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Schön ist Bergmannsleben? - Institut 13: Ethnomusikologie ...

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2.2. Musik und Ideologie<br />

Im folgenden Kapitel sollen anhand von Beispielen Vorüberlegungen getroffen werden,<br />

wo Musik und Ideologie aufeinander treffen können. Es soll keine umfassende und abgeschlossene<br />

Systematik entworfen werden, sondern vielmehr exemplarisch zentrale<br />

Aspekte des Wirkens von Ideologie in der musikalischen Struktur, im musikalischen<br />

Klang und im Text untersucht werden, und wie Musik im ideologischen, sozialen Kontext<br />

verwendet werden kann. Diese Untersuchungen haben vor allem heur<strong>ist</strong>ischen Wert<br />

für die spätere Analyse von Bergmannsliedern und ihrer Verwendung, sie schärfen den<br />

Blick für Ideologie in der Musik und für Musik in der Ideologie. Als Orientierung dienen<br />

hierbei die Überlegungen Vladimir Karbusickys zum Verhältnis von Ideologie und<br />

Liedern und die Hypothesen Helmut Brenners zur politischen Musikverwendung, die<br />

auch für die Analyse des Verhältnisses von Ideologie und Musik hilfreich sind. 76 Karbusicky<br />

befasst sich in seiner Untersuchung nur mit politischen – fast ausschließlich totalitären<br />

– Ideologien, desweiteren vertritt er einen, in mancher Hinsicht vom hier verwendeten<br />

verschiedenen, Ideologiebegriff mit klar negativer Bedeutung. 77 Sowohl<br />

Brenners als auch Karbusickys Überlegungen müssen daher für die vorliegende Arbeit<br />

adaptiert werden, da in Bergmannsliedern nicht nur – im engeren Sinne – politische, geschweige<br />

denn totalitäre Ideologien eine Rolle spielen.<br />

Es sei zunächst festgestellt, dass es keine ideologische Musik per se gibt. Über Ideologie<br />

in der Sprache schreibt Eagleton:<br />

„Ideology is less a matter of the inherent lingu<strong>ist</strong>ic properties of a pronouncement than a question<br />

of who is saying what to whom. [...] The general point, then, is that exactly the same piece<br />

of language may be ideological in one context and not in another; ideology is a function of the<br />

relation of an utterance to its social context.“ 78<br />

Übertragen auf die Musik bedeutet dies, dass sie ihren ideologischen Gehalt aus dem<br />

entsprechenden sozioh<strong>ist</strong>orischen Kontext ihrer Entstehung bzw. ihrer Verwendung erhält.<br />

Wie musikalische Strukturen ideologisiert werden können, wie ideologische Inhalte<br />

in Texten transportiert werden, welche Rolle die Urheber eines Liedes spielen, wird<br />

in Kapitel 2.2.1. betrachtet. Dass die vom Kompon<strong>ist</strong>en intendierte Bedeutung der Musik<br />

und die Bedeutung, die der selben Musik zu einem späteren Zeitpunkt zugeschrieben<br />

76 Vgl. Karbusicky 1973:11-21. Helmut Brenner, Musik als Waffe? Theorie und Praxis der politischen<br />

Musikverwendung, dargestellt am Beispiel der Steiermark 1938-1945, Graz 1992: H. Weishaupt, 18-56.<br />

77 Vgl. Karbusicky 1973:202-204.<br />

78 Eagleton 2007:9.<br />

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