Der letzte Schüler - StarWars-Union.de
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Nicole C. Koidl<br />
<strong>Der</strong> Gardist, <strong>de</strong>r nur um einige Zentimeter größer war als die Kanzlerin in ihrem hochgeschlossenen<br />
pfirsichfarbenen Kleid, salutierte und entgegnete zackig: „Madam, ich wollte die unbefugte Anwesenheit<br />
eines Außenweltlers mel<strong>de</strong>n.“<br />
Die Frau mit <strong>de</strong>n feinen, glatten Zügen, <strong>de</strong>m schmalen Mund und <strong>de</strong>n dünnen Augenbrauen schwenkte ihre<br />
zierliche Hand: „<strong>Der</strong> Knabe ist auf meinen ausdrücklichen Wunsch hier und wird auch für einige Zeit hier<br />
bleiben, vielleicht sogar für immer, wenn er dies wünscht.“ Hinter <strong>de</strong>m gebieterischen Blick, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Gardisten gewidmet war, ent<strong>de</strong>ckte Mace Zuneigung, die auf Mitgefühl zu grün<strong>de</strong>n schien, als sie sich ihm<br />
zuwandte.<br />
Verwirrung erfasste Mace. Er wusste nicht wie weit diese Mitgefühl o<strong>de</strong>r die daraus resultieren<strong>de</strong><br />
Zuneigung gerechtfertigt war. Für Mace war es falsch, wenn Yuster <strong>de</strong>r Kanzlerin irgen<strong>de</strong>ine schreckliche<br />
Geschichte erzählt hatte, nur um sicher zu gehen, dass er hier bleiben durfte. Er hasste es, wenn Lügen<br />
verbreitet wur<strong>de</strong>n, um irgen<strong>de</strong>inem vermeintlich höheren Zweck zu dienen. Ganz beson<strong>de</strong>rs wenn jemand<br />
ihm so einen Gefallen tun wollte. Er selbst log nur äußerst selten, da ihm das Talent und das Interesse für<br />
die Kunst <strong>de</strong>r Täuschung fehlten. Für ihn war es erheblich leichter die Wahrheit zu sagen, auch wenn dies<br />
gefährlich sein konnte.<br />
Inzwischen hatten alle Beteiligte die Vorhalle <strong>de</strong>s Büros betreten und Mace merkte an <strong>de</strong>r Haltung <strong>de</strong>s<br />
Uniformierten, dass ihm unwohl war. Ream Yuster war <strong>de</strong>r größte im Raum und seine Gestalt unterschied<br />
sich <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>nen, die ihn umgaben. Seine Haltung spiegelte seine innere Ruhe und Stärke wi<strong>de</strong>r,<br />
ebenso <strong>de</strong>utlich Überlegenheit. Trotz <strong>de</strong>ssen hielt er sich zurück und schenkte seine Aufmerksamkeit <strong>de</strong>m<br />
älteren Brexer. In <strong>de</strong>r Art wie sie miteinan<strong>de</strong>r sprachen, erkannte Mace, dass sie sich seit einiger Zeit gut<br />
kannten.<br />
Einen Schritt schräg hinter <strong>de</strong>r Kanzlerin stand ihr junger Begleiter. Er war ein wenig größer als die<br />
wohlgeformte Frau in <strong>de</strong>r trefflichen, mit Stickereien verzierten Robe, doch durch <strong>de</strong>n reservierten<br />
Eindruck, <strong>de</strong>n er vermittelte, wirkte er kleiner und beschei<strong>de</strong>ner.<br />
<strong>Der</strong> ältere, hellhäutige Mann mit <strong>de</strong>m kräftigen Kinn erinnerte Mace an einen in die Jahre gekommenen<br />
Soldaten. Er hatte breite Schultern, kurze borstige Haare, helle Augen und tiefe Kanten und Furchen, die<br />
sich ins Gesicht gegraben hatten. Seine Gestalt wirkte kräftig und sehnig, wie ein wil<strong>de</strong>s Tier, das gelernt<br />
hatte zu überleben.<br />
<strong>Der</strong> Mann löste Respekt aus und, wenn sich nicht völlig überraschend sein grimmiges Gesicht in ein<br />
Lächeln verwan<strong>de</strong>lt hätte, als Yuster ihm etwas zuflüsterte, hätte Mace angenommen dieser Mann wäre<br />
nicht fähig, Freu<strong>de</strong> zu zeigen.<br />
„Aber Madam, <strong>de</strong>n Autonomie-Gesetzen nach, steht auf das Eindringen in Brexer-Territorium die<br />
Höchststrafe“, ergänzte <strong>de</strong>r verunsicherte Gardist.<br />
Mit einem skeptischen Blick, <strong>de</strong>r bereits an Belustigung grenzte, erwi<strong>de</strong>rte die Kanzlerin mit erhobenen<br />
Mundwinkeln. „Sie wollen doch nicht vorschlagen einen Zehnjährigen hinzurichten, <strong>de</strong>r von einem<br />
geschätzten Freund Ihres ehemaligen Hauptmanns hergebracht wur<strong>de</strong>. Jemand, <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Umsturz <strong>de</strong>r<br />
galaktischen Regierung zu einem Flüchtling gewor<strong>de</strong>n ist und in Sicherheit gebracht wer<strong>de</strong>n muss.“<br />
Ein kalter Schauer ließ Mace frösteln. Diese Abgrenzung vom Rest <strong>de</strong>r Galaxie war Mace völlig fremd.<br />
Außer<strong>de</strong>m empfand er jegliche Art von To<strong>de</strong>sstrafe als ungerechtfertigt. Vielleicht war seine Sicht <strong>de</strong>r<br />
Dinge naiv o<strong>de</strong>r kindlich, doch seiner Weltanschauung nach hatte niemand <strong>de</strong>n Tod verdient. Es konnte<br />
durchaus sein, dass er noch nieman<strong>de</strong>n getroffen hatte, <strong>de</strong>r so böse war, dass es keine Möglichkeit gab außer<br />
<strong>de</strong>njenigen zu töten, um weitere unheilvolle Taten zu verhin<strong>de</strong>rn. Mace verlangsamte seinen Gang, um<br />
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