Contergan oder die Macht der Arzneimittelkonzerne - Sternentaler
Contergan oder die Macht der Arzneimittelkonzerne - Sternentaler
Contergan oder die Macht der Arzneimittelkonzerne - Sternentaler
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hinblick auf <strong>die</strong> Verwendung in möglichen zukünftigen Strafverfahren überprüft. Auch <strong>die</strong> juristische<br />
Literatur wurde intensiv nach Präzedenzfällen durchgesehen, aber es stellte sich heraus, dass bis<br />
dahin kein deutsches Gericht jemals ein Urteil in einem ähnlichen Fall gefällt hatte.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Grünenthal und bestimmten Praktikern und Wissenschaftlern verlief<br />
nicht reibungslos. Professor Laubenthal kalgte am 3.Oktober in einem Brief an Professor Scheid: „Ich<br />
bin jedoch entschieden gegen solche Fälle, <strong>die</strong> von Grünenthal vorsätzlich in eine norddeutsche Klinik<br />
überwiesen werden, wenn <strong>die</strong> Leute aus eigenem Antrieb keinen <strong>Contergan</strong>schaden bemerkt haben.<br />
Das Verhalten <strong>die</strong>ses Unternehmens ist in verschiedener Hinsicht äußerst seltsam und<br />
bemerkenswert.“<br />
Die an Geschäftspartner im Ausland gegebenen Informationen unterschieden sich erheblich<br />
voneinan<strong>der</strong>, je nachdem, was über das Ausmaß <strong>der</strong> allgemeinen Kenntnis in dem betreffenden<br />
Gebiet angenommen wurde. In <strong>der</strong> allgemeinen Propaganda für Thalidomid in Westafrika wurde das<br />
Mittel noch immer als völlig harmlos beschrieben. Ende November 1961 waren <strong>der</strong> Firma etwa 3000<br />
Fälle von Nervenschädigungen bekannt.<br />
In einer Notiz vom 19.April 1962 schätzte von Veltheim, dass in <strong>der</strong> BRD maximal 4000 Personen an<br />
Nervenschädigungen leiden und dass Chemie Grünenthal <strong>die</strong> Möglichkeit von<br />
Entschädigungsansprüchen in Höhe von insgesamt 12 Mio DM in Betracht ziehen müsse. Nach<br />
Angaben einiger deutscher Spezialisten war <strong>die</strong> von Dr. von Veltheim angegebene geschätzte Zahl<br />
geschädigter Personen bei weitem zu niedrig.<br />
Aber das Schlimmste sollte noch kommen. Es begannen sich Hinweise auf eine weit verheerende<br />
Wirkung zu häufen- <strong>die</strong> Geburt mißgebildeter Kin<strong>der</strong> durch Mütter, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Frühschwangerschaft<br />
Thalidomid eingenommen hatten.