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GL 1/2012 - der Lorber-Gesellschaft eV

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<strong>GL</strong> 1/<strong>2012</strong> Anleitung zum Jesusgebet<br />

25<br />

Nach dem Ausatmen ist ein kleiner Augenblick, in dem nichts<br />

geschieht, in dem wir we<strong>der</strong> ausatmen noch einatmen. Dieser Augenblick<br />

ist für die Lehrer <strong>der</strong> Meditation ganz entscheidend. Da zeigt es sich, ob<br />

ich mich wirklich loslasse und Gott übergebe o<strong>der</strong> ob ich an mir festhalte.<br />

Wenn ich diesen Augenblick nicht aushalte, son<strong>der</strong>n sofort selber den<br />

Atem einziehen will, dann lasse ich mich eben nicht in Gott hinein los.<br />

Dieser kostbare Augenblick des reinen Schweigens und reinen Nichtstuns<br />

ist <strong>der</strong> Ort, wo wir uns in die barmherzigen Arme Gottes fallen lassen und<br />

darin den Geschenkcharakter unserer ganzen Existenz erahnen.<br />

Und es gibt mir die Gewissheit, dass Jesus Christus selber in mir ist<br />

und mit mir geht. Wenn das Gebet in mir ist, ist auch Jesus Christus in mir<br />

und bei mir. Und dann lebe ich ständig aus <strong>der</strong> Begegnung mit ihm. Diese<br />

Begegnung gibt meinem ganzen Leben einen an<strong>der</strong>en Geschmack. Sie hält<br />

in alles, was ich tue, etwas von <strong>der</strong> liebenden Barmherzigkeit Gottes<br />

hinein. Sie macht das ganze Leben zu einem beständigen Gebet, zu einer<br />

Begegnung mit Gott in meinem Herzen. Das immerwährende Gebet ist<br />

dann auf einmal einfach da.<br />

Das Leben aus <strong>der</strong> Begegnung muss aber ganz konkret eingeübt<br />

werden. Es ist uns nicht in den Schoß gelegt. Die Mönche üben es, indem<br />

sie das Jesusgebet überall und je<strong>der</strong>zeit beten. Aber um es immer beten zu<br />

können, muss ich es erst einmal an bestimmten Punkten des Tages beten,<br />

ich soll es an bestimmte Tätigkeiten knüpfen. Wenn ich z. B. morgens<br />

aufwache, soll ich bewusst das Jesusgebet sprechen. Wenn ich aus dem<br />

Haus gehe, wenn ich zur Arbeit fahre, wenn ich ein Haus betrete, wenn ich<br />

zu Menschen komme, beim Stundenschlag <strong>der</strong> Turmuhr, beim Klingeln<br />

des Telefons, überall könnte ich das Jesusgebet sprechen.<br />

Die äußeren Dinge wären für mich Erinnerungszeichen, die dann mit<br />

<strong>der</strong> Zeit von selbst das Jesusgebet in mir hervorlocken. Wenn mich so die<br />

äußeren Dinge an die Gegenwart Jesu Christi erinnern, <strong>der</strong> sich meiner<br />

erbarmt, dann wird mein Leben an<strong>der</strong>s. Es wird nicht mehr geprägt von<br />

den äußeren Ereignissen, son<strong>der</strong>n in allem begegne ich Jesus Christus.<br />

Überall und bei allem, was geschieht, lebe ich dann aus <strong>der</strong> Begegnung mit<br />

Christus. Und aus <strong>der</strong> Begegnung mit Christus heraus begegne ich dann<br />

den Menschen und Situationen meines Alltags auf neue Weise. Nicht die<br />

äußeren Geschehnisse bestimmen dann meine Gefühlslage, son<strong>der</strong>n Jesus<br />

Christus, dem ich in allem begegne. Die Nähe Jesu drängt die oft<br />

aufdringliche Nähe von Menschen o<strong>der</strong> von Problemen zurück. Und ich<br />

kann ihnen dann den Stellenwert geben, den sie brauchen. Ich lasse mich<br />

von ihnen nicht erdrücken, son<strong>der</strong>n ich begegne ihnen mit einem inneren<br />

Abstand.<br />

(Quelle: Gebet, 77ff.82f, Her<strong>der</strong>)

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