsweise und Art der Haltbarmachung müssen<br />
deklariert werden.<br />
5. Die Vermarktung von regional hergestellten Lebensmitteln wird durch Marketingkampagnen unterstützt.<br />
6. Es werden hessenweit Einrichtungen zur Verbraucherbildung und Verbraucherberatung etabliert.<br />
Bestehende Einrichtungen werden stärker unterstützt.<br />
Die Delegierten verwiesen den Antrag an den Fachrat des BUND-Hessen. Leider war<br />
niemand vom AK Gesundheit bei der DV anwesend war, um die Intention des Antrages<br />
deutlich zu machen, so daß er an den Fachrat verwiesen wurde.<br />
Damit wurde deutlich, daß das Thema Gesundheit im BUND nicht verankert ist, son-<br />
dern daß beim Antrag Gesundheit, Verbraucherschutz lediglich Landwirtschaftspolitik<br />
verstanden wurde.<br />
Treffen am 17.2. Vorbereitung in Fulda (BUND und Verbraucherzentrale) 20<br />
Erarbeitet wurden zwei Alternativthemen für die Tagung:<br />
• Gesund essen und genießen nach BSE<br />
• Erzeuger, Verbraucher und Handel auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung<br />
Ziel der Tagung: BSE und sonstige Krisen unserer Nahrungsmittelversorgung sollen<br />
als Ausgangspunkt dafür dienen, Verbraucher, Erzeuger und Handel in einen Dialog<br />
darüber zu bringen, was die Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung<br />
- 11 -
sind und wie evtl. Lösungsmöglichkeiten aussehen können. Konkrete Ziele und erste<br />
Umsetzungsschritte sollen erarbeitet werden, Bündnispartner/-innen gefunden werden.<br />
Der Schwerpunkt soll dabei beim Handel und den Verbraucher/-innen liegen, nicht auf<br />
der Landwirtschaft. Es geht in erster Linie um die Frage nach dem guten Leben und<br />
nachhaltigen Lebensstilen, nicht so sehr um die <strong>Agrarwende</strong>.<br />
Die Moderatorinnen Monika Flörchinger und Mo Auerswald (Komm-Rat: Beratungs-<br />
gruppe in der Kommune Niederkaufungen) legten einen Ablaufplan vor, der als<br />
Grundlage für die Tagung diente.<br />
Schwierigkeiten im Vorfeld der Tagung:<br />
Finanzierung<br />
Da die <strong>Agrarwende</strong> auf Bundesebene politisch ausgerufen ist, setzte sich unsere AG mit<br />
dem Bundeslandwirtschaftsministerium und Staatssekretär Alex Müller in Verbindung, der in<br />
Hessen bereits Staatssekretär für den Soziales, Veterinärwesen/ BSE gewesen war. Er hatte<br />
Ende Februar 2001 die Firma tegut besichtigt. 21<br />
„Hier denkt man wie in unserem Ministerium: Von der Ladentheke aus“<br />
Die Organisatorinnen waren sich ziemlich sicher, daß eine solche moderierte Tagung auf<br />
Bundesebene eine Pilotfunktion habe. Daher fragten sie am 28.3.01 persönlich bei Staatsse-<br />
kretär Alex Müller an, ob er die Schirmherrschaft der Tagung übernehmen würde. Damit<br />
wollten sie dokumentieren, daß es sich um ein Modellprojekt handelt. Gleichzeitig ersuchten<br />
sie um Unterstützung, daß die Eintagesveranstaltung nur der Beginn eines Prozesses sein<br />
kann. Konkret fragten sie nach finanzieller Förderung als Modellprojekt und nach finanzieller<br />
Förderung der Dokumentation. Telefonisch kam 20.4.2001 aus dem Staatssekretärsbüro<br />
zwar die Antwort, daß die finanzielle Förderung noch im Hause geprüft werde, dabei blieb es<br />
bislang. Die Übernahme der Schirmherrschaft und ein schriftliches Grußwort wurde zuge-<br />
sagt.<br />
Die Verbraucherzentrale Fulda setzte sich mit der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen<br />
e.V. 22 wegen finanzieller und inhaltlicher Unterstützung der Werkstatt und eines Dialoges in<br />
Verbindung. Damit die Tagung durchgeführt werden kann, wurde am 6.4.01 schriftlich ein<br />
Restbetrag von 2.800 DM beantragt. Leider kam telefonisch die Rückmeldung, daß Gelder<br />
im Zusammenhang mit BSE nicht zur Verfügung stehen.<br />
20<br />
Teilnehmende: Dr. Heidi Soboll, Monika Bracht, Monika Flörchinger, Bernhard Steier, Gerda Pfahl<br />
21<br />
HNA 1.3.01<br />
22<br />
z.Hd. Herrn Schäfer Homburger Straße 9 61169 Friedberg<br />
- 12 -
Auch aus dem Bereich Erzeuger-Verbraucher-Dialog in Hessen konnten keine Gelder zur<br />
Verfügung gestellt werden (schriftlicher Antrag 30.3.2001). Es wurde von Wetzlar, den ehe-<br />
maligen ARLL in Bad Hersfeld und Fulda trotz langer Telefonate keine Gelder oder ander-<br />
weitige Unterstützung zugesagt oder vermittelt. Dies obwohl zeitgleich 23 ein Schreiben an<br />
den BUND-Landesverband Hessen herausgegangen ist, mit dem auf die zentrale Bedeutung<br />
des Amtes für den Erzeuger-Verbraucher-Dialog hingewiesen wird.<br />
Es wäre interessant zu erfahren, welche Vorstellung diese Verwaltung als Dienstleistungs-<br />
behörde für die Verbraucherinnen und Verbraucher besitzt.<br />
Beteiligung<br />
Zeitweise erschien die Beteiligung wichtiger Akteure aus dem magischen Sechseck derartig<br />
lückenhaft, daß an eine Verschiebung auf den Herbst gedacht wurde. Vor allem die unklare<br />
finanzielle Absicherung legte diese Überlegung nahe. Schließlich war den Initiatorinnen die<br />
Durchführung jedoch so wichtig, daß sie auch ohne Eigenmittel und mit privatem Risiko eine<br />
Entscheidung für die Durchführung starteten. Dabei muß auf Gelder zurückgegriffen werden,<br />
die für die normale Arbeit der Verbände schon fest eingeplant waren.<br />
Die Anmeldungen im Vorfeld entsprachen nicht vollständig den Personengruppen, die auch<br />
erschienen sind. So hatte sich z.B. das Biosphärenreservat Rhön und die Metzgerinnung<br />
angemeldet sowie eine Imkermeisterin aus dem Kuppenrhöner Landmarkt. Die zustimmen-<br />
den Telefonate der Agrarverwaltung ließen eigentlich erwarten, daß von ihrer Seite großes<br />
Interesse an einer Teilnahme bestünde. Leider gab es weder Absagen noch eine Beteili-<br />
gung.<br />
23 Datum 13.3.01 hier nicht eingefügt<br />
- 13 -
Veranstalter:<br />
4. Dokumentation der Tagung<br />
Genuß mit Zukunft:<br />
„Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Verbraucher<br />
auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung“<br />
in Fulda, Kolpinghaus am 7.5.2001<br />
BUND für Umwelt und Naturschutz Hessen, Arbeitskreis Gesundheit<br />
Verbraucherzentrale Fulda<br />
Naturzschutzzentrum Hessen<br />
- 14 -
(Briefköpfe hier nicht eingefügt)<br />
Einladung zur moderierten Werkstatt-Tagung<br />
Genuß mit Zukunft<br />
„Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Verbraucher auf dem Weg zu<br />
einer gesunden Ernährung“<br />
am Montag, den 7.Mai 2001 in Fulda, Kolpinghaus (siehe Anreisebeschreibung)<br />
Dauer: 9 Uhr bis 17 Uhr<br />
BSE und sonstige Krisen unserer Nahrungsmittelversorgung sollen als Ausgangspunkt dafür<br />
dienen, Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Verbraucher zu einem Dialog darüber zusammenzubringen,<br />
welche Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung liegen. Der Schwerpunkt<br />
liegt dabei weniger bei der <strong>Agrarwende</strong>, sondern beim Lebensmittelhandel, -verarbeitung<br />
und Konsum, bei gesundem Essen und Genießen. Es geht weniger um Landwirtschaft, sondern<br />
um eine nachhaltige regionale Entwicklung und um gesunde Ernährung. Es geht um „Gutes Leben“.<br />
Im Mittelpunkt der moderierten Werkstatt-Tagung steht die Suche nach Lösungsmöglichkeiten.<br />
In dem gemeinsamen Dialog können sich die einzelnen Akteure über nächste Schritte für die<br />
Zukunft klarer werden. Konkrete Ziele und erste Schritte für die Umsetzung sollen erarbeitet<br />
werden.<br />
Eingeladen sind Akteure aus dem magischen Sechseck, das von Frau Ministerin Künast vorgestellt<br />
wurde: Verbraucher, Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft, Lebensmittelhandel, Futtermittelerzeugung<br />
und die Politik.<br />
Die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen beschränkt.<br />
Kosten: Von Firmen und Organisationen erbitten wir einen Förderbeitrag (20 – 200 DM)<br />
Wir bitten sie, uns vorab bis zum 12. April Ihr Interesse zu faxen, damit wir entscheiden können, ob die<br />
Tagung zustande kommt.<br />
Feste Anmeldungen erbitten wir bis zum 2. Mai 2001 an Verbraucher-Zentrale Hessen, Beratungsstelle Fulda,<br />
Karlstr. 2, 36037 Fulda, Tel. 0661-241026, Fax 0661 – 242216, e-mail: fulda@verbraucher.de<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Monika Bracht Eckhart Engert Dr. med.vet. Heidi Soboll<br />
Verbraucher-Zentrale in Fulda Naturschutzzentrum Hessen BUND AK Umwelt und Gesundheit<br />
- 15 -
Tagungsablauf:<br />
Moderation: Monika Flörchinger, Mo Auerswald, (Projektberatungsgruppe<br />
in der Kommune Niederkaufungen)<br />
9.00 - 9.30 Impulsreferat: Prof. Dr. rer. nat. Friedrich-Karl Lücke (FH Fulda)<br />
9.30 – 12.00 Problemanalyse und -vertiefung in Kleingruppen<br />
12.00 – 13.00 Mittagspause<br />
Austausch und Diskussion der Ergebnisse (einschl. Kaffeepause)<br />
13.00 – 14.30 Visionsentwicklung und Ideensammlung<br />
14.30 – 14.45 Kaffeepause<br />
14.45 – 16.30 Zielentwicklung und Umsetzungsplanung<br />
16.30 – 17.00 Austausch, Ergebnisse<br />
Getränke, Kaffee und Tee können zwischendurch für 3 DM eingenommen werden<br />
Verschiedene Gerichte für 12 bis 15 DM stehen zur Wahl und können am Vormittag geordert werden.<br />
Adresse Kolpinghaus Fulda<br />
Goethestr. 13<br />
36043 Fulda<br />
Das Kolpinghaus ist in 10 Minuten zu Fuß ab Bahnhof zu erreichen.<br />
Verteiler:<br />
Verbraucher/ Bildung: Hausfrauenbund, Landfrauen, kath. Dt. Frauenbund, Verbraucher-Zentrale,<br />
BUND, UGB; Umweltzentrum, KLJB, HeLP, Staatliches Schulamt, FH-Fulda<br />
Landwirtschaft: Kreisbauernverband, Antoniusheim, Rhönhöfe, Marktleiter Bauernmarkt, CMA, VÖL,<br />
AGÖL, Loheland-Stiftung, Bauerngemeinschaft Rhöner Weideochsen, Berenobstgemeinschaft<br />
Ernährungswirtschaft: Groma, Milupa, Wendeln, Weber Backbedarf, Milchwerke, Förstina<br />
Lebensmittelhandel: (Metzger, Bäcker, Gastronomie)<br />
Edeka Hessenring, Fleischerinnung, Städtisches Klinikum, IHK, Kreishandwerkerschaft, Regionalmarketing,<br />
Rhöner Charme<br />
Futtermittelerzeugung: Raiffeisen<br />
Politik und Verwaltung: Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung und des Kreistages, einzelne Landespolitiker,<br />
RP Kassel, ARLL, Staatl. Veterinäramt, Bisophärenreservat Rhön, RP Gießen<br />
Kontonummer: BUND Hessen: Frankfurter Sparkasse BLZ 500 502 01<br />
Konto 369 853 Stichwort: Ernährung<br />
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Rück-Antwort unter Fax 0661 / 24 22 16 oder e-mail: fulda@verbraucher.de<br />
Ja, ich nehme an der Veranstaltung teil<br />
Name<br />
Institution<br />
Tel / Fax / e-mail<br />
- 16 -
Tagungsverlauf<br />
Ablauf der moderierten Werkstatt-Tagung „Genuss mit Zukunft 7.5.2001<br />
in Fulda<br />
Vormittag:<br />
Nachmittag:<br />
Ankommen<br />
Begrüßung<br />
Grußworte etc.<br />
Impulsreferat Prof. Lücke<br />
Blitz-Vorstellungsrunde<br />
- Name<br />
- Beruf/Institution<br />
- ein Satz: diese Werkstatt war für mich erfolgreich wenn...<br />
Problemanalyse Vertiefung in Kleingruppen<br />
Was sind die Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung?<br />
1. Themensammlung im Plenum<br />
2. Kleingruppenbildung durch Zuordnung<br />
3. Arbeit in den Kleingruppen:<br />
mögliche Fragen:<br />
- Was ist das Problem?<br />
- Wie wirkt es sich konkret (in meinem Alltag) aus? (Beispiele)<br />
- Wer oder was verhindert eine Veränderung?<br />
- Wer sind die Betroffenen/Beteiligten –<br />
wie sehen deren Sichtweisen und Interessen aus<br />
Austausch der Ergebnisse<br />
Gruppenbildung durch Kreativitätskekse<br />
Crayzy Ways<br />
Ideensammlung und -entwicklung<br />
durch Brainwriting<br />
Verrückte, gute und neue Ideen für eine gesunde Ernährung in der Zukunft<br />
Regeln:<br />
- nicht diskutieren sondern alles aufschreiben<br />
- geht nicht gibt´s nicht<br />
- Quantität geht vor Qualität<br />
- Anknüpfen an die Ideen der anderen<br />
- Auch verrückte Ideen zulassen<br />
- Alle Ideen aufschreiben<br />
Jede KG sucht aus den Ergebnissen die vier besten Ideen aus und bringt sie in<br />
die nächste Arbeitseinheit mit<br />
Clustern der Ideen nach dem Dominoprinzip<br />
Zuordnen: Wofür will ich mich persönlich engagieren, Zeit und Energie investieren?<br />
- 17 -
Zielentwicklung an Hand von Zielkriterien<br />
1. Das Ziel sollte positiv formuliert sein<br />
2. Das Ziel sollte realistisch und erreichbar sein<br />
3. Das Ziel sollte von den Beteiligten akzeptiert sein<br />
4. Die Beteiligten sollten Einfluß auf die Zielerreichung haben<br />
5. Die Erreichung des Ziels sollte meßbar oder erfahrbar sein<br />
6. Das Ziel sollte in der Gegenwart formuliert werden<br />
7. Das Ziel sollte nicht mit einem anderen Ziel in Widerspruch stehen<br />
In KG: 3 Ziele formulieren zur ausgewählten Idee<br />
Umsetzungsplanung<br />
- Was machen wir (die ersten 3 Schritte )<br />
- Wer macht es<br />
- Wer oder Was könnte uns unterstützen?<br />
- Welche Ressourcen und Erfahrungen haben wir schon?<br />
Projekte im Plenum vorstellen<br />
Der Ablauf der Werkstatt wird zur besseren Übersicht und als Anregung zum Nachahmen<br />
eingefügt. (Urheberin ist die Beratungsgruppe der Kommune Niederkaufungen,<br />
Mo Auerswald und Monika Flörchinger, Kirchweg 1, 34260 Kaufungen,<br />
fon: 05605- 8007-0, fax 05605-8007-40)<br />
(ohne Abb. Staatssekretär Alexander Müller, Schirmherr der Werkstatttagung)<br />
- 18 -
- 19 -
Tagungsverlauf<br />
Begrüßung (9.15 Uhr)<br />
durch die Leiterin der Verbraucherzentrale Fulda Monika Bracht. Sie verliest das<br />
Grußwort von Staatssekretär Alex Müller (siehe vorige Seite) und erläutert die Tagung.<br />
Anwesend sind 16-19 Personen, wobei einige noch später dazu kommen, dafür verab-<br />
schieden sich einige bei der Mittagspause einige aus zeitlichen Gründen.<br />
„Ich begrüße Sie recht herzlich zu einer etwas anderen Veranstaltung mit dem Titel „Genuß mit Zukunft – Erzeuger,<br />
Verarbeiter, Handel und Verbraucher auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung“<br />
Ich darf mich kurz vorstellen: mein Name ist Monika Bracht, ich bin Leitende Beraterin der Verbraucher-<br />
Zentrale in Fulda sowie Mitglied des Landesarbeitskreises Umwelt und Gesundheit des Bund für Umwelt und<br />
Naturschutz Deutschland.<br />
Sie sehen schon an der äußeren Gestaltung des Saales, dass es sich hier um eine Werkstatt-Tagung handelt. Es<br />
gibt auch nicht die oder den Vortragenden und die Zuhörer. Sie werden nicht in der Reihenfolge der wichtigsten<br />
Persönlichkeiten begrüßt, sondern wir werden uns nachher gegenseitig vorstellen.<br />
Wir Veranstalter, die Verbraucher-Zentrale Hessen, der Bund für Umwelt und Naturschutz Hessen und das<br />
Naturschutz-Zentrum Hessen, freuen uns Ihnen zu Beginn ein Grußwort von Herrn Müller, Staatssekretär im<br />
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft verlesen zu können:<br />
Zum Tagungsablauf einige Worte:<br />
Im Anschluß an meine einleitenden Worte wird Herr Prof. Dr. Lücke von der Fachhochschule Fulda uns auf<br />
unser Werkstatt-Thema einstimmen. Seien Sie herzlich willkommen.<br />
Eckhart Engert, Leiter des Naturschutzzentrums in Wetzlar wird sich mit einigen kurzen Gedanken anschließen.<br />
Und dann sind wir alle gefordert und aufgerufen uns einzubringen. Geleitet und geführt von zwei professionellen<br />
Moderatorinnen von der Unternehmensberatung Kaufungen: Monika Flörchinger und Mo Auerswald. Herzlichen<br />
Dank Ihnen, dass Sie heute da sein können.<br />
Wir haben diese Veranstaltungs-Form gewählt, da nur im Austausch mit allen Beteiligten des magischen Sechsecks,<br />
also Ihnen, Möglichkeiten und Perspektiven für gesunde Lebensmittel diskutiert werden können.<br />
Mein ganz persönlicher Hintergrund mich neben meiner Arbeit in einem Naturschutzverband zu engagieren war<br />
die Tatsache, dass ich nicht verstehen konnte, dass es erlaubt ist, Möbel zum Verkauf anzubieten, die die Konsumenten<br />
krank machen können. Wohngifte ist das Stichwort, das immer wieder im Beratungsalltag auftritt.<br />
Kaufrecht bzw. Produkthaftung sind die Lösung zu diesem Problem, die uns der Gesetzgeber anbietet. Doch<br />
welche Möglichkeiten hat der einzelne Konsument, sich vor diesen Produkten und damit seine Gesundheit zu<br />
schützen?<br />
Die Marktangebote und die Konsumgewohnheiten unterliegen einem schnellen Wandel. Die Ernährungsgewohnheiten<br />
verändern sich. Der Außerhaus-Verzehr nimmt stetig zu. Neuartige Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel<br />
kommen auf den Markt .<br />
Welche Entwicklung kommt auf uns zu?<br />
Sind wir nur Opfer oder auch Täter?<br />
Welche Möglichkeiten der Einflußnahme haben wir?<br />
Angesicht der BSE-Krise und dem Auftreten der Maul- und Klauenseuche ist ein Innehalten und Umdenken<br />
angesagt.<br />
Wir haben ein Recht auf gesunde Lebensmittel in einer gesunden Umwelt.<br />
Was können wir dazu beitragen?<br />
Ich bin gespannt auf die nächsten Stunden und nun übergebe ich das Wort an Herrn Prof. Dr. Lücke.“<br />
- 20 -
Ziele<br />
Impulsreferat<br />
Prof. Dr. Friedrich-Karl Lücke 24<br />
Genuss mit Zukunft<br />
- Was hindert uns daran, uns gesund zu ernähren? -<br />
• Gesündere Lebensmittel<br />
• Mehr Dezentralität und Regionalität<br />
• Mehr Tiergerechtigkeit<br />
• Mehr Umweltverträglichkeit in Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft<br />
Was heißt „gesunde Ernährung“?<br />
These 1: „Gesunde Ernährung“ bedeutet nicht,<br />
• auf Genuss zu verzichten<br />
• schematisch Ernährungsempfehlungen oder Diätpläne zu befolgen<br />
• ausschließlich Öko-Lebensmittel zu kaufen<br />
sondern: bewusste Ernährung, d.h. Lebensmittelauswahl wichtiger zu nehmen, auf Signale<br />
des Körpers zu hören und sich danach richten, „was mir bekommt und was nicht“.<br />
Zur bewussten Ernährung gehört auch, sich dafür zu interessieren, wie Lebensmittel gewon-<br />
nen und verarbeitet werden.<br />
These 2: Das wichtigste Argument für den Kauf ökologisch bzw. regional erzeugter Lebens-<br />
mittel ist deren umwelt- und sozialverträgliche Erzeugung. Der gesundheitliche Zusatznutzen<br />
wird oft überbetont, weil es als „egoistisches“ Argument eher zur Kaufentscheidung für diese<br />
Lebensmittel führt.<br />
Was sollte die Land- und Ernährungswirtschaft tun?<br />
These 3: Wir Verbraucher haben ein gespaltenes Verhältnis zur Land- und Ernährungswirt-<br />
schaft:<br />
• Sie soll unsere nostalgischen Bedürfnisse befriedigen, aber gleichzeitig die Prozesse so beherr-<br />
schen, dass Risiken für den Verbraucher ausgeschlossen sind.<br />
• Sie soll uns frische, naturbelassene Lebensmittel liefern, die sich aber lange halten und bequem<br />
zuzubereiten sind (oder gar keiner Zubereitung bedürfen).<br />
These 4: Die Zukunft liegt in einer stärkeren Integration und Kundenorientierung der gesamten<br />
Kette von der landwirtschaftlichen Urproduktion (einschließlich ihrer Zulieferer und Dienstleister)<br />
24 Lehrgebiet Mikrobiologie und Lebensmitteltechnologie, FB Haushalt und Ernährung, Fachhochschule Fulda, Mar-<br />
quardstr. 35, 36039 Fulda<br />
- 21 -
is zur Letztverteilerstufe. Der Handel sollte sich stärker seiner Mitverantwortung bewusst sein und<br />
sein Angebot stärker regionalisieren, z.B. durch Verzicht auf eine übermäßige Zentralisierung der<br />
Entscheidungsprozesse.<br />
Was hindert den Verbraucher daran, sich gesünder zu ernähren?<br />
These 5: Haupt-Hinderungsgrund für eine gesündere Ernährung ist weniger das fehlende<br />
Wissen um die Grundprinzipien einer gesunden Ernährung, sondern soziokulturelle Faktoren,<br />
die dessen Umsetzung verhindern. Verloren geht hingegen immer mehr das Wissen über Le-<br />
bensmittel, ihre Erzeugung und Zubereitung. Wir brauchen mehr lebensmittelkundliche Bil-<br />
dungsprogramme, weniger Ernährungsberatung mit dem erhobenen Zeigefinger.<br />
Was sollen die Verbraucher tun?<br />
These 6: Die Verbraucher sollten<br />
• eigene Verantwortung für Lebensmittelauswahl und Ernährung annehmen<br />
• Lebensmittel und Ernährung wichtiger nehmen<br />
• auf mehr Information über Zusammensetzung und Herkunft der Lebensmittel drängen<br />
• auf mehr Transparenz und Mitwirkung bei staatlichen Entscheidungen im Bereich Le-<br />
bensmittelqualität und -sicherheit drängen.<br />
Diese Thesen wurden zum Einstieg an Wandzeitungen gehängt und teilweise in die Gruppen<br />
mitgenommen.<br />
Es schloß sich an das Impulsreferat eine lebhafte Diskussion an:<br />
Beier: Verantwortung: Preisdruck steigt, starke Bedenken, daß das auf den Verbraucher zu-<br />
rückschlägt. Trend zu Ökobereich? Nur vorübergehend?<br />
Handel und Verantwortung auf Vorlieferanten abgeliefert, dabei ist es auch Aufgabe des<br />
Handels, eine fachgerechte Warenpflege zu gewährleisten. (Beispiel mangelhafte Ware in<br />
Tiefkühltruhen). Dies ist Aufgabe der Warenpflege, nicht der Industrie.<br />
Engert: Natur, Genuß, Gesundheit: was gibt es an guten Ansätzen? Verbrauchermacht<br />
Natur als Kulturgut<br />
Erfahrungen aus Frankreich: dort gibt es keine Billigketten außer an Tankstellen. Frage<br />
heißt, wer ist besser im Wettbewerb? Supermarkt: in Deutschland auf Preis gucken, auf billig<br />
konditioniert. Frankreich: in Laden eintauchen.<br />
In manchen Warensegmenten schauen die Konsumenten auf Genuß, in anderen auf die<br />
Preiskonditionen. Verbraucher ist unterschiedlich ja nach Segment.<br />
Naturschutz: Garten, Ernährung, Gesundheit: erstmals Trend. Naturschutz und Ernährung.<br />
Sedlmaier: Verantwortung erkennen, Preis-Leistung<br />
Interessengemeinschaft gesunde Lebensmittel: Mittel zum Leben, Fuldaer Manifest (siehe<br />
Anhang, 10 Thesen)<br />
- 22 -
7500 Zusatzstoffe, wo soll man da nach Allergien suchen?<br />
Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel für Qualität der Waren.<br />
Preisverfall.<br />
Pfahl: Rolle der privaten Haushalte betrachten und Rolle der Frauen bei der Zuweisung von Ar-<br />
beiten bei Lebensmittelzubereitung.<br />
Rothkegel: Kampagne: Landschaft schmeckt des NaBU gutes Beispiel<br />
Vorstellungsrunde:<br />
Name Organisation, Beruf, magisches<br />
Sechseck<br />
- 23 -<br />
Erwartungen an Tagung<br />
Sedlmaier Lebensmittelkaufmann Fa. Tegut Fuldaer Manifest<br />
Leist Metzgermeister, Innungsmeister Wichtig ist Umsetzung, es wird viel geredet.<br />
Dirauf ehemaliges Landwirtschaftsamt Mengen interessieren<br />
Dr. Beier Rhön-Vogelsberg, Landwirt, Ferkelpro- intensiver Erfahrung und Informationsaus-<br />
duktion<br />
Mörmel Raiffeisenwaren Osthessen, Futtermittelhandel,<br />
Praktiziert konventionelle<br />
Landwirtschaft<br />
Henkel Landwirt, Ökohof, Milchproduktion, Direktvermarktung,<br />
GF Rhönhöfe<br />
Strauch Leiter Umweltzentrum Fulda, NaBu, AG<br />
der § 29er-Verbände Fulda, Agenda Be-<br />
auftragter Fulda<br />
Rothkegel BUND Hessen Geschäftsführer, Dipl.<br />
Agr.-Ing., Naturschutz + Landwirtschaft<br />
+ Ernährung<br />
Soboll Tierärztin, humanmedizin. Forschungsinstitut,<br />
BUND Hessen AK Gesundheit<br />
Wagner kFD<br />
Spors Katholische Frauen Deutschland, 13000<br />
Mitglieder, Familienarbeit, gesunde Ernährung,<br />
eigener Garten<br />
Weiss BUND, Lebensmitteltechnologe Bewußtsein<br />
Pfahl BUND AK Gesundheit, Dipl.-Ing. Stadtplanung<br />
tausch in allen Gruppen<br />
Vorurteile abbauen, weniger ideologisch<br />
diskutieren<br />
Kommunikation in der Region verbessern,<br />
Multiplikatoren näher zusammenrücken,<br />
Umsetzungsphase Erfolge, keine Vorurteile<br />
und Gegensätze, alle in einem Boot<br />
konkrete Impulse für praktisches Handeln<br />
Erfolgreich ist die Tagung wenn: jeder/jede<br />
in ihrem Bereich sagt: ich bin bereit in meinem<br />
Bereich ......zu tun. Hindernisse abbauen<br />
erfolgreich ist; wenn Dialog<br />
Neugierig, wie es mit Ernährung und Natur<br />
weitergeht. Manche Lebensmittel machen<br />
krank. Zwischen Fast-food und Biokost.<br />
Information von gesunder Ernährung<br />
Beseitigung der Hemmnisse nachdenken,<br />
magisches Sechseck in der Region als Modell<br />
entwerfen<br />
Hohmann (bis Koch, Gastwirt, Rhöner Charme Kinder entscheiden, Verbrauchergedanke,<br />
11 Uhr)<br />
Entsprechenden Preis zahlen<br />
Manych-Rüger Vors. Landfrauen Landeck, Lehrerin, Kinder haben früher Gesundheits“kotz“ ge-<br />
Mutter, astmakranker Sohn, biologisch sagt, zeigt Image von gesunder Ernährung.<br />
gärtnern und bauen<br />
Erfolgreich wenn: überparteilich, nichtideologisch,<br />
möchte den Landfrauen etwas mitbringen<br />
Göbel Landfrauen Schenklengsfeld, 170 Land- Schulung, Frauen ansprechen u. Finanzminifrauenster.<br />
Lebensmittel der Familie zutrauen, Qualität.<br />
Den Frauen etwas rüberbringen. Nichts<br />
kaufen, was ich nicht verantworten kann.<br />
Engert in Rhön aufgewachsen, Dipl.- Agrar.Ing, Krise der Ernährung ist so heiß wie nie zu-<br />
Agrarverwaltung, Direktor Naturschutz- vor, Eisen heiß benutzen, jede Koordinie-
zentrum Hessen rung ist jetzt wichtig, Wir sind in der Phase<br />
des Umsetzens und Austauschens. Fehlentwicklung:<br />
wie eine Neuorientierung erreichen?<br />
Großer Schritt nach vorne erwünscht<br />
Epp-Naliwaiko Kreistagsmitglied (B90/Grüne) 2 Ideen, die umsetzbar wären, im Kreistag<br />
mit anderen Frauen ein überparteiliches<br />
Projekt<br />
Bracht Leiterin der VZ Fulda, Lehrerin Biologie, Austausch, Gedanken, Verbündet, Aufklä-<br />
Sport<br />
rungsarbeit<br />
Prof. Dr. Lücke FH Fulda (11 Jahre) Lebensmittelhygiene Konkrete Projekte<br />
Tennstädt (ab Betrieb biologisch umgestellt, Beeren-<br />
Mittag) obstgemeinschaft, Umwelt und Natur<br />
war schon Thema des Vaters<br />
- 24 -
Was ist mit Hindernissen auf dem Weg zu einer gesunden Er-<br />
nährung?<br />
Vertiefung 1 Stunde: Ideen werden zusammengetragen. In einer ersten Runde wurden<br />
Zettel in die Mitte gelegt und sortiert<br />
Stichworte<br />
• Jugendliche zu wenig mit Ernährung beschäftigt<br />
• Ernährungsfreizeit/ Prestigefragen, Essen hat einen hohen Stellenwert erhalten: was macht<br />
man zusammen: man geht essen, eine Essenseinladung ist zu einem Problem geworden<br />
• Erwachsenen-Umweltbildung bis ins hohe Alter<br />
• Anteil der Leute wäre größer, ... Potential ausschöpfen. Sie kauft Ökohaferflocken für Hund<br />
wegen der vernünftigen Wirtschaftsweise, Ganzheitliche Auswirkung, Gesundheit und Er-<br />
nährung, Lebensstil: wie das vermitteln?<br />
• mangelndes Angebot hindert am Kaufen, tegut fehlt im Rhein-Main (Seldmaier: kommt!),<br />
Außerhausverpflegung, Großküchen, Kantine<br />
• Gemeinsam Lebensmittelqualität von Erzeugern sichern<br />
• Handwerk (verantwortlich mit den Händen machen) als Dilemma, Handwerk hat vor Jahren<br />
das Thema verpaßt<br />
• Ungleichzeitigkeit 25 (Handwerk lernt etwas anderes)<br />
• So wenig für gesunde Lebensmittel ausgeben<br />
• Ernährungsbedingte Krankheiten<br />
• Verantwortungsvolle/ -bewußte Lebensmittel<br />
• Was sind gesunde Lebensmittel?<br />
• Ernährung und Gesundheit gehören zusammen<br />
• Zeitproblem/ Wissensdefizit über Gesundheit/ Ernährung in privaten Haushalten<br />
• Lebensmittelaufnahme und -verwertung soll zu einem bewußten Prozeß werden<br />
• Verhältnismäßigkeit für die Anwendung techn. Vorgaben (Analytik, Grenzwerte) und rechtli-<br />
cher Kontrollen<br />
• Sicherheit durch technol. Systeme und/oder regionale Transparenz?<br />
• Gütezeichen Wirrwarr? Transparenz?<br />
• Region als Basis des Handelns (als Prinzip!)<br />
• Bessere Ausschöpfung des altruistischen Potentials<br />
• Essen als Freizeitbeschäftigung und Prestigefragen bei Einladungen<br />
• Lebensstile<br />
• Ist es wirklich zu teuer, sich „gesund“ zu ernähren?<br />
25 Darunter ist zu verstehen: „Ohne entsprechendes bukolisches Make up bliebe man auf den landwirtschaftlichen High-tech-<br />
Produkten sitzen. Dies führt zu dem, was ich als Gleichzeitigkeit der Ungleichheiten bezeichnen möchte. Die heutigen Lebensmittelbranche<br />
zehrt von dem Auro einer bäuerlichen und handwerklichen Wirtschaftsweise, der sie zugleich den Garaus<br />
bereitet.“ Manuel Schneider : Zur Ökologie der Zeit in Landwirtschaft und Ernährung. Die Folgen des Erfolgs. 1995. S.<br />
6-12 in: Zeit-Fraß. (Politische Ökologie. Sonderh. 8)<br />
- 25 -
• Wie ist Veränderung möglich dahin, dass zukünftig mehr als 14 Prozent vom verfügbarem<br />
Einkommen für Lebensmittel ausgegeben werden?<br />
• Gemeinsam Lebensmittelqualität sichern: Vom Erzeuger bis zum Verbraucher<br />
Diese Hemmnisse wurden auf Zettel geschrieben und auf den Boden im Kreis gelegt.<br />
Die Teilnehmenden gingen rund, lasen die Hemmnisse, legten Zettel zusammen,<br />
stellten sich zu nach Interesse zu Zetteln und bildeten 4 Gruppen.<br />
Nächste Aufgabe: In Gruppen weiterarbeiten an der Leitfrage:<br />
Was sind die Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung, aber noch keine<br />
Ideen sammeln. Die Anfangszettel vom Boden waren Ausgangsstichpunkte für die Diskus-<br />
sion unter der Überschrift: Was sind die Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernäh-<br />
rung. Diese Zettel wurden in die Gruppen mitgenommen und weiterverarbeitet. Sie ließen<br />
sich später nicht mehr als Einstiegszettel identifizieren bis auf einen, der liegen blieb:<br />
• Gemeinsam Lebensmittelqualität sichern: Vom Erzeuger bis zum Verbraucher<br />
Für alle 4 Gruppen gab es als Rahmen die Fragestellung:<br />
• Was ist das Problem?<br />
• Wie wirkt es sich konkret (in meinem Alltag) aus?<br />
• Wer oder was verhindert eine Veränderung?<br />
• Wer sind die Betroffenen/ Beteiligten – wie sehen deren Sichtweise aus?<br />
Kleingruppe 1: Wandzeitung: mit welchen Zetteln fing die Gruppe an?<br />
• Verhältnismäßigkeit für die Anwendung techn. Vorgaben (Analytik, Grenzwerte) (ergänzt)<br />
und rechtlicher Kontrollen<br />
• KMU mit Schwierigkeiten moderner QM-Systeme<br />
• Sicherheit durch technol. Systeme und/oder regionale Transparenz?<br />
• Produkthaftung Dokumentation Transparenz<br />
• Harmonisierung, Dokumentation für Kontrolle, Gütesicherung etc.<br />
• Gütezeichen Wirrwarr? Transparenz?<br />
• Transparente Kennzeichnung auf allen Stufen<br />
• Region als Basis des Handelns (als Prinzip!)<br />
• Regional- oder Handelsmarke?<br />
Bericht aus KG 1 ans Plenum Qualität/ Gütezeichen 26<br />
• Sicherheit im Lebensmittelzyklus<br />
• QM-Systeme, mehr Sicherheit gewährleisten<br />
• Verhältnismäßigkeit für KMU (= kleine und mittlere Unternehmen) umsetzbar? Zu teuer<br />
• Regionale Transparenz oder technologische Systeme<br />
• Wie Sicherheitsysteme, die nicht so aufwändig sind?<br />
• Regionale als Basis des Handelns stärken?<br />
• Qualitätsprodukte aus der Region als Statussymbol<br />
• Alle Leute, die guten Willens sind, Schritt in die richtige Richtung<br />
26 Bericht Engert<br />
- 26 -
Kleingruppe 2 Wandzeitung: Anfangszettel:<br />
• Bessere Ausschöpfung des altruistischen Potentials<br />
• Essen als Freizeitbeschäftigung und Prestigefragen bei Einladungen<br />
• Lebensstile<br />
• Ist es wirklich zu teuer, sich „gesund“ zu ernähren?<br />
• Wie ist Veränderung möglich dahin, dass zukünftig mehr als 14 Prozent vom verfügbarem<br />
Einkommen für Lebensmittel ausgegeben werden?<br />
Hemmnisse:<br />
• Aufklärung über Preispolitik<br />
• Ernährung ist kein Statussymbol<br />
• Erreichbares (gesundes) Angebot reicht nicht aus<br />
• Eßgewohnheiten<br />
• Werbung<br />
• Gruppendruck<br />
• Bequemlichkeit<br />
• Außerhausverzehr<br />
• Kantine/ Preisdruck<br />
Bericht aus KG 2 an das Plenum: Aufklärung über Preispolitik 27<br />
• Ernährung kein Statussymbol<br />
• Eßgewohnheiten<br />
• Wie setzen sich Preise im Supermarkt zusammen, wer macht Preise?, warum sind<br />
Preise so?<br />
• Lebensmittel sollen größeren Stellenwert erhalten<br />
• Bildung, Erziehung, Schule, Erwachsene<br />
• Wieso ist die Wertung so? Änderungsmöglichkeiten?<br />
• erreichbares Angebot an Ökoprodukten reicht nicht aus<br />
Kleingruppe 3 Wandzeitung: Anfangszettel<br />
• Ernährungslehre in Schule + Ausbildung (ergänzt: + Erwachsene?)<br />
• Erzeuger/-in –Verbraucher/-in-Dialog in Hessen einfordern!<br />
Wo ist das „ARLL“?<br />
• Mit den Frauen reden, die das Geld ausgeben<br />
• Handwerk<br />
• Infos an der Basis: Kinder/ Mütter<br />
• Vernetzung gegen Ungleichzeitigkeit<br />
• gemeinsame Verbraucherabende in Lebensmittelmärkten durchführen<br />
Hemmnisse:<br />
• Impuls über Politik notwendig<br />
• Impuls über andere gesellschaftliche Gruppen (Kirchen, Sportvereine usw)<br />
• Ernährungslehre aus Lehrplänen gestrichen<br />
• Änderung der Familien- und Haushaltsstrukturen<br />
• „Hauswirtschaft“ mit geringem gesellschaftlichem Stellenwert<br />
• mangelndes Problembewußtsein<br />
• zu hoher Aufwand<br />
• Lebensstil Einstellung zum Essen<br />
• Ehrlichkeit (Preis-Leistungs-Verhältnis, Reklame, Vorspiegelung einer Scheiwelt)<br />
• Zeiteinteilung Prioritätensetzung<br />
• Einkaufsverhalten<br />
27 Bericht Rothkegel, Soboll<br />
- 27 -
Bericht aus KG 3 ans Plenum: Ernährungsbildung (Bericht Beier)<br />
• Werbung hat zur Verwirrung beigetragen<br />
• Werbung, verfälscht<br />
• Informationsdefizit<br />
• Ausbildung von Schule<br />
• Impulse aus der Politik?<br />
• Mangelndes Problembewußtsein<br />
• Kirche, Sportverein Gesundheit. Sie kümmern sich nicht um Ernährung und Gesundheit<br />
• Information praktisch an Verbraucher geben (Kochen, über Lebensmittel sprechen, Besuch<br />
von Läden<br />
• Nicht mit Millionen Werbemitteln machbar, Umdenken dauert lange, Prozeß<br />
Kleingruppe 4 Wandzeitung: Anfangszettel: (und Zettel These 1) 28<br />
• Ernährung und Gesundheit gehören zusammen<br />
• Mangelndes Angebot<br />
• Zeitproblem/ Wissensdefizit über Gesundheit/ Ernährung in privaten Haushalten<br />
• Lebensmittelaufnahme und -verwertung soll zu einem bewußten Prozeß werden (zu These<br />
1)<br />
Diskussion: (Mitschrift)<br />
• Nahrungsaufnahme geschieht unbewußt. (Chipstüte am Fernseher), Prozesse werden<br />
nicht bewußt<br />
• Geistige Aufnahme, Wertschätzung Mittel zum Leben<br />
• Gedankenlosigkeit, Wegwerfen<br />
• Lebensmittel als Ramschware, kaum noch Weizen drin<br />
• Zeit und Aufwand früher<br />
• Gesundheit und Ernährung ist nicht bewußt, nicht bewußt was der Körper braucht<br />
• Mangelernährung im Überfluß<br />
• Es macht Arbeit, Nahrung zuzubereiten<br />
Es kostet Zeit, man kann damit kein Geld verdienen<br />
Überlastung, Wert der Hausarbeit<br />
• Beim Bauern wird Zeit nicht wertgeschätzt<br />
• Essen als Erlebnis, als Eßkultur bewußt machen<br />
• Platz für Essen im Tagesrhythmus<br />
• Beim Essen passiert was<br />
• Lebensmittelaufnahme/ Zubereitung als Erlebnis<br />
• Es wird nicht mehr vorgekocht (und von der Familie nicht wertgeschätzt), Kenntnisse der<br />
Vorratshaltung und Haltbarmachung gehen verloren<br />
• Bedeutung des Essens ist denjenigen, die essen, nicht bewußt, Essen verdirbt (z.B. im<br />
Kühlschrank)<br />
• Bezug zur Natur und zu den jahreszeitlichen Lebensmitteln verloren<br />
Wer/ was verhindert Veränderung?<br />
• Bewußtsein<br />
• Handel mit Preisdumping<br />
• Werbung, egoistisch, eigentliche Werte kommen nicht vor<br />
• Es fehlt Geld für Werbung für gesunde Lebensmittel<br />
• Es sind die anderen schuld<br />
• Die Menschen sind sich nicht klar, daß sie selbst enscheiden<br />
• Gesundheitsbegriff, mangelndes Verhältnis zum eigenen Körper<br />
• Eigenverantwortung ist nicht klar<br />
28 Personen: Dirauf, Weiss, Spors, Pfahl<br />
- 28 -
Verhinderer:<br />
• fehlendes Wissen verhindert die Wahrnehmung von Konsumenten/-innen/-macht<br />
• Fachrichtung Hauswirtschaft<br />
• Kaufentscheidungen<br />
Hemmnisse (auf Wandtafel aufgeschrieben):<br />
• Nahrungszubereitung zählt nur als Arbeit, wenn es im Erwerb geschieht<br />
• Prozeß der Nahrungsaufnahme vollzieht sich unbewußt<br />
• Natur hat in Gesellschaft an Wert verloren<br />
• Stellenwert der Hauswirtschaft (und Bildung) ging verloren<br />
• Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit wieder aneignen<br />
• Regionale Kaufkraft, gesunde Region, soziale Bedeutung<br />
• Fehlende Organisation der Konsumenten/ –innen Kammer (wie Handwerkskammer,<br />
Ärztekammer als Pflichtzusammenschluß)<br />
• Mangelndes Ernährungsbewußtsein durch fehlende Bildung beim Verbraucher<br />
• Biolandwirtschaft – Wasserschutz<br />
• Der Verbraucher betrachtet schon beim Kauf mehr Einzelkriterien (oft von außen gesteuert)<br />
als Gesamtzusammenhang (fremdbestimmt)<br />
• Werbung irreführend<br />
• Wertschätzung der Lebensmittel fehlt, des Selbstzubereiteten<br />
• Mißachtung der Lebensmittel<br />
Bericht KG 4 ans Plenum: Gesundheit und Ernährung (Bericht Weiss)<br />
• Ernährungspsychologie/ Gesundheit und Ernährung<br />
• Verbraucher ist gefordert, Ernährung bewußter<br />
• Hauswirtschaftliche Bildung unzureichend<br />
• Nahrungsmitteleinkauf und Essen selbstbestimmt<br />
Berichte aus den 4 Kleingruppen:<br />
Die Berichte wurden im Plenum nacheinander vorgetragen. Der besseren Lesbarkeit<br />
sind sie an die Gruppenarbeit angefügt.<br />
- 29 -
Nächster Schritt: Ideensammlung:<br />
Crazy ways: Verrückte, gute Ideen für eine gesunde Ernährung in der Zukunft<br />
Brainstorming „Ideen-Sturm“. Dabei wurde eine neue Gruppenzusammenset-<br />
zung mit Kreativitätskeksen zusammengewürfelt. Anhand der Formen der selbstge-<br />
backene (gesunden) Vollkornkekse in verschiedenen Formen (Kreis, Herz, Kreuz,<br />
Rechteck) setzten sich die Gruppen zusammen.<br />
Regeln:<br />
• nicht diskutieren, sondern alle Ideen aufschreiben<br />
• geht nicht - gibt’s nicht<br />
• Quantität geht vor Qualität<br />
• Anknüpfen an die Ideen der anderen<br />
• Auch verrückte Ideen zulassen<br />
Gruppe 1 (Wandzeitung)<br />
• Aktion: „Unsere Lebensgrundlage“<br />
• (Heil-)Kräuter-Lehrwanderung<br />
• Mehr Männer zum Kochen bringen<br />
• Verbraucher in Agrarfabrik + normalen Hof<br />
• Regionale Bildungsoffensive: Landwirtschaft – Naturschutz – Ernährung<br />
• Praktischer Einkaufs- und Küchentag für jedermann/-frau unter fachkundiger Anleitung<br />
• „Genuß-Allianz“ gesellschaftlicher Gruppen (Verbände, Kirchen, Kulturgruppen, Behörden,....)<br />
• Ökoverbraucher toleranter machen, -keine Ideologie -<br />
• Kommunale Agrar- und Ernährungspolitik, Spielräume ausloten!<br />
• Großküchen bewerten Image-, Marketingkampagne<br />
• Wissenschaftsförderung: Mehr Umweltbilanzen von Nahrungsmitteln<br />
• Steuer auf Convienience-Produkte<br />
• Mitkoch-Zentrale<br />
• Verbot der Handelsmarken<br />
• „Gutes Essen“ zum Positiven Lebensimage machen<br />
• Fit durch energiebewußte Ernährung<br />
• Fitness mit Ernährung verbinden<br />
• Rhöner Marathon von regionaler Landwirtschaft/ Handel organisiert<br />
• Feste feiern: Hollerblütenfestival!<br />
• Werbung Prominenter (Sympathieträger): ich esse gern gut !<br />
• Kinospot/ Komik etc. statt moralischer Traktate<br />
• Sensorik-Events<br />
• Frucht(themen)zentrierte Feste<br />
• „Tolle Knolle von der Rolle“ (Rund um die nicht dickmachende Kartoffel)<br />
• leckere und schnelle Rezepte (trotz gesund)<br />
- 30 -
Gruppe 2 (Wandzeitung)<br />
• Ernährungserziehung didaktisch überarbeiten realistisch<br />
• Berufliche Bildung<br />
• Kochkurse, zielgruppenorientiert (z.B. Sozialhilfeempfänger, z.B. Urlauber)<br />
Eßkultur “trainieren”<br />
• Tierparade<br />
• Kleinere regionale Ketten<br />
(Netzwerke) Kooperation Landwirtschaft Handwerk<br />
• Beziehung Ernährung und Umwelt am Beispiel Wasser<br />
• Event mit Verlosung<br />
• Sozialhilfebons nur für Öko-Lebensmittel (mentale Schwelle)<br />
• Angebote in Gemeinschaftsverpflegung (GV)/ Gastro<br />
Gruppe 3 (Wandzeitung)<br />
• Essgewohnheiten ändern<br />
• irreführende Werbung verbieten<br />
• große Marketingkampagne für frische + regionale Lebensmittel<br />
• Ökologische Volksküche/ Gemeinschaftsküche<br />
• Information über Verarbeitung von Lebensmittel<br />
• Beipackzettel für jedes Produkt<br />
• Partnerschaften zwischen Schule und LW/ handwerklichen Betrieben<br />
• vor Eheschließung Nachweis über hauswirtschaftliche Kenntnisse<br />
• Rationellen Einkauf erlernen<br />
• Haushalt als Unternehmen/ Management<br />
• Kantinen + Gastronomie bieten Gerichte nur aus Ökoproduktion<br />
• Gemeinschaftskochen für Single /Kleinhaushalte<br />
• Nutzung moderner Informationstechnologien<br />
• „gesunde“ Lebensmittel-Erzeugung wird steuerlich verordnet<br />
• „“bessere“ Ernährungsausbildung bei Ärzten und Gesundheitsberufen<br />
• Staffelung von Krankenkassenbeiträgen<br />
• saisonale Produkte mit den Sinnen erfahrbar machen<br />
• Geschmackstraining<br />
• Aussehen und Geschmack<br />
• Neuformulierung von Handelsklassen<br />
• Aufhebung von Handelsklassen<br />
• Entwickelte Produkte der Industrie müssen mit Verbrauchernachfrage abgestimmt werden<br />
• Außerhauswirtschaft ökologisch organisieren<br />
• Pflichtbesuche von Schulklassen von Betrieben aller Erzeugnisstufen<br />
• Lehrer sollten 8 Tage der Ferien in einem Betrieb der Lebensmittelerzeugung +verarbeitung<br />
verbringen<br />
• Betriebpraktika für SchülerInnen in der LM-Erzeugung und im Marketing<br />
• FEJ (Freiwilliges Ernährungswirtschaftliches Jahr) fördern (fordern?<br />
• Quoten für Fastfood Restaurants<br />
• Erzeuger-Verbraucher-Dialog institutionalisieren<br />
• Schulung von Verkaufspersonal im Lebensmittel-Einzelhandel<br />
Gruppe 4 (Wandzeitung) (Soboll, Henkel, Spors, Pfahl)<br />
• Beim Markt an der Konstablerwache fehlen die Verbraucher<br />
• Krankenhausverpflegung Bsp. Dill-Kliniken Personal schulen/ überzeugen<br />
• Es muß für Krankenversicherungs-Beitragszahlende möglich sein, Einfluß zu nehmen, daß<br />
im Krankenhaus mehr für gesunde Verpflegung ausgegeben wird<br />
• Kinder kochen 1x je Woche ihr Essen selbst (in Schule und Kindergarten) kompetent<br />
werden<br />
(one Wandzeitung Gruppe 4)<br />
- 31 -
• Verein gründen z.B. „Singles kochen besser: viele berufstätige Menschen können nicht<br />
mehr richtig kochen Kochen und Gesellschaft verbinden “ (jemand kennenlernen beim<br />
Kochen)<br />
• Im Chemieunterricht Zusammensetzung von „Novel Food“ durchnehmen (Lehrpläne)<br />
• Tag der offenen Tür auf dem Bauernhof<br />
• Kompetent werden, neu aneignen: Früher waren die Menschen für die Ernährung zuständig.<br />
Heute wird die Zuständigkeit meist (oft) abgegeben<br />
• Beiräte für Handelsketten und für Erzeuger, Handwerk, Innungsmeister, Dialog stärker organisieren<br />
• Andere Formen gesunder Gemeinschaftsverpflegung<br />
• Setting-Ansatz der WHO (Gesundheitsförderung)<br />
• Umweltbildung/ Ernährung öffentlicher Auftrag, Gesellschaftlichsauftrag<br />
Kulturraum, Lebensraum<br />
• Verbraucherzentrale<br />
• Mehr Geld lokal für Werbung<br />
• CMA-Gelder anders einsetzen<br />
• Hess. Öko-Botschafterin (CMA)<br />
• Beispiel Ernährungsbroschüre Zug mit Lebensmitteln<br />
• Produktinnovation für gute Produkte auch auf Erzeugerseite<br />
• Peppiger Internetauftritt, Kinder lernen lesen (Kinderakademie) Bsp. Engl./amerik. Schulen,<br />
Why – Files<br />
• Prof. Pudel Marketing-Studie zur erhöhten Vermarktung von Schulmilch Marketingstrategie<br />
Zusatznutzen: Geld, viel Geld<br />
Ware peppiger anbieten<br />
unterschiedliche Lebensstile<br />
• Was machen wir aus der Marktmacht der Mitglieder im BUND/ Kirche/ kFD?<br />
• Kampagne: an einem Tag sollen alle in einem Laden nach einem bestimmten Produkt fragen<br />
Woche der Ernährung, Verbandsmitglieder,<br />
Mailing-Aktion<br />
Projekt der VZ Fulda, Umweltzentrum Fulda mit CMA-Geldern<br />
Wertigkeit der Lebensmittel, Name suchen, Marketing<br />
- 32 -
Nächster Schritt:<br />
Projektideen wurden ausgewählt und in zwei Runden weiterverfolgt:<br />
Zielkriterien:<br />
• Was kann ich tun?<br />
• Ziel muß erfahrbar sein (in 5 Wochen 10 kg abnehmen)<br />
• In Gegenwart formulieren<br />
• Nicht in Widerspruch zu anderen Zielen<br />
Projektidee 1: Netzwerk Landwirtschaft – Handwerk (LEH) – Verbraucher<br />
Projektidee 2: Neuorganisation des Agrarmarketing<br />
Projektidee 3: Rhön-Marathon<br />
Projektidee 4: Mitkochzentrale/ Ökologische Volksküche/ Gemeinschaftsküche<br />
Dazu jeweils als Handreichung: Umsetzungsplanung<br />
• Was machen wir (die ersten 3 Schritte)<br />
• Wer macht es (mit wem)?<br />
• Wer oder Was könnte uns unterstützen?<br />
• Welche Ressourcen und Erfahrungen haben wir schon?<br />
Projektidee 1<br />
Netzwerk Landwirtschaft - Handwerk/(LEH) - Verbraucher<br />
• Schaffung überschaubarer (und kontrollierbarer regionaler Netzwerke<br />
• Konzeptoptimierung<br />
• Träger und Bündnispartner<br />
• Kontinuierliche Verbesserung der Leistungen<br />
• Informations- und Ausbildungszentrum für Mittel zum Leben (Verbraucherzentrale<br />
? FD)<br />
• Umweltbildung<br />
Ziel: Erhaltung des Lebensraums durch richtige Ernährung<br />
Blauer Ergebniszettel: Netzwerk stärken<br />
• Vorhandene Netzwerke stärken<br />
Rhönhöfe<br />
Beerenobstgemeinschaft<br />
Rhöner Apfelinitiative<br />
Biohof Gensler/ Bäckerei Brennung ??<br />
Weideochsen/ Metzgerei Leist<br />
Ulstermühle<br />
Erlenmühle<br />
Elm Kelterei<br />
Biosphärenreservat<br />
• Neue Partner dazu gewinnen<br />
• Verbraucherzentrale Fulda<br />
• Umweltverbände<br />
• Fachhochschule Fulda<br />
• Bildungseinrichtung<br />
Am Rande für alle stand: Kontrolle/ gläserne Produktion<br />
(Es wurde ein Ausdruck eines Konzepts für ein Informations- und Ausbildungszentrum<br />
aufgehängt, das der Autor leider wieder mitgenommen hat.)<br />
- 33 -
Bericht im Plenum: Netzwerk Landwirtschaft - Handwerk - Lebensmitteleinzelhandel<br />
• Ausbildungszentrum<br />
• Vorbild Herrmannsdorfer Landwerkstätten nach Fulda holen und ergänzen<br />
• Es hakt mit der Ausbildung<br />
• Netzwerk Rhönwerkstätten (Ausbildung- Weiterbildung –Fortbildung)<br />
• Handwerklicher Bereich<br />
• Gebietsübergreifend ausbilden<br />
• Ausbildung für die Zukunft<br />
• Schaufenster für Produkte<br />
• Mit Hotel für Natur + Familie<br />
• Modellbauernhof<br />
• Schulausbildungszentrum (Lehre, Beruf, Aus- und Weiterbildung)<br />
Bericht nach zweiter Runde im Plenum<br />
• Netzwerkprojekt als Gesamtkunstwerk. Optimierung des Konzeptes. Machbarkeitsstudie<br />
(Fehler vermeiden)<br />
• Bündnispartner gewinnen, öffentlicher Bereich, Modellcharakter, vorbildlich für die<br />
regionale Entwicklung. ES gab eine Vorstellung bei IHK, Handwerkskammer. Wer<br />
kann helfen, Projekt zu realisieren? Erstellung von regionalen Konzepten wird gefördert.<br />
• Kontinuierliche Verbesserung der Leistungen parallel mit Marketingbeziehungen<br />
• Bildung/ Weiterbildung abgespalten. Wie Bewußtsein entwickeln für Vogelstimmen<br />
hören? Großer Bedarf an Naturerlebnisführungen, ausbauen im Landkreis? Es gibt<br />
einen Markt für ein solches Hotel. Auch Erwachsene wollen lernen, aber wie sie ansprechen?<br />
• Leute dort abholen, wo sie sind. Informieren über gesunde Ernährung und den Zusammenhang<br />
zur Erhaltung des Landschaftsraumes für die Region.<br />
Projektidee 2: Neuorganisation des Agrarmarketing 29<br />
CMA-Absatzfonds: Damit wird bisher Werbung finanziert. Hintergrundwissen fehlt.<br />
Mittel der Landwirtschaft (z.B. 1 DM pro geschlachteten Schwein) und wird ergänzt<br />
durch staatliche Mittel.<br />
„Die CMA erhält die für ihre Arbeit erforderlichen Finanzmittel in der Hauptsache vom Absatzfonds.<br />
Erhoben werden die Gelder für den Absatzfonds von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />
(BLE) an den marktengsten Stellen, den sogenannten Flaschenhalsbetrieben. Dazu gehören beispielsweise<br />
Schlachtereien, Molkereien und Brauereien. Die Beiträge zum Absatzfonds betragen derzeit<br />
etwa 4 Promille. Bemessungsgrundlage sind die Mengen bzw. Werte der einzelnen landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnisse. Die Flaschenhalsbetriebe können diese Abgaben auf ihre Lieferanten - in der Regel also<br />
die Landwirte - abwälzen.<br />
Die Beiträge an den Absatzfonds machen den Hauptteil des CMA-Haushalts aus. Die CMA erwirtschaftet<br />
durch verschiedene Serviceangebote aber auch eigene Mittel, die dann dem Gemeinschaftsmarketing zufließen.<br />
Der CMA-Haushalt beträgt jährlich etwa 160 Mio. DM. Langfristig fließen die Einzahlungen eines Produktbereichs<br />
- z.B. der Milchproduzenten - diesem durch CMA-Marketingmaßnahmen wieder zu. In besonderen Situationen<br />
können einzelne Bereiche vorübergehend auch überproportional unterstützt werden.“ 30<br />
Bisher Drittelfinanzierung (Hessen Agrar/ CMA/ Region)<br />
29 Teilnehmende: Strauch, Dr. Beier, Spors (kfd),Pfahl, teilweise Engert<br />
30 <strong>Homepage</strong> CMA<br />
- 34 -
CMA sitzt in Bonn , die Bauernverbände und die Ernährungswirtschaft sind darin ver-<br />
treten 31 In Bonn ist durch eine neue Geschäftsführung etwas in Bewegung geraten.<br />
Man kann Geld beantragen z.B. Land-Primus-Programm (tegut) wurde gefördert.<br />
• Regionale Kampagnen<br />
• Marketing-Schulung für Landwirte<br />
• Bauern als Unternehmer schulen<br />
• Zweitages-Seminare finanziert<br />
• Große Werbefirmen<br />
Finanziert werden sollte:<br />
• Regionalisierung,<br />
• Erzeuger-Verbraucher-Dialog<br />
• Kooperation, Netzwerk<br />
Ziel: Information einholen<br />
Unterstützt von Marketingagentur<br />
Projekt formulieren<br />
CMA wird lokal kritisch gesehen, was bringen die Werbekampagnen?<br />
Evaluation der Werbekampagnen (z.B. Bundesköche, BSE-Infoschrift)<br />
Ziel: stärkere Regionalisierung der CMA-Werbung, des dialogorientierten Marketings<br />
in Regionen.<br />
• Mit Veranstaltungen regionaler Akteure aus dem magischen Sechseck<br />
• Regionalorientiertes magisches Sechseck<br />
• Aus 3 Jahre ansetzen<br />
• Dialog fördern, dialogorientierte Werbung<br />
• Region wirtschaftlich fördern, regionale Wertschöpfung<br />
Antrag formulieren, Projekt beschreiben, Konzept erstellen<br />
• Wer stellt Antrag an wen? Rechtsperson suchen<br />
• Mehrere Antragsteller evtl. AGN (Strauch) und VZ<br />
• AG regionales Standortmarketing (IHK, Landrat Bgm Riehl, 1.KB Möller)<br />
• Südwestforum gibt es auch noch<br />
• Sparkassenstiftung<br />
Begriff Region: Man war sich einig, daß die Region aus Landkreis und Stadt besteht.<br />
Ergebnis erste Runde: Wer macht Schritte: Antrag stellen, Konzeptpapier in klei-<br />
nen Kreis erörtern, Pfahl macht Rohling, Redigieren und ergänzen Dr. Beier/ Engert<br />
(Zeithorizont: bald, bis Ende Mai)<br />
• Kreisbauernverband<br />
• AGN<br />
• Landkreis<br />
• Stadt<br />
• Umweltzentrum<br />
• KfD<br />
• Metzgerinnung?<br />
31 lange Liste im Internet<br />
- 35 -
Das Absatzfondsgesetz wird geändert (Fachleute der CMA) Beitrag leisten für<br />
Gesetzänderung, begleitend mit Bundestagsabgeordneten Kontakt aufnehmen.<br />
Ergebnis aus der ersten Runde (Dr. Beier):<br />
• Lebensmittelproduktion auf die regionale Ebene runterbrechen<br />
• Politisch Einfluß nehmen auf die Änderung des Absatzfondsgesetzes<br />
• Modelle in Region umsetzen<br />
• Verschiedene Gruppen aus der Region beteiligen (Landwirtschaft, AGN, Verarbeitung,<br />
Metzgerinnung, Bäcker und Produktion<br />
• Regionale Gruppen: Südwestforum, Biosphärenreservat, Landkreis, Stadt, Verbraucherberatung,<br />
Umweltzentrum, kfD<br />
Eine vernünftige Arbeitsweise ist möglich: 1/3 CMA, 1/3 Landkreis, 1/ 3 regionale<br />
Mittel.<br />
Region: Landkreis und Stadt Fulda<br />
Ziel: modellhafte Zusammenwirken bei Nahrungsmitteln<br />
+ in Dialog treten und Themen umsetzen<br />
+ Projekte formulieren<br />
+ neue Wege<br />
+ Aktivitäten wie Idee Marathon<br />
+ Beratung + Bildungsangebote (qualifiziert)<br />
dialogorientiertes Marketing, nicht frontales Marketing<br />
+ Aktionen gleichlaufend, parallel Ernährungswoche<br />
Thema der Gruppe: (Zettel mit denen die Gruppe aus der Ideenrunde weitermachte)<br />
• Neuorganisation des Agrarmarketing<br />
• CMA-Gelder 32 anders einsetzen<br />
• Projekt Verbraucherzentrale Fulda + Umweltzentrum Fulda (+Bauernverband?)<br />
• Ernährungswoche mit Geld der CMA und den lokalen Akteuren und Mitgliederverbänden<br />
• Marketing dialogorientiert mit Aktionen<br />
Bericht ans Plenum (Blaue Ergebniszettel):<br />
Projektidee:<br />
Regionalorientiertes, dialogorientiertes „Magisches Sechseck“<br />
• Einschaltung in die laufende Änderung des Absatz-Fonds-Gesetzes (dort ist CMA geregelt)<br />
• Beteiligung verschiedener Gruppen<br />
• Ziel: bis 2003 erreicht<br />
• Finanzierung: 1/3 CMA, 1/3 Land Hessen (Marketing-Gesellschaft), 1/ 3 Region<br />
• Region = Landkreis Fulda + Stadt Fulda<br />
Runde 2 der Gruppe Agrarmarketing/CMA:<br />
Braucht es für die Idee eine eigene Gruppe, es gibt schon einige Kooperationen<br />
(LEADER +)? Es reicht ein eigener Projektberatungskreis, keine eigene Struktur<br />
schaffen. Träger auch Verein Natur und Lebensraum Rhön möglich.<br />
Eine eigene neue Struktur soll nicht geschaffen werden: von Zirkel gesteuert<br />
32 CMA = Werbung der Agrarwirtschaft<br />
- 36 -
Aufbauend auf bestehenden Konzepten, nur als eigenes Projekt, Antragsteller<br />
Ausgangspunkt wird noch einmal zusammengefaßt:<br />
• Zu wenig Marketing, Kritik am Marketing der CMA<br />
• Landkreis macht kein eigenes Regionalmarketing<br />
• Verschiedene Trägermodelle<br />
• Gebietskulisse Landkreis<br />
• Wie kann die Region profitieren?<br />
• Keine Ermüdung durch zusätzliche Gremien<br />
• Konsumentinnen /Konsumenten einbeziehen<br />
Projektidee 3: Rhön-Marathon 2003<br />
1. Schritt: Rhön-Marathon von Landwirtschaft/ Handwerk organisiert<br />
2. Schritt:<br />
2.1. 2003 findet in der Hohen Rhön ein Marathon statt<br />
2.2. Der Zusammenhang von: Fitness und Landwirtschaft/ Handwerk soll erlebbar<br />
werden:<br />
• fitte Ernährung<br />
• fitte Natur<br />
• fitte Landwirtschaft/ Handwerk<br />
(als Schaubild gestaltet), Filmspot (Vorfilm, Werbefilm)<br />
2.3. Fitness natürlich positionieren<br />
Camp-Konzept, Probelaufen mit prominenten Sportlern und prominenten<br />
Ernährungs-/Koch-Fachleuten<br />
3. Schritt: 3.1. Konzept erstellen<br />
• Sportliches Konzept (LSB)<br />
• Ernährungskonzept (FH Fulda)<br />
• Infokonzept<br />
• Landwirtschaft/ Landschaft<br />
• Ernährungshandwerk/ Gastronomie<br />
• Ernährung/ Gesundheit/ Spaß/ Genuss<br />
• Kommunikationskonzept<br />
• Komitee einsetzen (Sport, Landwirtschaft, Handwerk, Gastronomie, § 29er-<br />
Verbände, Rhönclub, FH Fulda, Biosphärenreservat etc.<br />
3.2. Finanzierung klären, Sponsoren, Banken, Landkreis, Land<br />
• Ausschreibung (Wettbewerb),<br />
• Nachwuchsförderung?<br />
• Filmförderung?<br />
• CMA?<br />
• Sponsoren?<br />
3.3. Feste Organisation<br />
• dafür: Wettbewerb Univ./ Fachhochschulen „Werbung/ Grafik“<br />
• Landkreis(e) Federführung<br />
• Gespräche mit Sparkassen/ Banken, Landes/Bundes-Institutionen, (CMA),<br />
Sponsoren Ernährungswirtschaft<br />
Vorstellung im Plenum nach dem ersten Durchgang<br />
1. Fitness-Camp entwickeln (prozeßorientiertes Trainingscamp einrichten mit gutem Essen)<br />
Vorbereitungscamps (Frühjahr + Sommer) mit PR-wirksamen Probeläufen (10, 20 km)<br />
zum Vorbereiten des Rhön-Marathons Hohe Rhön, ein besonderes Marathon für Fitness,<br />
fitte Natur, fitte Ernährung: erlebbar machen: Fit, natürlich, positiv<br />
Bild: ein fitter Bursche voller Lebenslust, ißt gut<br />
- 37 -
Gremien dafür ist beim Projekt CMA-Gelder angesiedelt (Sport, Biosphärenreservat, FH)<br />
Marathonlauf wird mit regionalen Sponsoren geplant<br />
2. Zielgruppenspezifische Info/ Werbematerialien<br />
Filmspot 200.000 DM mit guten Bildern („Berg ruft“)<br />
3. Begleitende Ernährungs-Kurse „Fitness natürlich“<br />
Prominente begleiten bei ihrem Fitness-Camp Ein Prominenter äußert sich: „so geht es<br />
mit der Wampe nicht weiter“ (z.B. Joschka Fischer)<br />
Bericht im Plenum nach der zweiten Runde<br />
• Komitee einrichten, sportliche Unterstützung des Landessportbundes, Ernährungskonzept<br />
FH Fulda (Vollwertkost aus ökologischem Anbau)<br />
Landwirtschaft und Nahrung: Zusammenhang herstellen, Ernährung, Gesundheit, Spaß,<br />
Landschaft, locker über die Rhön laufen, fit.<br />
Wettbewerb mit Hochschule (Marketing-Konzept), Projektarbeiten.<br />
Landkreis soll federführend tätig sein, länderübergreifend organisiert.<br />
Mit Sparkasse, CMA, Sponsoren tegut, fkk<br />
Filmspot: Fitneß natürlich, Fitneßcamps<br />
Kochkurse integrieren, prominente Köche<br />
Probeläufe 2003 mit Prominenz, Hildeser Früjahrslauf<br />
Strecke in Stücken laufen, um sich so zu steigern.<br />
Projekt mit CMA-Projekt verbinden. (Schule Schwarzerden einbinden)<br />
Projektidee 4: Mitkochzentrale<br />
Ökologische Volksküche/ Gemeinschaftsküche<br />
Genuss für jedermann!<br />
(Abbau von „Berührungsängsten“)<br />
Zielgruppe sozial Schwache<br />
Bericht fürs Plenum (Blaue Zettel):<br />
Ziel ist es, daß regelmäßig in Kindergärten und Jugendeinrichtungen von den Ju-<br />
gendlichen unter Anleitung Lebensmittel zubereitet werden, möglichst aus ökologi-<br />
schem Anbau. Die Jugendlichen lernen dadurch, den Wert gesunder Nahrung zu<br />
schätzen bzw. falsche Essgewohnheiten zu ändern.<br />
Einfluß auf Eltern, Lehrer: Ziel erreicht, wenn alle Einrichtungen in unserer unmittel-<br />
baren Umgebung teilnehmen.<br />
Umsetzung: (Bericht im Plenum)<br />
1. Anfrage Jugend- + Sozialamt ist geplant: wo gibt es Küchen<br />
Wo gibt es Gärten bei Kindergarten - Grundschule<br />
wird da schon was gemacht?<br />
Was - von wem Finanzierung<br />
1. Kindergartenleitung/ Elternbeirat ansprechen<br />
2. Sensorik üben<br />
Lebensmittelkunde<br />
Fremdartige Lebensmittel – Kochkunst<br />
3. Projekttage/ Woche<br />
Bericht im Plenum<br />
Zunächst stellte sich in der Gruppe heraus, daß sich die Vorschläge erheblich unter-<br />
schieden. Als kleinster gemeinsamer Nenner kam dann heraus, regelmäßig etwas<br />
aus ökologischem Anbau zu kochen und gutes Essen kennen zu lernen.<br />
In der Institution, die man kennt, dies regelmäßig durchführen evtl. selbst anbieten<br />
- 38 -
Bericht nach der zweiten Runde im Plenum<br />
• Was wird schon gemacht? Gibt es in Fulda in Schulen und Kindergärten Küchen? Beliefe-<br />
rungssysteme für Mittagstisch? Es geht auch ökologisch im Kindergarten, auch nach der neuen<br />
HygieneVO. Evtl. Als Diplomarbeit an FH aufarbeiten.<br />
Fremdländische Kochkunst lernen.<br />
Problem: Wertschätzung, es darf nicht viel kosten,<br />
Projekttage<br />
Schlußwort und Verabschiedung (Monika Bracht)<br />
In der Werkstatt ist eine große Bandbreite ist deutlich geworden, die bei der Betrach-<br />
tung des Themas „Erzeuger, Verarbeiter, Handel, Verbraucher auf dem Weg zu einer<br />
gesunden Ernährung“ ins Blickfeld rückt. Es kann sich nur um den Anfang einer regio-<br />
nalen Diskussion handeln. Zu klären ist, wo sind Stränge, die weiterverfolgt werden<br />
sollen und vor allem, wer soll dies in die Hand nehmen.<br />
Wir danken für die professionelle Moderation und schließen die Tagung in der Hoff-<br />
nung, daß die Werkstatt der erster Schritt in einem Prozeß war, dem weitere folgen.<br />
Die Ergebnisse der Tagung sollten umgesetzt werden, insbesondere das Projekt<br />
Agrarmarketing. Mit einer verbesserten Zusammenarbeit der Akteure des „magischen<br />
Sechsecks“ wird die Grundlage geschaffen, um weitere Projekte zu verwirklichen.<br />
Vorhandene Strukturen z.B. beim Stadtmarketing Fulda sollten als Grundlage zum<br />
Aufbau genutzt werden.<br />
Eine Nachbefragung der Teilnehmenden und der Akteure, die gefehlt haben, wäre hilfreich,<br />
um auch bei ihnen die positiven und negativen Punkte sowie nächste Schritte zu erfragen.<br />
Eine Fortsetzung der Werkstatttagung als Modellprojekt wäre wünschenswert. Ein<br />
Schreiben ging an Staatssekretär Alexander Müller am 24.6.01.<br />
- 39 -
5. Ergebnisse der Tagung<br />
ohne Abb.Berichterstattung in der Fuldaer Zeitung vom 17.5.01<br />
Bewertung der Tagung<br />
Ergebnisse positiv<br />
• Positiv war, daß die Werkstatttagung stattgefunden hat. Es wurde einmal nicht nur in<br />
aufeinanderfolgenden Redebeiträgen, wie auf anderen Tagungen, über das Thema<br />
<strong>Agrarwende</strong> geredet, sondern es fand unter unterschiedlichen Akteuren aus dem „magi-<br />
schen Sechseck“ ein moderierter Austausch statt. Die gemeinsame Suche nach Lösun-<br />
gen war ein Teil-Erfolg. Das Ziel war erfolgreich, ein Pilotprojekt zu starten. Eine Zeitlang<br />
hatten die Initiatorinnen überlegt, die Tagung zu verschieben.<br />
• Positiv war der Ansatz bei gesunder Ernährung. Dies ist bei der <strong>Agrarwende</strong> ein weißer<br />
Fleck. Wer ist für gesunde Ernährung zuständig (im Sinne der Ernährungsökologie)? So,<br />
wie Ernährung in den privaten Haushalten und Orten gemeinsamer Ernährung stattfin-<br />
det?<br />
Nur im Dialog der Akteure kann sich herausstellen, wer und was fehlt. Es wird im Dialog<br />
der lokalen Akteure sichtbar, welche Themen angesprochen werden müssen und welche<br />
weiterverfolgt werden. Die Themen können einzelnen Akteuren im Sechseck zugeordnet<br />
werden,<br />
• Positiv war, daß die Werkstatttagung auf lokaler/ regionaler Ebene stattgefunden hat,<br />
• Positiv war zu sehen, wer aus dem Sechseck an der Suche nach Lösungen nicht teil-<br />
nimmt, welche Akteure fehlen,<br />
• Positiv war, daß die privaten Haushalte einbezogen waren.<br />
• Positiv war, an die Grundlage der Regionalentwicklung und des Biosphärenreservats<br />
anschließen zu können,<br />
• Positiv war, daß die Werkstatt im ländlichen Raum stattgefunden hat,<br />
• Positiv war die Moderation, so daß in relativ kurzer Zeit viel erreicht wurde,<br />
• Positiv war, daß viele Frauen sich angesprochen gefühlt haben.<br />
• Positiv war, daß die Politik die Tagung so interessant fand, daß Staatssekretär Müller die<br />
Schirmherrschaft übernahm.<br />
Ergebnisse negativ/ Nicht erreicht wurde:<br />
• Es gelang nicht, alle Akteure aus dem Sechseck zu einem Dialog zusammenzuführen. Das Zu-<br />
sammentragen der Hemmnisse, die Diskussion, die Projektideen, die Vorschläge für die Umset-<br />
zung blieb unvollständig. Die Gründe sind zu hinterfragen.<br />
- 40 -
• Die Unterstützung der Agrarverwaltung fehlte, die für einen Erzeuger-Verbraucher-Dialog zustän-<br />
dig ist. Obwohl eine derartige Werkstatt noch nicht stattgefunden hatte, fühlte sich die Agrarver-<br />
waltung nicht angesprochen, sich zu beteiligen.<br />
• Im Kreis der Teilnehmenden waren manche Seiten des Sechsecks nicht besetzt, andere überbe-<br />
setzt. Wichtige Akteure, die sich hauptberuflich mit der <strong>Agrarwende</strong>/ Ernährungswende beschäfti-<br />
gen müßten, fehlten. Dabei fand die Werkstatt extra an einem Arbeitstag statt, um die beruflich mit<br />
Ernährung Beschäftigten anzusprechen.<br />
• Nicht erreicht wurde, daß der Einzelhandel sich angesprochen fühlte. Selbst die innovative Firma<br />
tegut kam nur bis Mittag und hatte auch niemanden anderes geschickt, z.B. mit den Erfahrungen<br />
aus der Zeitschrift Marktplatz oder Kundendialog. Dabei hatte der Firmeninhaber Gutberlet im<br />
Vorfeld der Tagung bei der Verbraucherzentrale Fulda nachfragen lassen, wo denn der Anteil sei-<br />
ner Lebensmittelkette gesehen werde.<br />
Warum sie nicht kamen, darüber kann nur gemutmaßt werden. Mögliche Erklärungen könnten<br />
sein, weil sie sich nicht für gesunde Lebensmittel zuständig fühlen? Weil Gesundheit mit Krankheit<br />
besetzt ist? Weil man sich letztendlich mit dem Lebensstil hätte auseinandersetzen müssen?<br />
Weil sie die Diskussion mit Mitbewerbern scheuten?<br />
• Negativ war, die späte Nachricht aus dem BMVEL, daß Staatssekretär Müller die Schirmherr-<br />
schaft übernimmt. Damit konnte leider nicht geworben werden.<br />
• Nicht erreicht wurde die Beteiligung der BUND-Mitglieder, die allerdings an Werktagen nicht frei<br />
haben. Auf der anderen Seite war nicht öffentlich eingeladen worden, so daß auch die allgemeine<br />
Mitgliedschaft nicht informiert war.<br />
• Es gelang nicht, an hauptamtliche Ressourcen anzuknüpfen, die etwas zur Umsetzung der<br />
<strong>Agrarwende</strong> hätten zusagen können.<br />
• Leider konnten Erfahrungen aus Gesundheitsfördernden Settings (Gesundheitsfördernde Schule,<br />
gesundheitsfördernde Region, gesundheitsfördernder Betrieb) nicht einbezogen werden. Ernäh-<br />
rung ist in allen Settings ein wichtiges Thema.<br />
Betrachtung des „magischen Sechsecks“ anhand der Werktstatttagung<br />
Im folgenden unternehme ich einen Versuch; die Akteure und gesunde Ernährung gegenüberzustel-<br />
len. Ich habe in der Literatur nichts an Ausführungen zu Hemmnissen der Akteure des magischen<br />
Dreiecks gefunden. Dabei ergänze ich, was nach meiner Einschätzung der Akteuren im Sechseck<br />
zugeordnet werden sollte:<br />
Akteur des „magischen Sechsecks“: ist befaßt mit gesunder Ernährung:<br />
• Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
• Familie/ Privater Haushalt<br />
• Verbraucherschutz<br />
- 41 -<br />
• Gesunde Ernährung? Gesund schmeckt nicht, macht<br />
keinen Spaß und die Zeit dafür fehlt<br />
• Kochen kann doch jede, Einkaufen ist ein Erlebnis<br />
• Vor gesunder Ernährung braucht niemand geschützt<br />
zu werden, für gesunde Ernährung sind sie nur am<br />
Rand zuständig, Ernährungsberatung wird wenig<br />
nachgefragt, vor allem bei neuen Skandalen in der<br />
Presse, egal ob begründet oder nicht (Gift der Woche)<br />
Ernährungsberatung und Settingansatz (Gesunde<br />
Schule, Kariesprophylaxe im gesundheitsfördernden<br />
Kindergarten, gesunde Kantine)<br />
• Gesunde Ernährung ist kein Thema
• Was macht krank? Selbsthilfe für gesundes Leben?<br />
• Umweltverbände<br />
• Selbsthilfegruppen<br />
• Landwirte<br />
• Befassen sich mit der Produktion von Lebensmitteln,<br />
nicht mit gesunder Ernährung<br />
• Agrarverwaltung<br />
• hauswirtschaftliche Bildung wurde abgebaut<br />
• Futtermittelindustrie • was hat gesunde Ernährung mit uns zu tun?<br />
• Lebensmittelindustrie (Industrie, Metzger, Bäk- • Will verkaufen und den Fleischabsatz erhöhen unabker)hängig<br />
von Gesundheit<br />
• Werbung<br />
33 , Wertschöpfung erhöhen<br />
• wollen Umsatz machen, mit Gesundheit darf nicht<br />
geworben werden. Es ist möglich, genauso offensiv<br />
für regionale, ökologische Produkte zu werben wie<br />
für anderes 34<br />
• Einzelhandel<br />
• Verkauft Produkte und macht Umsatz, gesunde<br />
Lebensmittel? Handelsklassen kennen gesunde Ernährung<br />
nicht, nur Schadstoffe<br />
• wirtschaftliche Überlegungen stehen im Vordergrund,<br />
• Gastronomie<br />
Genuß. Gutes Essen schmeckt nicht?<br />
• Gesundheitsfördernder Betrieb als Ziel: welcher<br />
Akteur macht das?<br />
• Kantine<br />
• Will/ Muß meist am Kranksein Geld verdienen, gesunde<br />
Ernährung im Krankenhaus ist selten<br />
• Krankenhaus<br />
• Politik<br />
• Will gewählt werden/ Macht: zum Wohle des Volkes.<br />
Gesunde Ernährung ist kein Politikfeld<br />
• Verwaltung<br />
• Gesunde Ernährung?<br />
Den sechs „offiziellen“ Akteuren ordne ich einige weitere Akteure zu, die mit dem Hauptakteur zu-<br />
sammenhängen sind. Es wird daran deutlich, wie verflochten die Ernährungswende wird, wenn sich<br />
aus der Gesundheitsperspektive betrachtet wird.<br />
Einige Akteure, die im magischen Sechseck fehlen:<br />
Fehlende Akteure und gesunde Ernährung<br />
• Wirtschaft<br />
• Wertschöpfung und gesunde Ernährung<br />
• Regionalentwicklung<br />
• Gesunde Ernährung in der Region?<br />
• Transportgewerbe • Transport und gesunde Ernährung?<br />
• Schule<br />
• hauswirtschaftlicher Unterricht wurde abgebaut, Schulprogramme<br />
und gesunde Ernährung? Gesundheitsfördernde<br />
Schule<br />
• Erwachsenenbildung/ VHS<br />
• Kochen ist Hobby, VHS-Förderung wurde abgebaut<br />
• Gesunde Ernährung? Schulprogramme<br />
• Lehrerfortbildung<br />
• Wissenschaft • Ernährungswissenschaft fehlt der Settingansatz der WHO<br />
• ÖGD (Öffentlicher Gesundheitsdienst) • Gesunde Ernährung/ Public Health?<br />
• Ärzteschaft • Zivilsationsbedingte Erkrankungen und Ernährung?<br />
Ärzte fehlen im Sechseck<br />
• Veterinäre / Tierschutz • Fehlten: was hätten sie zur Ethik beitragen können? Wo<br />
sind die Hemmnisse, mit Tieren artgerecht und ehrfurchtsvoll<br />
umzugehen? Hat eine Entfremdung von der Natur stattgefunden?<br />
Fleisch kommt aus dem Geschäft? Die Kuh ist<br />
lila<br />
• Kirchen • Ehrfurcht vor der Schöpfung, Bewahrung der Schöpfung?<br />
Interessant wäre eine Analyse, wie sich die Akteure des magischen Sechsecks mit gesunder<br />
Ernährung befassen und welche realen und angeglichen Hemmnisse sie haben.<br />
33 Tagung in Mannheim 1998<br />
34 Pudel, Volker, Tagung in Stuttgart 2000 Ernährung und Jugendliche<br />
- 42 -
6. Konsequenzen<br />
Bei der Nachbereitung der Tagung wurde zunächst beleuchtet, zu welchen Themen keine<br />
AGs besetzt wurden, welche Themen zu kurz kamen und welche Gründe dies haben könnte.<br />
Daraus stellt die Verfasserin erste Konsequenzen zur Diskussion:<br />
• Der Personenkreis des magischen Sechsecks stimmt nicht, da etliche wichtige Akteu-<br />
re fehlen, wenn die <strong>Agrarwende</strong> als Ernährungswende unter der Perspektive Gesunde<br />
Ernährung betrachtet wird.<br />
• Modellprojekte von regionalorientierten, dialogorientierten magischen Sechsecks<br />
müssen gefördert und durch Moderation und Wissenschaft begleitet werden.<br />
• Gesundheitsaspekte: es ist vielversprechend, die Agrar-/Ernährungswende von gesun-<br />
den/ guten Lebensmitteln aus zu denken Forschungsvorschläge in unterschiedlichen<br />
Disziplinen sollen erarbeitet werden (nach dem Vorbild der Public-Health Forschungs-<br />
verbünde). Dabei sollen einzelne Themen verschiedenen regionalen Modellsechsecks<br />
zugeordnet werden.<br />
• Kinder- und Jugendgesundheit ist dabei besonders einzubeziehen.<br />
• Das Bewußtsein für gesunde Ernährung sollte als Thema aufgegriffen werden und die<br />
Diskussion der Kleingruppe 4 fortgeführt werden. Eine zentrale Frage ist: was ist eigent-<br />
lich gesunde Ernährung, was sind gute Lebensmittel?<br />
• Rolle der Agrarverwaltung: Die hessische Agrarverwaltung nimmt die Aufgabe der<br />
<strong>Agrarwende</strong> nicht wahr. In anderen Bundesländern dürfte es ähnlich sein. Sie ist (durch<br />
verschiedene Ursachen) und ihre bürokratische Struktur derzeit nicht in der Lage, aktiv<br />
die <strong>Agrarwende</strong> zu unterstützen. Sie ist eine Sozialbehörde des ländlichen Raums gewor-<br />
den. 35 Zu klären ist, wie die Agrarverwaltung den Prozeß des Erzeuger/-in – Verbraucher/-<br />
in-Dialogs begreift, welche Kompetenzen und Fähigkeiten sie dazu hat, und welchen Auf-<br />
trag sie erfüllen soll. Eine Moderationsfunktion der ehemaligen ARLL ohne Ziel und ohne<br />
Impulse kann es nicht sein. 36<br />
• Das Ziel einer „Gläserne Produktion“ soll als eigenes im Sechseck aufgegriffen und<br />
zum Thema einer weiteren moderierten Werkstatttagung werden.<br />
• Das Thema Kundendialog und der Vorschlag soll weiterverfolgt werden, Beiräte bei<br />
Handelsketten und. grossen Verbraucher/innen-Märkten einzurichten.<br />
• Wesentlicher Baustein für die Überlegungen soll der Lebensstil und unterschiedliche<br />
Lebenstilgruppen 37 sein.<br />
• Jugendliche: Man sollte vorsichtig sein, auf die Zielgruppe Jugendliche zu setzen. Sie<br />
haben andere Dinge im Kopf als ihre Gesundheit. Ihr Leben findet heute statt, an zukünf-<br />
35 Ein Landwirt aus Bad Hersfeld sagte Anfang des Jahres, 70 Prozent seines Einkommens seien staatliche Transferleistungen.<br />
Er sei zum Sozialhilfeempfänger geworden und das gefiele ihm nicht.<br />
36 Beispiel eines Dialogs in Fulda im Juni 2001, von dem mir Monika Bracht berichtete.<br />
- 43 -
tige gesundheitliche Belastungen denken sie kaum. Bei der Ernährungsbildung besteht<br />
oftmals ein Widerspruch zwischen dem, was unterrichtet wird und was die Pädagogen/ -<br />
innen anschließend selbst tun. Daher ist es wichtig, daß Gesundheitsförderung bei<br />
Erwachsenen ankommt und ihre Barrieren verstanden werden. Häufig stehen Zwänge<br />
im Alltag einer gesunden Lebensweise im Wege.<br />
• Die privaten Haushalte dürfen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger der Ernährungser-<br />
ziehung belastet werden. Dies beeinträchtigt die Funktion von Familien und Lebensge-<br />
meinschaften.<br />
• Ernährungsökologie und Ernährungswende verbinden. Dazu gehört unter der Über-<br />
schrift Gesellschaft: die Einbeziehung der ernährungsbedingten Krankheitskosten mit<br />
dem Ziel, veränderte Konsum- und Ernährungsgewohnheiten zu erreichen, da durch<br />
Mangel- und Überernährung hohe Folgekosten und eine Beeinträchtigung des Wohlbe-<br />
findens entstehen. In Zusammenarbeit mit den Wissenschaftsdisziplinen (u.a. auch<br />
Haushaltswissenschaften) soll der Zusammenhang gesunder Ernährung und Nahrungs-<br />
zubereitung in den privaten Haushalten und der Gastronomie thematisiert werden. Dazu<br />
gehört der Zeitfaktor bei der Nahrungszubereitung und das soziale Problem der infor-<br />
mellen bzw. schlecht bezahlten Arbeit.<br />
• Salutogenese und gesunde Ernährung thematisieren, d. h. was erhält uns gesund,<br />
nicht was macht krank. 38<br />
• Ernährungsberichterstattung: Für verhältnisbezogene und strukturelle Ansätze<br />
im Interventionsbereich wird eine bundesweite Ernährungsberichterstattung gefor-<br />
dert. 39<br />
• Kreativwerkstatt zum Wort Verbraucher durchführen, was dazu einfällt, wenn das<br />
Wort in Zusammenhang mit Nachhaltigkeit gesetzt wird.<br />
• Die Genderfrage/ Geschlechtergerechtigkeit muß Thema werden.<br />
• Ernährungswende als Gemeinschaftsaufgabe von Bundes- und Landesregie-<br />
rung kombinieren mit Gesundheitsförderung als Gemeinschaftsaufgabe einführen<br />
40 .<br />
• Vier Regeln für eine zukunftsfähige Ernährung 41 in den Dialog einbringen:<br />
• Fleischkonsum verringern<br />
• Saisonale Früchte<br />
• Ökoprodukte bevorzugen<br />
• Fertiggerichte vermeiden.<br />
37 Irmgard Schultz bei Tagung Tutzing „Nachhaltigkeit und Konsum“ Januar 2000<br />
38 Bengel, Jürgen, Regine Strittmatter u. Hildegard Willmann: Was erhält Menschen gesund? 1999<br />
39 Trojan; Alf, Heiner Legewie: Nachhaltige Gesundheit und Entwicklung. 2001, S.200<br />
40 Vorschlag beim Runden Tisch Gesundheit, UnterAG Prävention<br />
41 Grundsatzpapier bei Tagung Perspektiven einer zukunftsfähigen Ernährungsberichterstattung in Deutschland. 8./9.10.98<br />
Mannheim Prof. Dr. Ulrich Oltersdorf (Bundesforschungsanstalt für Ernährung Stuttgart)<br />
- 44 -
• Die Thesen von Lücke sollten Grundlage für einen weiteren Dialog werden. Dabei sollen<br />
Hemmnisse und Widersprüche herausgearbeitet werden, die eine <strong>Agrarwende</strong>/ Ernäh-<br />
rungswende behindern. Ziele sind:<br />
• Gesündere Lebensmitteln<br />
• Mehr Dezentralität und Regionalität<br />
• Mehr Tiergerechtigkeit<br />
• Mehr Umweltverträglichkeit in Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft<br />
• „Bäuerliche Landwirtschaft“, „keine Massentierhaltung“, „keine Agrarfabriken“<br />
• Auf unterschiedlichen Ebenen (kommunal, Land, Bund) sollten Aktionspläne Umwelt,<br />
Gesundheit und Ernährung entstehen 42 mit dem Ziel der <strong>Agrarwende</strong> und Ernäh-<br />
rungswende. Die <strong>Agrarwende</strong> kann nur gleichzeitig mit der Ernährungswende<br />
zusammen stattfinden.<br />
Nächste Schritte für den BUND: Anhörung des BUND<br />
Bei Treffen des BUND-AK Landwirtschaft am 24.4.01 in Kassel wurde beschlossen, ei-<br />
ne Anhörung zum Thema Ernährung durchzuführen.<br />
Ziel sollte es sein, ein Projekte für den BUND zu erarbeiten, die den BUND als Ver-<br />
braucher/-innen-Verband positionieren. Die Verbraucherverbände sind nicht mit-<br />
gliederorientiert und verfügen über keine flächendeckende Verankerung wie der BUND<br />
in seinen 2200 Orts- und Kreisverbänden, sondern sie sehen sich als Dienstleistungs-<br />
einrichtung. Sie betonen den passiven Verbraucher, zu einem frauenfreundlichen Wort<br />
hat es auch bei der Zusammenlegung der Organisationen nicht gereicht.<br />
BUND-Mitglieder sollten als Akteure für die Ernährungswende gewonnen und als Ak-<br />
teure aktiv werden. Sie können auf lokaler Ebene vor allem im ländlichen Raum Akti-<br />
vitäten und Projekte entwerfen. Die städtischen BUND-Gruppen werden andere Inter-<br />
essen entwickeln als ländliche Gruppen, da ihnen die Nähe zur Landwirtschaft noch<br />
mehr fehlt. Auf dem Land kann man immer noch auf landwirtschaftlichen Erfahrungen/<br />
Kenntnissen aufbauen.<br />
Überlegenswert ist, eine TAG (themenbezogenen AG) im BUND zu bilden, die im Quer-<br />
schnitt von Umwelt, Gesundheit und Ernährung Vorarbeiten leistet.<br />
42 Kappos, Andreas: „Die Weltgesundheitsorganisation hat schon im vergangenen Jahr einen Aktionsplan Umwelt und Ernährung<br />
für Europa verlangt. Deutschland muß einen solchen Plan dringend erstellen und umsetzen. Wenn überhaupt aus<br />
der BSE-Krise etwas Positives herauskommen soll, dann sind es Maßnahmen für sichere Lebensmittel und eine gesunde<br />
- 45 -
Vorschläge für die Anhörung: Ernährung und Wohlbefinden<br />
Die folgende Liste von Namen und Themen ist zu umfangreich und bedarf sicherlich weiterer<br />
Ergänzungen. Der Arbeitskreis Landwirtschaft oder eine TAG gesunde Ernährung kann dar-<br />
aus eine geeignete Abfolge erarbeiten.<br />
• Hoffmann, Ingrid: Ernährungsökologie<br />
• FFH und Kulturlandschaft/ <strong>Agrarwende</strong><br />
• Zahn: Warum Ernährung und BUND?<br />
• Eickenberg: Männer: krank durch Essen (Ernährungsverhalten)<br />
• Oltersdorf: Ernährungsberichterstattung<br />
• ÖÄB Hensel: Ernährungsbedingte Erkankungen vermeiden<br />
• Ruppaner Bund Naturschutz: Projekt Gastronomie<br />
• Lücke, Eckert-Leicht (FH-Fulda)<br />
• Spatz: Ernährungsgewohnheiten von Kindern (Fast-food, Mangelernährung), Ernährungsbildung<br />
im Kindergarten (mit Patenschaftszahnärzten und Eltern), regelmäßige warme Mahlzeit<br />
• Tegut/ Sedlmaier: Interessengemeinschaft gesunde Lebensmittel, Zeitschrift Marktplatz, Ernährung<br />
und Einkaufen: Beeinflussung der Konsumgewohnheiten ohne Moralisieren<br />
• Sieber: Nahrungskette München<br />
• DGE: Oberritter: Kampagne food<br />
• Steen: Gesundheitsfördernde Schulen<br />
• Koob (Dillkliniken) Ernährung für Kranke im Krankenhaus und ein geändertes Ernährungsverhalten/<br />
Kochgewohnheiten der Eltern<br />
• Mütterzentren: und Erfahrungen mit Mittagstisch<br />
• Deutsches Hygiene Institut: Beispiel Ernährung und Kinder<br />
• Essen mit allen Sinnen (Milner/ AK Hessen)<br />
• Matejka (Naturheilbund, Kassel): Ernährungstypen aus ärztlicher Sicht<br />
• Schaefer, Gerhard: Bildung und Gesundheit (Balanceakt Gesundheit)<br />
• RKI-Gesundheitsbericht<br />
• Fehr: ökologische Gesundheitsförderung, Agend 21 und Gesundheit<br />
• Ökoinstitut: Beatrix Tappeser: Projekt Globalisierung der Speisekammer, kein Essen)<br />
• Christine von Weizsäcker "perverse Entwicklung in der Ernährung": Ernährung/ Gesundheit ist<br />
bisher in der Küche geblieben, die Machtübernahme der Industrie bei Ernährung wird zur Zeit<br />
verschlafen.<br />
• Prof. Dr. Grimme, Univ. Bremen (seit 20 Jahren Öko-Tropho-Bios), ganzheitlicher Ansatz,<br />
kommt von Biologie 43<br />
Ernährung.“ BUND PM 04 vom 17.1.01: BUND verlangt Konzept zum Gesundheitsschutz bei Landwirtschaft und Ernährung<br />
43 Vorschlag von Dr. Susanne Moebus<br />
- 46 -
7. Ausblick als Stadtplanerin:<br />
Ernährung als Infrastruktur<br />
Was kann Stadtentwicklungsplanung zu gesunder Ernährung beitragen?<br />
Als Stadtplanerin rege ich abschließend an, über Ernährung als Infrastruktur nachzudenken.<br />
Dazu gehören Einkaufen und Gemeinschaftsverpflegung, dezentrale Läden, andere Formen<br />
von Gemeinschaftsverpflegung im Quartier wie ein Mittagstisch. Versorgung mit Lebensmit-<br />
teln wird bei der Ansiedlung von großen Zentren außerhalb der Stadt thematisiert. Ähnlich<br />
der Versorgung mit Ärzten/ Ärztinnen wäre es denkbar, auch über die Ansiedlung von Ge-<br />
schäften und Lebensmitteldiensten einen überbordenden Wettbewerb zu verhindern. Die<br />
Kassenärztlichen Vereinigungen 44 als Pflichtorganisationen des Berufsstandes Arzt/ Ärztin<br />
bestimmen, wer sich in welcher Region ansiedeln dar. Das Gesundheitswesen ist ein großer<br />
Wirtschaftskomplex mit über 450 Milliarden DM Jahresvolumen. Warum soll nicht auch bei<br />
der Versorgung mit Läden ein solches Instrument der Sicherstellung eingeführt werden, ein<br />
Sicherstellungsauftrag für Versorgung mit Lebensmitteln?<br />
Wenn die Praxis der Lebensmittelversorgung nicht mehr in Einklang steht mit den Zielen<br />
einer zukunftsfähigen Entwicklung, sollte auch über unkonventionelle Änderungen nachge-<br />
dacht werden. Das Ziel von billigen Lebensmitteln kann nicht alleiniges Ziel der Versorgung<br />
sein. Bemühungen von Firmen wie z.B. tegut sind vorbildlich, sie stehen aber wie andere<br />
Einzelhandelsketten auch, im Wettbewerb des Marktes.<br />
Die Zentralisierung von Läden und Verarbeitern wie Bäcker, Metzger ist ein Problem im Kli-<br />
maschutz, da die Fahrten zu Einkaufsstätten zu Energieverbräuchen führen.<br />
Weiter ist die Versorgung mit Gaststätten und Angeboten der Gemeinschaftsverpflegung<br />
beim Ziel einer gesunden Ernährung ein Problem. Als Infrastruktur in Dorf und Stadt könnten<br />
Einrichtungen wie Mütterzentren, die zum Teil einen Mittagstisch für alt und jung anbieten,<br />
Gegenstand von Überlegungen der Stadtentwicklung sein.<br />
Diese Idee einer gesetzlich verordneten Sicherstellung von Versorgung mit guten, gesun-<br />
den Lebensmitteln, einer Kammer für Mitsprache dabei und mit Orten der Nahrungszube-<br />
reitung in der Stadt möchte ich zur Diskussion stellen.<br />
44 Sicherstellungsauftrag § 75 SGB V<br />
- 47 -
Anlagen<br />
Empfehlungen des Ökologischen Ärztebundes: 45<br />
Der Ökologische Ärztebund, ein Zusammenschluß von ökologisch denkenden und arbeitenden Ärzten in der<br />
Bundesrepublik Deutschland, gibt zum BSE-Skandal in Deutschland folgende Erklärung heraus:<br />
In großer Sorge um weitere gesundheitliche Schäden unserer Bevölkerung fordern wir unverzüglich ein gesamteuropäisches<br />
Programm zur Wiedereinführung einer artgerechten Tierhaltung und damit die Einstellung der<br />
industriellen Massentierhaltung. Die zahlreichen Skandale um tierische Produkte in der menschlichen Ernährung<br />
haben in den letzten Jahren ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Ursache der Skandale ist die nicht artgerechte<br />
Haltung der Schlachttiere. Was dabei herauskommt, wenn man Rinder, die herkunftsmäßig vegetarische<br />
Nahrung fressen, mit den geschroteten Kadavern ihrer Artgenossen füttert, erleben wir zur Zeit.<br />
Die Gesundheit unserer Mitmenschen ist bedroht. Die Verunsicherung der Verbraucher ist groß. Das Vertrauen<br />
in die Nahrungsmittel-Zulieferer-Industrie ist auf ein Mindestmaß gesunken. Die Qualität des Fleisches, das<br />
überwiegend aus der industriellen Massentierhaltung stammt, hat sich ständig verschlechtert. Zusätzlich ist dieses<br />
Fleisch mit Arzneistoffen kontaminiert.<br />
Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß Eiweiße aus pflanzlicher Nahrung den tierischen Eiweißen in der Wertigkeit<br />
für die menschliche Ernährung in nichts nachstehen. Allerdings versucht die Fleischwirtschaft mit Werbemillionen<br />
der CMA seit Jahren dieses Wissen zu unterdrücken. Zahlreiche Erkrankungen, die durch eine Überernährung<br />
mit tierischem Eiweiß entstehen, können durch Vermehrung der pflanzlichen Anteile in der menschlichen<br />
Ernährung vermieden we rden.<br />
Wir raten unseren Mitmenschen, für deren Gesundheit wir uns verantwortlich fühlen:<br />
• Kaufen Sie kein Fleisch aus industrieller Massentierhaltung.<br />
• Machen Sie Ihren Kochtopf wieder übersichtlich, damit sie wissen, was sie essen<br />
• Entdecken Sie, wie gut vegetarische Gerichte schmecken.<br />
Onno Popinga, Prof. Dr. an der Univ. GhKassel<br />
Das Wichtigste ist jetzt, unsere Denkweise zu ändern. Dort, wo die Landwirte ausgebildet werden, in Landwirtschaftsschulen<br />
und Agrarwissenschaft, auch dort brauchen wir die Wende. Dort werden der Gewinnmaximierung<br />
und Kostensenkung um jeden Preis das Wort geredet, die Ausnutzung der Tiere ist die Folge.<br />
Der Lebensmittelhandel muss mitziehen. Wenn die Ketten Bioware aufnehmen, bringt das einen großer Schub<br />
für den Ökolandbau. Hier besteht allerdings die Gefahr, dass der Handel die Preise drückt. Eine zweite Initialzündung<br />
könnte die öffentliche Hand auslösen. Also: Krankenhäuser, die Bundeswehr, Kantinen, Mensen, Kindergärten.<br />
Dort könnte überall Bio angeboten werden. Natürlich sollten wir auch nachsehen, wie hoch der Bioanteil<br />
im Bundestagsrestaurant ist. Er ist gering, und das ist leider überall so. Wenn wir durchsetzen, dass konventionelle<br />
Ware nur gekauft werden darf, wenn Bio nicht zu bekommen ist, was meinen Sie, was dann los ist?<br />
Außerdem müssen alle Formen der Direkt- und Regionalvermarktung von überflüssigen Reglementierungen<br />
befreit werden. Per Direktvermarktung erzielen die Höfe nicht nur eine höhere Wertschöpfung, sie bauen auch<br />
ein Standbein auf, dass sie unabhängiger macht. Die Direktvermarktung als Standbein, der Handel als Spielbein!<br />
46<br />
UGB (Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung e. V)<br />
BSE – DIE SPITZE EINES EISBERGS 47<br />
Nun hat sich leider (zunächst) für Rindfleisch erwiesen, dass uns billige Lebensmittel früher oder später sehr<br />
teuer zu stehen kommen. Es hilft allerdings wenig, sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen zu ergehen, denn<br />
Mitverursacher der Krise sind alle, von den Biobauern und Vegetariern einmal abgesehen (Agrarlobby, Industrie,<br />
Konzerne, Ministerien, Politiker, Medien, Landwirte, Verbraucher). Der rote Faden der Misere ist eindeutig<br />
wirtschaftlicher Natur, denn jeder will möglichst viel verdienen. Der bisher entstandene und weiter zunehmende<br />
volkswirtschaftliche Gesamtschaden wird wie fast immer von den Steuerzahlern getragen. Die so genannte<br />
Solidargemeinschaft finanziert neben dem entstandenen Schaden aber auch Machtmissbrauch und Eigennutz.<br />
Seit Jahrzehnten gibt es bereits Empfehlungen für eine BSE-freie Ernährung, wie sie sich beispielsweise in<br />
45 Hensel, Dr. med. J., ÖÄB Pressemitteilung 28.11.2000 per e-mail, BUNDschau 2001/1<br />
46 Popinga, Onno: Bauern und die <strong>Agrarwende</strong>. Aus dem Internet. www.slowfood.de<br />
47 Dipl. oec. troph. Thomas Männle 2001<br />
- 48 -
der Gießener Konzeption der Vollwert-Ernährung findet. Die zwölf Grundsätze beinhalten eine Ernährungsweise,<br />
bei deren Umsetzung eine BSE-Krise wohl nicht eingetreten wäre. Diese Kostform und die ökologische<br />
Landwirtschaft wurden lange ignoriert oder bestenfalls stiefmütterlich behandelt. Jetzt ist eine verstärkte Unterstützung<br />
dieser Ernährungsweise und Landwirtschaft auch politisch angesagt. Dabei geht es nicht um einen Neuanfang<br />
– der ist bereits vor Jahrzehnten gemacht worden –, sondern um eine drastische Erhöhung des Anteils der<br />
ökologischen Landwirtschaft (von derzeit etwa 2 % auf 20 bis 25 %) und des Anteils der Vollwertköstler (von<br />
derzeit etwa 10 % auf 30 bis 40 %) bis zum Jahr 2010.<br />
Um dieses lohnende Zwischenziel zu erreichen, sind eine Reihe von Maßnahmen erforderlich, die von verschiedenen<br />
gesellschaftlichen Gruppierungen erbracht werden müssen.<br />
DER UGB FORDERT ...<br />
1. die systematische Förderung unabhängiger wissenschaftlicher Forschung. Denn um die Ursachen zu ermitteln,<br />
Testverfahren und die Bekämpfung von BSE voranzutreiben sowie eine optimale Ernährung der Bevölkerung<br />
zu sichern, sind weitere Kenntnisse notwendig.<br />
2. die kontinuierliche Mitsprache und beratende Funktion der zahlreichen bereits existierenden nichtstaatlichen<br />
und neutralen Non-Profit-Institutionen. Diese verfügen über Kompetenzen und umfangreiche Erfahrungen,<br />
um den Schutz der Verbraucher zu wahren.<br />
3. eine Produkthaftung (Verursacherprinzip) einzuführen – auch und besonders im Lebensmittelbereich. Hier<br />
müssen alle Beteiligten im Ernährungssystem gleichermaßen die rechtliche Verantwortung übernehmen –<br />
vom Gesetzgeber über die landwirtschaftlichen Zulieferer und Landwirte, die Verarbeitungsbetriebe und<br />
Händler, bis zu den Verbrauchern und Entsorgungsunternehmen.<br />
4. die Wissensvermittlung und Beratung in Sachen Essen und Trinken für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen<br />
zu fördern. Parallel dazu sind gezielt Weiterbildungen für Mittlerpersonen wie Lehrer sowie Personen<br />
im Gesundheitsbereich und der Erwachsenenbildung auszubauen.<br />
5. die Gesundheitsförderung zu stärken, indem Ernährungsfachkräfte, die präventiv tätig sind, umfangreicher<br />
eingesetzt werden.<br />
6. Kampagnen zu Ernährungsthemen in den Medien zu finanzieren, um wirtschaftlich unabhängige Informationen<br />
zu vermitteln. Damit soll auch ein Gegengewicht zur immer aggressiver werdenden Werbung für ernährungsphysiologisch<br />
problematische Produkte erreicht we rden.<br />
7. die sofortige Gründung einer überparteilichen Kommission „Gesundheit“, die über Inhalte von Schulbüchern,<br />
der Werbung und der Gesundheitsbildung berät. Diese Kommission sollte mit Personen besetzt sein,<br />
die Verbraucherschutz ernst nehmen. Eine solche Kommission sollte ebenso für die EU eingerichtet und tätig<br />
werden.<br />
WEGE AUS DER KRISE<br />
Jede Krise bietet auch eine Chance. Der Einzelne kann jetzt sein Ernährungs- und Konsumverhalten (nochmals)<br />
hinterfragen, um dann bewusster zu essen bzw. zu trinken. Die Nutzung sachgerechter Informationen in Fragen<br />
der Ernährung führt vom Nachdenken über Umdenken zum Vordenken. Beim Rindfleischkonsum ist jetzt eingetreten,<br />
was die Wissenschaft schon lange fordert, nämlich eine Halbierung des Fleischverzehrs. Dies ist bei<br />
heutiger Lebensweise aus gesundheitlicher Sicht als günstig einzustufen. Da Fleisch aus ökologischer Tierhaltung<br />
zwar etwa doppelt so teuer ist wie aus der jetzigen Massentierhaltung, muss bei halbiertem Fleischverzehr<br />
aber insgesamt nicht mehr für Fleisch ausgegeben werden. Landwirte und Fleischer erzielen Einkommen wie<br />
bisher. Ökologisch erzeugte Lebensmittel sind langfristig Preis-wert! Jeder Kauf beim Bio-Bauern ist direkter<br />
Umweltschutz, da diese Landwirte weder chemische Hilfsmittel noch vorbeugende Arzneimittel einsetzen. Sie<br />
verwenden nur ökologisch erzeugtes Futter. Tiermehl ist für alle Tierarten schon immer verboten, so dass BSE<br />
auf diese Weise nicht eingeschleppt werden konnte. Die derzeitige Vertrauenskrise in unsere Lebensmittel durch<br />
BSE, aber auch durch andere Skandale, hat große Verunsicherung beim Verbraucher ausgelöst. Absolute Sicherheit<br />
scheint es nicht mehr zu geben, nur noch unterschiedliche Stufen von Unsicherheit. Da auch allerlei Fertigprodukte,<br />
die bestimmte Zutaten vom Rind enthalten, BSE-belastet sein können, ist der Grundsatz „Verzehr<br />
möglichst gering verarbeiteter Lebensmittel“ heute besonders (überlebens)wichtig. Die Stunde der Eigenko mpetenz<br />
und damit der Eigenverantwortung ist gekommen. Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. Handeln ist<br />
angesagt.<br />
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Agenda 21-„Schritte“-Prozeß auf Bundesebene<br />
Bundesumweltministerin Angela Merkel führte 1996/97 eine Schritte-Prozeß zu Nachhaltiger Entwicklung<br />
durch. Dabei war Gesundheit eines von sechs Themen. In dem Bericht heißt es zu Ernährung:<br />
„Der Arbeitskreis hat bei seiner Erörterung des Themas, das er nicht zuletzt wegen der in ihm angelegten<br />
Breite und seiner Nähe zur Nachhaltigkeitsproblematik zum Schwerpunkt gewählt wurde, zwei<br />
Argumentationslinien verfolgt: 48<br />
• Einmal hat er sich mit der „klassischen“ Frage der Schadstoffbelastungen von in Deutschland<br />
angebotenen Lebensmitteln und daraus ggf. abzuleitenden Reduktionszielen/-maßnahmen befaßt;<br />
er hat dabei festgestellt, daß das mit dieser Belastung verbundene gesundheitliche Risiko im<br />
Vergleich zu den Gefährdungen durch die in allen Industrieländern festzustellenden falschen Ernährungsweisen<br />
nicht vorrangig ist;<br />
• Zum anderen hat er den erweiterten Kontext zum Nachhaltigkeitsthema gesehen und grundsätzliche<br />
Fragen zukünftiger Lebensmittelversorgung, nachhaltiger Landwirtschaft (z.B. Reduzierung<br />
von Intensivnutzung und Massentierhaltung) und eines vom Nachhaltigkeitsgedanken her bestimmten<br />
Ernährungsverhalten angesprochen.<br />
Ziel aller politischen und gesellschaftlichen Bemühungen um dieses Thema muß es nach Auffassung<br />
des Arbeitskreises sein, auf ökologische Stoffkreisläufe bezogen zu denken und zu handeln. Dabei<br />
muß es gelingen, alle Akteure als Partner zu gewinnen. Dazu gehört auch eine Verstärkung von Gesundheitsbildung<br />
und Verbraucheraufklärung, um Änderungen der Ernährungs- und Konsumgewohnheiten<br />
zu erreichen. Der Arbeitskreis sieht hier wichtige Berührungspunkte zum Arbeitskreis Umweltethik.“<br />
Prof. Dr. Friedrich-Karl Lücke (Rückmeldung zur Werkstatt per mail)<br />
....“Ich möchte allerdings nicht verhehlen, dass ich mit dem Ergebnis der Tagung nicht ganz zufrieden<br />
bin. Einerseits waren nach der Mittagspause doch nicht mehr das ganze Spektrum der<br />
"Stakeholders" vertreten. Es überwogen doch sehr die regionalen Direktvermarkter und die<br />
Überlegungen, wie man den (ignoranten?) Verbraucher dazu bringen könnte, mehr von deren<br />
Produkten zu kaufen. Andererseits wurde m.E. die Notwendigkeit, die Qualität und Zuverlässigkeit<br />
der Leistungen (z.B. auch im Service am Kunden) zu verbessern, wurde m.E. zu wenig berücksichtigt.<br />
Und hier gibt es Defizite, auch in der Region!<br />
Die Aussagen des Papiers der Verbraucherzentralen kann ich im wesentlichen mittragen.<br />
Skeptisch bin ich lediglich, was die Modalitäten der Förderung des Öko-Landbaus angeht. Dies<br />
wiederum - siehe oben! - geht nicht allein über Werbung und Kommunikation, sondern auch<br />
und gerade über Leistungsverbesserungen: Gerade im Bereich Öko-Fleischwaren bin ich persönlich<br />
mit Qualität und Service keineswegs immer zufrieden (siehe auch meine Buchbeiträge<br />
über Öko-Fleisch, z.B. im Behr's Handbuch Bio-Lebensmittel)!<br />
Aus meiner Sicht wäre die Förderung des Umbaus und der Neuerrichtung von tiergerechten<br />
Stallungen ein guter Ansatzpunkt. Viele tiergerechte Haltungssysteme sind ja in den laufenden<br />
Kosten gar nicht teurer als konventionelle Systeme, ihre Einrichtung scheitert oft einfach an den<br />
hohen Investitionskosten! Durch die Verbesserung der Stallungen würden auch weitgehend die<br />
Anreize zur Gabe antibiotischer Leistungsförderer entfallen. Weiterhin käme ein solches Förderprogramm<br />
auch konventionell wirtschaftenden Betrieben zu Gute, was ich durchaus als<br />
Vorteil ansehe.<br />
Meine zentrale Forderung ist jedoch, das System der existierenden Rechtsvorschriften und<br />
Fördermaßnahmen auf falsche Signale hin zu prüfen. Ein Beispiel: Die Handelsklassenverordnung<br />
für Rindfleisch belohnt derzeit Masse statt Klasse und muss geändert werden.<br />
Schließlich möchte ich betonen, dass ich auf allen Gebieten, die mit der Verbesserung der Qualität<br />
von Produkten und Leistungen der Land- und Ernährungswirtschaft zu tun haben, gern mit<br />
den Verbraucherzentralen und regionalen Netzwerken zusammenarbeiten würde. Werbung und<br />
PR ist allerdings nicht mein Gebiet; entsprechende Projektvorschläge kann ich in unserem<br />
Fachbereich weiterleiten.“<br />
48 Schritte zu einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung. Berichte der Arbeitskreise anläßlich der Zwischenbilanzveranstaltung<br />
am 13.6.1997. Hrsg. BMU 1997, S. 88-89. Die Verfasserin war Mitglied des Arbeitskreises für den BUND<br />
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Interessengemeinschaft FÜR gesunde Lebensmittel 49<br />
Fuldaer Lebensmittel-Manifest<br />
Leben und Essen im Einklang mit der Natur<br />
Wir wollen Bewußtsein schaffen und treten ein für:<br />
• FÜR die Erhaltung des lebendigen, vitalen Wertes unserer Lebensmittel und deren<br />
Geschmacks- und Genußwert<br />
• FÜR die Ehrlichkeit bei der Lebensmittelherstellung (z.B. durch Reduzierung der<br />
künstlichen und naturidentischen Geschmacksverstärker und Aromastoffe)<br />
• FÜR den sorgsamen und auch kritischen Umgang mit neuen Lebensmitteltechnologien<br />
(z.B. Gentechnik)<br />
Was wollen wir gemeinsam tun, damit wir auch in Zukunft lebensfördernde und gesunde<br />
Lebens-Mittel haben?<br />
• In der Öffentlichkeit durch sachliche Informationen Bewußtsein für die wichtigen<br />
Fragestellungen schaffen<br />
• Die Eigenverantwortung durch Vorbildfunktion stärken z.B. durch einen bewußteren<br />
Lebensmittel-Einkauf<br />
• Beim Lebensmittel-Einkauf bewußt gesunde Lebensmittel wählen, jeder Einkauf ist<br />
ein „Stimmzettel“<br />
• Sich einsetzen für den sinnvollen Umgang mit Natur und Kreatur!<br />
Vertreter des öffentlichen Lebens aus Wirtschaft, Politik und Kultur können dies unterstützen<br />
und gemeinsam die Zukunft gesunder Lebensmittel sichern. Es ist unser Streben,<br />
für Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit im Umgang mit Lebensmitteln einzutreten.<br />
Damit Lebensmittel „Mittel zum Leben“ im Einklang mit der Natur bleiben!<br />
Damit sich unsere Kinder morgen noch gesund ernähren können!<br />
Wolfgang Gutberlet, Inhaber der Firma „tegut“ 50<br />
„Einfach gut!“ Für ein Produkt oder eine Leistung ist das eine sehr hohe Auszeichnung. Daneben<br />
gibt es für Gutes viele Worte von a bis Z, von ansprechend bis zauberhaft. Wenn etwas dagegen ein-<br />
fach und gut ist, braucht es keine Charakterisierung mehr. Dann ist es offensichtlich, klar, für jeden<br />
wahrnehmbar. Auch Komplexes und Kompliziertes braucht es - auch das hat seine Schönheit und<br />
seinen Wert, doch es ist schwerer erschließbar....<br />
Wie ist es eigentlich bei Lebensmitteln? Dies nehmen wir auf zwei Ebenen wahr, einmal mit unseren<br />
Sinnen und damit weitgehend bewußt - wir können darüber sprechen -, zum anderen durch unsere<br />
Verdauungsorgane, die wahrnehmen und erkennen müssen, was da ankommt, um entscheiden zu<br />
können, wie sie damit umgehen. Das geschieht völlig unbewußt. Bestenfalls erleben wir uns am Ende<br />
mehr oder weniger gestärkt. Wenn wir viel durcheinander oder sehr künstliche komplexe Lebensmittel<br />
essen, können wir uns im Fall unbekömmlicher oder allergischer Reaktion schlecht orientieren, was<br />
die Ursache dafür ist.<br />
Was dem Menschen gut bekommt und wie es hierfür zubereitet sein muß, haben Generationen unse-<br />
rer Vorfahren für uns austesten können, weil sie nicht viel Verschiedenes am Tag gegessen haben -<br />
eben einfach aßen – und so die Wirkungen der Lebensmittel genau beobachten konnten. Auch da<br />
haben einfach gute Lebensmittel einen Vorteil.<br />
Wir sollten unseren Vorfahren danken und wenigstens ab und zu etwas einfach Gutes aus ihrer Erfah-<br />
rungswelt essen.....“<br />
49 www.fuer-gesunde-lebensmittel.de per Fax erhalten am 28.2.01 von Georg Sedlmair<br />
50 Marktplatz. 2001, Juli.<br />
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Literaturverzeichnis<br />
• Bengel, Jürgen, Regine Strittmatter u. Hildegard Willmann: Was erhält Menschen gesund?<br />
Antonowsys Modell der Salutogenese. Diskussionsstand und Stellenwert. Expertise<br />
im Auftrag der BzgA. 3. Aufl. 1999. (Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung.<br />
Bd 6.)<br />
• Bleibt die <strong>Agrarwende</strong> stecken? (Verbraucher konkret. 2001/ H. 2<br />
• Böhm, Birgit, Michael Janßen, Heiner Legewie: Zusammenarbeit professionell gestalten. Praxisleitfaden<br />
für Gesundheitsförderung, Sozialarbeit und Umweltschutz.1999.<br />
• BSE und die Folgen. Krisen als Chance. (Bundeszentrale für Politische Bildung. Magazin. 2001/<br />
April)<br />
• Dresdner Bank: Verbraucherorientierte Agrarpolitik verlangt mehr Wettbewerb. In: Trends Wirtschaftsanalysen.<br />
2001/ Trends, S. 3-6. www.dresdner-bank.de und FR 25.2.01<br />
• Ernährung und Gesundheit. (21 - Das Leben gestalten lernen. 2001, H.2)<br />
• Hensel, Joachim: Plädoyer für eine Möhre. Über die Behandlung sogennter „Zivilisationskrankheiten“<br />
durch gesunde Ernährung. S. 309-311 in: Arzt und Umwelt. 11(1998), H. 4 (Themenheft<br />
Ernährung und Landbau)<br />
• Kapfelsberger, Eva, u. Udo Pollmer: Iss und stirb. Chemie in unserer Nahrung. 1992. (KIWI Ratgeber.<br />
270)<br />
• Kranke Umwelt - kranke Menschen. Ernährung, Verkehr, Innenraumprodukte. Tendenzen und<br />
Alternativen. Red. Hildegard Mackert. 1995<br />
• Neuausrichtung von Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Lebensmittelhandel und Konsumgewohnheiten.<br />
Positionspapier der Verbraucherzentralen für die Fachöffentlichkeit. Stand: 30.4.2001<br />
• Reetze, Jan: Gläserne Verbraucher. Markt- und Medienforschung unter der Lupe.1995. (Fischer<br />
Wirtschaft.) (Fischer Taschenbuch.12684.)<br />
• Schritte zu einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung. Berichte der Arbeitskreise anläßlich<br />
der Zwischenbilanzve ranstaltung am 13.6.1997. Hrsg. BMU. 1997<br />
• SGB V. Gesetzliche Krankenversicherung. Stand 15.7.97.<br />
• Stange, Waldemar, u. Peter Gnielczyk: Lernwerkstatt Ernährung. Materialien zur Gesundheitsförderung<br />
für den handlungsorientierten Unterricht. 1999<br />
• Trojan, Alf, u. Heiner Legewie: Nachhaltige Gesundheit und Entwicklung. Leitbilder, Politik und<br />
Praxis der Gestaltung gesundheitsförderlicher Umwelt- und Lebensbedingungen. Rechtswiss. Anhang:<br />
Rudolf Schäfer u. Petra Lau. Zugl. überarb. u. aktualisierte Fassung eines Gutachtens für<br />
das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB): Stärkung gesundheitsförderlicher<br />
Lebensbedingungen. Die salutogenetische Perspektive im Politikfeld Umwelt und<br />
Gesundheit. 2001. (Reihe psychosoziale Aspekte der Medizin.)<br />
• Zeit-Fraß. Zur Ökologie der Zeit in Landwirtschaft und Ernährung. 1995. (Politische Ökologie.<br />
Sonderh. 8)<br />
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