Contergan oder die Macht der Arzneimittelkonzerne - Sternentaler
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Abnormitäten des Fetus werden durch teratogene Stoffe erzeugt, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Mutter im ersten<br />
Trimester <strong>der</strong> Schwangerschaft eingenommen werden. Zuverlässige Methoden zur Prüfung aller<br />
Stoffe, einschließlich Arzneimittel, auf mögliche teratogene Wirkungen sind bekannt und hätten auch<br />
im Jahre 1959 und früher benutzt werden können.“<br />
Steyn kam zu <strong>der</strong> Schlussfolgerung:<br />
„Jede Firma, <strong>die</strong> pharmazeutische Präparate, müsste sich seit Jahrzehnten <strong>der</strong> möglichen Gefahren<br />
von Arzneimitteln für Schwangere und Feten voll bewusst gewesen sein.“<br />
In <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Thalidomid-Katastrophe war eine zunehmende Klarheit über den<br />
unbefriedigenden Stand <strong>der</strong> Dinge in <strong>der</strong> Problematik Arzneimittelsicherheit und Schwangerschaft zu<br />
verspüren, und viele Wissenschaftler und Ärzte waren ernsthaft über <strong>die</strong> Laschheit in <strong>der</strong> Prüfung<br />
vieler neuer Arzneimittel auf mögliche schädliche Wirkungen auf den Fetus besorgt.<br />
In <strong>der</strong> Nummer <strong>der</strong> Zeitschrift „Pediatrics“ vom Oktober 1961 ist <strong>die</strong> folgende Empfehlung zu finden<br />
(acht Monate vor dem Bekanntwerden <strong>der</strong> Wirkungen des Thalidomids verfasst):<br />
„Es ist eine Grundvoraussetzung <strong>der</strong> Pädiatrie, dass <strong>die</strong> Körpergröße nicht <strong>der</strong> wichtigste Unterschied<br />
zwischen Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen ist. Es besteht zunehmende Klarheit darüber, dass es ebenfalls<br />
notwendig ist, mehr als eine nur quantitative Abgrenzung zwischen Säuglingen und Kin<strong>der</strong>n<br />
vorzunehmen. Der Fetus und das Neugeborene verhalten sich oft so unterschiedlich, dass ihre<br />
Betrachtung als beson<strong>der</strong>e Kategorie <strong>der</strong> Spezies Mensch berechtigt ist. Das macht eine erneute<br />
Prüfung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Arzneimittelnebenwirkungen in je<strong>der</strong> Kategorie unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lich, damit sie sicher angewandt werden können.<br />
Die vorhandenen Arzneimittel und <strong>die</strong> Wirkstoffe, <strong>die</strong> in Zukunft für Anwendung an Feten und an<br />
Säuglingen entwickelt werden, müssen umfangreicheren präklinischen Untersuchungen unterzogen<br />
werden, als sie gegenwärtig durchgeführt werden. Die pharmakologischen Reaktionen des unreifen<br />
Menschen können sich sowohl quantitativ als auch qualitativ von denen des Erwachsenen<br />
unterscheiden. Infolgedessen können Angaben aus Prüfungen an reifen Tieren und erwachsenen<br />
Menschen nicht als befriedigende Grundlage für Empfehlungen für Fetus und Säugling anerkannt<br />
werden.<br />
In Befolgung <strong>die</strong>ser Grundsätze wird empfohlen, dass <strong>die</strong> Aufschriften speziell auf <strong>die</strong> vorhandenen<br />
Informationen über <strong>die</strong> Anwendung des Präparates am Fetus und am Säugling hinweisen sollten. Wo<br />
keine pharmakologischen Untersuchungen eines Medikamentes vorliegen, müsste eine<br />
ausdrückliche Feststellung <strong>die</strong>ser Tatsache auf dem Etikett <strong>o<strong>der</strong></strong> einem leicht zugänglichen<br />
Beipackzettel angebracht werden. Ärzte, <strong>die</strong> Feten und Säuglingen Arzneimittel zuführen, müssen<br />
gegenüber gewöhnlichen Wirkungen auf <strong>die</strong>se Untergruppe <strong>der</strong> Spezies Mensch wachsam sein.<br />
Komitee für Fetus und Neugeborenes<br />
William A.Silverman, M.D., Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Fred H.Allen jr., M.D.<br />
J.Edmund Bradley, M.D.<br />
Eugene H.Crawley,M.D.<br />
Paul A.Harper, M.D.<br />
David Y.Hsia, M.D.<br />
Benjamin M.Kagan,M.D.<br />
Joseph A.Little, M.D.<br />
Henry K.Silver, M.D.<br />
Samuel Spector, M.D.<br />
J.R.Fouts, Ph.D., Berater<br />
William H.Kessenich, M.D., Berater<br />
James M.Sutherland, M.D., Berater<br />
Mai 1961,<br />
Dr.Jerold F.Lucey schrieb in <strong>der</strong> Ausgabe <strong>der</strong> Zeitschrift „Pediatric Clinics of North America“ vom Mai<br />
1961: