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Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...

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tikal-orientierte Musikauffassung, die Kunst- und Volksmusik im 17. Jahrhundert gleichermaßen<br />

durchdringt und zur Ausbildung der Herrschaft des Dur, der Akkordmelodik, Sequenztechnik<br />

und straffen Periodik führt.“ 124<br />

Die Textverteilung auf die Noten der Melodie <strong>ist</strong> bei der abeleschen Fassung keineswegs<br />

eindeutig, vor allem die Zeile „auf daß es muß erklingen“ <strong>ist</strong> unklar. Auffällig <strong>ist</strong><br />

aber, dass die Wortbetonungen bei den unstrittigen Stellen „Freut euch ihr Berckleut“<br />

und „Lobt Gott mit reichem“, ebenso die entsprechenden ersten und dritten Verse der<br />

anderen Strophen, nicht mit dem Metrum des durchgehenden 6/4-Taktes übereinstimmen,<br />

sondern vielmehr einen 3/2-Takt nahe legen. Dieser Umstand würde dafür sprechen,<br />

dass Abele keine neue Melodie komponiert hat, sondern ein präex<strong>ist</strong>entes Melodiemodell<br />

mit wechselndem Metrum in ein festes Taktschema gebracht und mit einer<br />

Generalbassstimme unterlegt hat. Ob der Cantus jedoch der von Banstingl gemeinte<br />

Ton war, <strong>ist</strong> nicht zu klären, solange nicht neue Quellen zur Melodie des verschollenen<br />

Störtziger (d.h. Sterzinger) Bergreihens auftauchen. Aus ideologieanalytischer Perspektive<br />

muss davon ausgegangen werden, dass die Entscheidung für diese spezielle Melodie<br />

keine ideologischen Implikationen hat. Durch den choralartigen Charakter scheint es<br />

eher für den kontemplativen Vortragsgebrauch geeignet, als für den aktiven als Marschoder<br />

Arbeitslied.<br />

Was <strong>ist</strong> der sozioh<strong>ist</strong>orische Kontext in welchem der Eisenerzer Bergreihen entstand?<br />

Das 16. Jahrhundert war in Eisenerz eine Zeit „voll schwerer wirtschaftlicher, politischer<br />

und religiöser Kämpfe, eine Zeit starken Aufstieges und dann unaufhaltsamen<br />

Abwärtsgleitens“ 125 . Die Eisenproduktion stieg bis in die 60er Jahre beständig an, durch<br />

die landesfürstlich reglementierten Eisenpreise, die steigenden Lebenshaltungskosten<br />

und Löhne sowie die starren Handelsregelungen konnten aber keine große Gewinne erwirtschaftet<br />

werden, die Radme<strong>ist</strong>er machten vielmehr Verluste, was mehrere Erhöhungen<br />

des Eisenpreises und der landesfürstlichen Subventionen notwendig machte. 126 Die<br />

Versorgung mit Lebensmitteln und Kohle war ein weiteres dauerhaftes Problem. 127 Der<br />

124 Hellmut Federhofer und Rudolf Flotzinger, „Musik in der Steiermark. H<strong>ist</strong>orischer Überblick“, Rudolf<br />

Flotzinger (Hg.), Musik in der Steiermark. Katalog der Landesausstellung 1980, Graz 1980: o. V., 80.<br />

125 Hans Pirchegger, „Geschichtliches“, Eduard Stepan (Hg.), Der Steirische Erzberg und seine Umgebung.<br />

Ein Heimatbuch (= Sonderheft der Zeitschrift „Deutsches Vaterland“), Bd. 1, Wien 1924: Verlag<br />

„Deutsches Vaterland“, 55.<br />

126 Vgl. Pirchegger 1924:62-63, 73.<br />

127 Vgl. Pirchegger 1924:58, 63-64.<br />

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