Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...
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„Darumben wöll wier dankhen,<br />
Dem Herrn Jesum Chr<strong>ist</strong>,<br />
In preisen mit Gesangke,<br />
Der unser Huetmann <strong>ist</strong>.“ 177<br />
Zum einen wird daraus die Autorität des Hutmanns im Bergbau ersichtlich, zum anderen<br />
wird die Gesamtordnung der Welt mit der Ordnung und Hierarchie des Bergbaus<br />
gleichgesetzt, was wiederum Rechtfertigung dieser Hierarchie <strong>ist</strong>. Der zweite Aspekt <strong>ist</strong><br />
die auffällige Tatsache, dass im gesamten Lied weder Maria noch andere Heilige erwähnt<br />
werden, insbesondere nicht die klassischen Bergbauheiligen Daniel und Barbara.<br />
Der Bergreihen <strong>ist</strong> zwar klar chr<strong>ist</strong>lich, in chr<strong>ist</strong>licher Hinsicht jedoch polyvalent, da er<br />
nur auf die unumstrittene Dreifaltigkeit verwe<strong>ist</strong>. Er <strong>ist</strong> für Protestanten wie Katholiken<br />
gleichermaßen akzeptabel. Das wird einerseits den Vorstellungen der Widmungsträger<br />
entgegengekommen sein, andererseits aber auch nicht die Rezeption des Bergreihens<br />
bei Katholiken behindert haben.<br />
Wie <strong>ist</strong> der Eisenerzer Bergreihen zusammenfassend zu beurteilen? Als Primärintentionen<br />
lassen sich folgende Aspekte anführen: 1. die Lobpreisung des Bergbaus in Eisenerz<br />
und damit auch der Widmungsträger. Dies <strong>ist</strong> die angebotene Bedeutung; 2. die<br />
Verklärung der sozialen Ordnung des Bergbaus als von Gott gewollt und gesegnet, mit<br />
dem Ziel sozialen Friedens bei Beibehaltung der Ordnung. Diese Botschaft <strong>ist</strong> an alle<br />
Mitglieder des Bergbaus gerichtet, insbesondere aber an die, die den größten Härten<br />
ausgesetzt sind; 3. Werbung für den von ökonomischen Problemen geplagten Bergbau.<br />
Der Produktionsprozess und die produzierte Ware werden als einwandfrei dargestellt.<br />
Diese Werbebotschaft <strong>ist</strong> nach außen gerichtet. Für diese werbende Intention spricht der<br />
Umstand, dass der Bergreihen, vor dem Hintergrund der Gegenreformation in der Steiermark,<br />
weder eindeutig protestantisch noch katholisch <strong>ist</strong>. Die Motivation Banstingls,<br />
den Bergreihen zu schreiben, wird vermutlich die Hoffnung auf Entlohnung oder die im<br />
Vorhinein vereinbarte Entlohnung durch die Widmungsträger gewesen sein.<br />
Über die Rezeption des Bergreihens <strong>ist</strong> wenig bekannt, weshalb sich nicht sagen lässt,<br />
ob die hier analytisch festgestellten Primärintentionen auch von Erfolg gekrönt waren.<br />
Schlossar schreibt, dass der Eisenerzer Bergreihen „ausgesprochenerweise als Volkslied<br />
177 Schlossar 1879:3<strong>13</strong>.<br />
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