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Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...

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nahmen wurde versucht, den Bergarbeitern ein konservatives ‚Standesbewußtsein’, im Gegensatz<br />

zu dem entsprechenden ‚Klassenbewußtsein’ der Arbeiter im allgemeinen, zu vermitteln.“<br />

47<br />

2. Die Sammler der Lieder gingen selektiv vor und zeichneten nicht auf, was ihnen nicht<br />

sammlungswürdig erschien, was ihrem vorgefassten Bild des Bergmanns und des<br />

Bergmannsliedes nicht entsprach. Dass dies in der Geschichte der Liedsammlungen geschehen<br />

<strong>ist</strong>, dass nicht Volkslied sein durfte, was des Volkes nicht würdig erschien, <strong>ist</strong><br />

ein Faktum, auf welches nicht näher eingegangen werden muss. Der Verdacht eines solchen<br />

selektiven Vorgehens liegt auch bei Viktor Zack nahe, der als einer der wichtigsten<br />

Liedsammler in der Region Eisenerz vom Ende des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

tätig war. Es erscheint zumindest denkbar, dass Zack, der 17 Jahre lang die<br />

Grazer Akademische Sängerschaft Gothia leitete und während des ersten Weltkrieges<br />

zwei Soldatenliederbücher herausgab, 48 Lieder, welche die bestehende Ordnung allzu<br />

sehr kritisierten, aussortierte. 3. Die Forschung <strong>ist</strong> selektiv in dem, was sie aus den vorhandenen<br />

Liedbeständen auswählt, und ignoriert vor allem sozialkritische und politische<br />

Lieder. Insofern potenziert sich gegebenenfalls die Selektivität der Liedsammlungen.<br />

Diesen Vorwurf macht – aus einer staatssozial<strong>ist</strong>ischen Position heraus, dennoch nicht<br />

völlig unbegründet – explizit Wolfgang Steinitz Gerhard Heilfurth. 49 Wahrscheinlich<br />

werden in einem gewissen Maß alle drei Gründe die Quellenlage beeinflusst haben. Sicherlich<br />

darf aus der Abwesenheit bzw. Spärlichkeit von Belegen nicht geschlossen<br />

werden, dass es notwendigerweise immer so wenige sozialkritische Bergmannslieder<br />

gegeben hat, wie heute tradiert sind, dennoch <strong>ist</strong> man aber auf die vorhandenen Quellen<br />

verwiesen und muss mit diesen arbeiten. Aus der Region Eisenerz sind allerdings einige<br />

47 Ernst Hinner, Helmut Lackner und Karl Stocker, „Bergarbeiterkultur“, Ernst Hinner u.a., Fohnsdorf.<br />

Aufstieg und Krise einer österreichischen Kohlenbergwerksgemeinde in der Region Aichfeld-Murboden<br />

(= Interdisziplinäre Studien der Projektgruppe Fohnsdorf Aichfeld-Murboden 1), Graz-Wien 1982: 277-<br />

341.<br />

48 Vgl. Wolfgang Suppan, „Zack, Viktor“, Wolfgang Suppan (Hg.), Steirisches Musiklexikon, 2., völlig<br />

überarbeitete und erweiterte Aufl., Graz 2009: Akademische Druck- und Verlagsanstalt, 790-791.<br />

49 Vgl. Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten (=<br />

Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Veröffentlichung des <strong>Institut</strong>s für deutsche Volkskunde<br />

4/II), Bd. II, Berlin 1962: Akademie-Verlag., XXV.<br />

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