Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...
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1586 regelte nicht nur die Löhne der in der Eisenproduktion Beschäftigten, sondern sah<br />
auch vor, dass<br />
„jeder Bergmann auf ein Jahr aufgenommen [wurde], der Oberhutmann [Vorarbeiter, M.S.]<br />
mußte sich einer Prüfung unterziehen; er nahm ja zume<strong>ist</strong> die Knappen auf und verrechnete mit<br />
ihnen. Für ihn betrug die Kündigungsfr<strong>ist</strong> einen Monat, für die anderen acht Tage.“ <strong>13</strong>5<br />
In den 80er Jahren verschärften sich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen auch die sozialen<br />
Spannungen, 1584 kam es zu einem Hungeraufstand der Palsauer Holzknechte,<br />
1587 erhoben sich die Arbeiter in Eisenerz, welche die Gefängnisse öffneten und damit<br />
drohten die Obrigkeit zu töten. <strong>13</strong>6 Im Februar 1587 brannte ein Feuer zudem das Rathaus<br />
und die Häuser zahlreicher Bewohner nieder. <strong>13</strong>7 Parallel zu den sozioökonomischen<br />
Problemen belasteten im Laufe des 16. Jahrhunderts immer wieder die Auswirkungen<br />
der Kriege mit den Türken den Markt Eisenerz, <strong>13</strong>8 Erzherzog Karl II. nahm allerdings<br />
1565 Bergknappen, Holzknechte, Blähhaus- und Hammerschmiedenarbeiter<br />
explizit von der Rekrutierung aus. <strong>13</strong>9 Weitere Probleme entstanden durch den Protestantismus,<br />
der sich schon früh in Eisenerz verbreitete. 1525 beteiligten sich auch Teile der<br />
Eisenerzer Bevölkerung am Bauernkrieg, was auch religiöse Gründe gehabt haben<br />
könnte und strenge Maßregelungen zur Folge hatte. 140 1538 <strong>ist</strong> bereits ein lutheranischer<br />
Prädikant in Eisenerz nachgewiesen, ab den 60er Jahren scheint der größte Teil der Bevölkerung<br />
protestantisch gewesen zu sein. 141 Auch radikalere Strömungen waren vertreten:<br />
„Unter den Arbeitern gab es manche, die der ‚abgöttischen flacian<strong>ist</strong>ischen Sekte’ angehörten<br />
und sie weiter verbreiteten. Wohl kündete der Rat die Ausweisung an, aber er wagte nicht, sie<br />
durchzuführen. In seiner Hilflosigkeit drohte er sogar mit dem katholischen Erzpriester von<br />
Obersteier (1587)!“ 142<br />
Die wirtschaftlichen Interessen scheinen also höheres Gewicht gehabt zu haben, als die<br />
Positionierung in Konflikten zwischen protestantischen Strömungen. Erzherzog Karl II.<br />
war zwar ein Vorkämpfer der Gegenreformation, jedoch duldete er den Protestantismus<br />
in Eisenerz, offenbar, um nicht die Eisenproduktion und die ihm daraus erwachsenden<br />
<strong>13</strong>5 Pirchegger 1924:75.<br />
<strong>13</strong>6 Pirchegger 1924:76.<br />
<strong>13</strong>7 Vgl. Pirchegger 1924:78.<br />
<strong>13</strong>8 Vgl. Pirchegger 1924:57, 75.<br />
<strong>13</strong>9 Vgl. Gerhard Pferschy, „Arbeit und Leben im steirischen Eisenwesen“, Paul W. Roth (Hg.), Erz und<br />
Eisen in der Grünen Mark. Beiträge zum steirischen Eisenwesen, Graz 1984: o. V., 391-392.<br />
140 Vgl. Pirchegger 1924:57.<br />
141 Vgl. Pirchegger 1924:67-68, 77-78.<br />
142 Pirchegger 1924:78.<br />
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