Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...
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Bergmannstugenden, in den beiden Zitaten allerdings nicht erwähnt, zählen gemeinhin<br />
auch „ein tiefer, religiöser Sinn“ 6<br />
und, obgleich der Bergmann ernst <strong>ist</strong> und „kein<br />
Freund lärmender Vergnügungen“ 7 , „jene Heiterkeit [...], die jenen Menschen eigen <strong>ist</strong>,<br />
die Befriedigung in ihrem Berufe finden“ 8 . Als ein Beispiel dafür, dass sich Elemente<br />
dieses Bilds des Bergmanns auch in der Gegenwart finden lassen, kann ein Auszug aus<br />
Alfred Maiers Grußwort zum Ledersprung am 6.12.2008, bei der Barbarafeier in Eisenerz,<br />
zitiert werden:<br />
„Aber es <strong>ist</strong> ein Initialritus. Man wird aufgenommen in einen Kreis – und ich kann sagen in einen<br />
tollen Kreis, weil Bergmann <strong>ist</strong> wirklich ein Stand. Und wer immer einmal im Berg gearbeitet<br />
hat, der weiß: ein Bergmann <strong>ist</strong> etwas, worauf man sich hundertprozentig verlassen kann.<br />
So grauslich kann die Situation gar nicht sein, der steht immer, das heißt die beiden kommen in<br />
einen feinen Kreis. [...] Aber, äh, wie dem auch sei, ein alter Ritus, eine Aufnahme in einen<br />
Stand, äh, wir wissen, äh, dass es eine Besonderheit <strong>ist</strong>, dass wir überhaupt noch den einen o-<br />
der anderen Ritus pflegen. Und hier bei einer Barbarafeier kommt so ziemlich alles zusammen,<br />
was einem Bergmann wirklich taugt: die Barbara, Feiern, Bergmannslieder – Trinken auch<br />
womöglich was – und natürlich den Ledersprung.“ 9<br />
In diesem Zitat finden sich vor allem die Zähigkeit und der Mut, der Zusammenhalt, die<br />
Brauchtumsverbundenheit. Ebenso, aber weniger betont, wird die chr<strong>ist</strong>liche Religiosität<br />
angesprochen. Ob der Bergmann, in der Darstellung Maiers, tatsächlich lärmende<br />
Vergnügungen ablehnt, wie Kirnbauer es behauptet, lässt sich wohl anzweifeln.<br />
In poetisch gefasster Form finden sich diese Eigenschaftszuschreibungen auch in zahlreichen<br />
Bergmannsliedern. Hier sollen zunächst nur einige Beispiele gebracht werden:<br />
„Der Bergmannsstand sei hoch geehret,<br />
es lebe hoch der Bergmannsstand!<br />
Wenn er auch das Tageslicht entbehret,<br />
so tut ers doch fürs teure Vaterland.“ 10<br />
„Es gräbt der Bergmann in dem Schacht<br />
mit seiner kräftgen Hand<br />
an steiler Felsenwand,<br />
tief unten in der schwarzen Nacht.<br />
Und wenn er Erz zu Tage bringt,<br />
6 Franz Kirnbauer, „Der Bergmann“, Eduard Stepan (Hg.), Der Steirische Erzberg und seine Umgebung.<br />
Ein Heimatbuch (= Sonderheft der Zeitschrift „Deutsches Vaterland“), Bd. 2, Wien 1924: Verlag „Deutsches<br />
Vaterland“, 28.<br />
7 Kirnbauer 1924:28.<br />
8 Kirnbauer 1924:28.<br />
9 Ansprache von Dipl.Ing. Mag.iur. Dr.mont. Alfred Maier, Leiter der Sektion IV (Energie und Bergbau)<br />
im Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Wirtschaft und Arbeit, 6.12.2008, bei der Barbarafeier in Eisenerz.<br />
10 Viktor Zack, Neun Bergmannslieder. Volkslieder für vierstimmigen Männerchor gesetzt, Graz 1931:<br />
Steirischer Sängerbund, 3-4.<br />
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