GL 1/2012 - der Lorber-Gesellschaft eV
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<strong>GL</strong> 1/<strong>2012</strong> Die Anschauung Josephs über das göttliche Kind<br />
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Die Anschauung Josephs über das göttliche Kind<br />
Christoph Schindler<br />
Trotz <strong>der</strong> vielen außerordentlichen Wun<strong>der</strong>, die sich ereignen, nachdem<br />
Joseph das Mädchen Maria durch die Entscheidung des Hohenpriesters in<br />
Jerusalem zur weiteren Erziehung und Pflege anvertraut wird, bleibt er bei<br />
seiner gesetzestreuen Rechtgläubigkeit. Er erkennt in dem Kinde Jesus den<br />
verheißenen Messias, also den Sohn Gottes. Es ist aber für ihn unmöglich,<br />
dem Gedanken und dem Gefühl in sich selbst Raum zu verschaffen, dass<br />
Gott Zebaoth in seiner unendlichen Liebe und Herablassung zu seiner<br />
Schöpfung und seinen Menschen sich selbst als wehrloses Geschöpf durch<br />
die Geburt <strong>der</strong> Jungfrau Maria in Bethlehem in eine Futtergrippe gelegt<br />
hat. Sicherlich ist dieser Gedanke und die daraus folgende, alles<br />
sprengende, Erkenntnis so außerordentlich, dass ein gesetzestreuer und gerechter<br />
Gottesglauben, wie ihn Joseph besitzt, hierzu nicht ausreicht.<br />
Joseph erkennt zwar in dem Kind den lange verheißenen und erwarteten<br />
Messias des jüdischen Volkes, aber er klammert aus - o<strong>der</strong> besser -<br />
relativiert alle deutlichen Hinweise <strong>der</strong> Propheten die unmissverständlich<br />
und eindringlich darauf hingewiesen haben, dass unser aller Gott in <strong>der</strong><br />
Gestalt des Jesuskindes für unsere Erlösung und Befreiung zu uns<br />
gekommen ist.<br />
Zu einer an<strong>der</strong>en Anschauung gelangen die götter- und wun<strong>der</strong>gläubigen<br />
Römer und Ägypter, die notwendigerweise unter allerstrengster<br />
Verschwiegenheit über die Person des verheißenen Messias in <strong>der</strong> Gestalt<br />
des Jesuskindes eingeweiht werden müssen. Sie befinden sich nicht in den<br />
Schwierigkeiten, mit denen Joseph zu kämpfen hat, <strong>der</strong> nicht nur felsenfest<br />
daran festhält, dass „niemand leben kann, <strong>der</strong> Gott sieht“ (2. Mos. 33,20),<br />
son<strong>der</strong>n auch den unverrückbaren Glauben besitzt, in ständiger<br />
Gottesfurcht leben zu müssen, um nicht in Versuchung zu geraten, das<br />
Gesetz zu übertreten.<br />
Der Konflikt tritt offen zu Tage, als die drei bekehrten Unterpriester,<br />
die in dem Jesuskind schon ihren unbekannten Gott erkannt haben, Joseph<br />
fragen: „Welchem Gotte dankest denn du ? Ist denn nicht dieses Kind <strong>der</strong><br />
erste rechte Gott? Wie dankest du da noch einem an<strong>der</strong>en?!“ (Jugend Jesu,<br />
90,21).<br />
Jesus empfindet die Überfor<strong>der</strong>ung von Joseph durch diese Frage und<br />
hilft seinem Ziehvater aus <strong>der</strong> Not, indem er ihn in Schutz nimmt und<br />
klarstellt, dass er „dennoch nur zu einem Gott und Vater bete“ (Jug. 90, 22).<br />
Eine ähnliche Situation wie<strong>der</strong>holt sich zu einem späteren Zeitpunkt als<br />
Cyrenius die Familie Joseph zum Passahfest in seinen Burgpalast in