Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...
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Grubenarbeiter jedoch auch die Ideologie ihrer Vorgesetzten, d.h. es liegt ein hegemoniales<br />
Machtverhältnis vor. Eagleton warnt jedoch davor, aus der Abwesenheit sozialer<br />
Konflikte darauf zu schließen, dass die Ideologie einer dominierenden Gruppe tatsächlich<br />
auch von den untergeordneten Gruppen geteilt wird:<br />
„If people do not actively combat a political regime which oppresses them, it may not be because<br />
they have meekly imbibed its governing values. It may be because they are too exhausted<br />
after a hard day’s work to have much energy left to engage in political activity, or because they<br />
are too fatal<strong>ist</strong>ic or apathetic to see the point of such activity. They may be frightened of the<br />
consequences of opposing the regime; or they may spend too much time worrying about their<br />
jobs and mortgages and income tax returns to give it much thought. Ruling classes have at their<br />
disposal a great many such techniques of ‘negative’ social control, which are a good deal more<br />
prosaic and material than persuading their subjects that they belong to a a master race or exhorting<br />
them to identify with the destiny of the nation.” 64<br />
So wurde in den 1920er Jahren in Eisenerz die organisierte Arbeiterbewegung durch die<br />
ÖAMG politisch massiv bekämpft und durch Entlassungen aus dem Betrieb verdrängt. 65<br />
Eine solche Form der Machtausübung müsste, im Sinne Gramscis, als Herrschaft bezeichnet<br />
werden. Die Drohung mit der Arbeitslosigkeit wird für viele Bergarbeiter ein<br />
hinreichender Grund gewesen sein, sich den Vorstellungen der ÖAMG zu fügen, ohne<br />
sie sich jedoch notwendigerweise zu Eigen zu machen. Andererseits versuchte die<br />
Werksleitung auch durch sozial- und kulturpolitische Maßnahmen, z.B. die Herausgabe<br />
einer Werkszeitung, die Einrichtung eines Kindergartens, die Wiederbelebung der Barbarafeiern<br />
in Verbindung mit bestimmten Bergmannsliedern, ihr Ziel, die „Anpassung<br />
der Arbeiter an die Produktion“ 66 , zu erreichen. Es wurde also durchaus auf Bedürfnisse<br />
der Arbeiter eingegangen, ein Alternativangebot zu dem der Arbeiterbewegung geschaffen,<br />
allerdings mit dem Hintergedanken, einen vollständig in das Arbeitsgefüge integrierten<br />
und sich mit dem Unternehmen identifizierenden, widerspruchslos funktionierenden<br />
Arbeiter zu erhalten, Macht also durch Hegemonie auszuüben. Die dazu notwendigen<br />
Strategien wurden vom Deutschen <strong>Institut</strong> für technische Arbeitsschulung<br />
entwickelt. 67<br />
mann oder Werkssoldat. Eisenerz als Fallbeispiel industrieller Politik. Dokumente und Analysen über die<br />
Österreichisch-Alpine Montangesellschaft, Graz 1984: Edition Strahalm, 15-58.<br />
64 Eagleton 2007:34.<br />
65 Vgl. Stocker 1984:40.<br />
66 Stocker 1984:20.<br />
67 Vgl. Stocker 1984:18-21.<br />
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