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Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...

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Theorie von Hegemonie und Herrschaft als Elemente politischer Macht entwickelt. 54<br />

Herrschaft bezeichnet dabei die Ausübung von Macht durch offenen Zwang, z.B. durch<br />

Polizei und Militär. Hegemonie <strong>ist</strong> die Ausübung von Macht durch Konsens, d.h. eine<br />

führende soziale Gruppe versucht die Interessen ihnen untergeordneter Gruppen teilweise<br />

zu integrieren, um im Großen und Ganzen die eigenen Vorstellungen, mit Einverständnis<br />

der untergeordneten Gruppen, durchsetzen zu können. Der gesellschaftliche<br />

Kampf um Hegemonie, der nie ein Ende erreicht, <strong>ist</strong> daher eine Auseinandersetzung von<br />

Ideologien, die sich im Laufe dieses Prozesses auch wandeln können. 55 Diese Auseinandersetzung<br />

wird vor allem auch in der Zivilgesellschaft ausgetragen, d.h. außerhalb<br />

der offensichtlich politischen <strong>Institut</strong>ionen von Legislative, Exekutive und Judikative: in<br />

der Presse, in Kunst und Kultur, Schule, Sport, Kirche, in den alltäglichen Beschäftigungen<br />

und in der Sprache. 56 Die Ideologie einer sozialen Gruppe wird in dem Maße zu<br />

einer hegemonialen Ideologie, in welchem sie zum Teil des Alltagsverstandes der Menschen<br />

in einer Gesellschaft wird, da der Alltagsverstand das Weltbild <strong>ist</strong>, welches am<br />

stärksten das Bewusstsein und die Handlungen der Menschen beeinflusst. 57 Lieder, auch<br />

Bergmannslieder, gehören als kulturelle Produkte in den Bereich der Zivilgesellschaft,<br />

hier können sie zum eingängigen Medium ideologischer Inhalte werden und auf den<br />

Alltagsverstand, auf das Weltbild der Menschen einwirken.<br />

„Das Lied scheint ein besonders geeignetes Mittel der Indoktrination zu sein. Dieses elementare<br />

Wort-Ton-Gebilde hat dank seiner jahrhundertealten Tradition viele wertvolle Eigenschaften,<br />

die man für die Beeinflussung des Massenmenschen nutzen kann.“ 58<br />

„Gruppenzugehörigkeit, berufsständische und ethnische Identität können durch Musik<br />

ebenso befördert/bewirkt werden wie Gruppenzwänge“ 59 . In ähnlicher Weise <strong>ist</strong> Mer-<br />

54 Da es sich bei dem Korpus von Notizen, der in Gramscis Gefängnisheften überliefert <strong>ist</strong>, um ein äußerst<br />

komplexes und unsystematisches Gefüge von Überlegungen handelt, aus denen spätere Abhandlungen<br />

entstehen sollten, kann in dieser Arbeit keine ausführliche Interpretation der Primärtexte Gramscis gele<strong>ist</strong>et<br />

werden, da dies rahmensprengend wäre. Hinsichtlich der Konzepte von Hegemonie und Herrschaft:<br />

vgl. Steve Jones, Antonio Gramsci (= Routledge Critical Thinkers), London-New York 2006: Routledge,<br />

41-56.<br />

55 Vgl. Jones 2006:46-48.<br />

56 Vgl. Jones 2006:32-33, 48-49.<br />

57 Vgl. Jones 2006:53-55.<br />

58 Vladimir Karbusicky, Ideologie im Lied. Lied in der Ideologie. Kulturanthropologische Strukturanalysen<br />

(= Musikalische Volkskunde. Materialien und Analysen II), Köln 1973: Musikverlage Hans Gerig,<br />

10.<br />

59 Suppan 2000:1154.<br />

18

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