GL 1/2012 - der Lorber-Gesellschaft eV
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<strong>GL</strong> 1/<strong>2012</strong> Wie werde ich mit meinen Fehlern fertig<br />
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Versetzen wir uns einmal in die Lage, da ein Ratsuchen<strong>der</strong> mit dieser<br />
Frage zu uns kommt und uns sagt: „Ich möchte an mir arbeiten; wo soll ich<br />
anfangen?“ Welchen Weg sollten wir ihm weisen? Wir hätten ihm gewiss<br />
nicht den schlechtesten Wink gegeben, würden wir ihm antworten: Fange<br />
an, wo du willst. Vielleicht bist du ein Egoist, vielleicht kannst du dich<br />
schlecht beherrschen, vielleicht gehst du immer wie<strong>der</strong> leichtfertig mit <strong>der</strong><br />
Wahrheit um, vielleicht verlangst du von an<strong>der</strong>en mehr als von dir selbst,<br />
vielleicht lässt du an<strong>der</strong>e ständig wegen deiner Unpünktlichkeit auf dich<br />
warten, vielleicht bist du geizig, eifersüchtig, geschwätzig, überheblich<br />
und verächtlich. Dann fange irgendwo an; entscheidend ist nicht, wo wir<br />
ansetzen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ehrliche und entschlossene Wille, hier o<strong>der</strong> dort<br />
Ordnung zu schaffen. Wenn du das tust, dann wird sich von diesem Punkt<br />
aus dein ganzes Leben in irgendeiner Weise än<strong>der</strong>n. Unser Leben setzt<br />
sich ja nicht aus Teilen zusammen, die nichts miteinan<strong>der</strong> zu tun hätten; es<br />
ist vielmehr ein lebendiges Ganzes, und alles hängt zutiefst miteinan<strong>der</strong><br />
zusammen.<br />
Ich denke hier an einen jungen Mönch, <strong>der</strong> zu einem alten kam und<br />
fragte: „Was soll ich tun? Mich belästigen viele Gedanken, und ich weiß<br />
nicht, wie ich ihnen wi<strong>der</strong>stehen soll.“ Der Befragte sagte ihm: „Streite<br />
nicht wi<strong>der</strong> alle, son<strong>der</strong>n bekämpfe nur einen! Hast du diesen überwunden,<br />
werden auch die an<strong>der</strong>en gedemütigt: sie haben ja alle nur ein Haupt.“<br />
Fangen wir also an einer Stelle mit Entschiedenheit an; dann wird sich<br />
unser Bemühen auf unser ganzes Leben auswirken. Es wird lichtvoller,<br />
durchsichtiger und kraftvoller, genauso wie ein Fehler in diesem o<strong>der</strong><br />
jenem Lebensbereich sich überall geltend macht, indem er seinen Schatten<br />
über unser ganzes Leben wirft, es lähmt und undurchsichtig erscheinen<br />
lässt. Denn je<strong>der</strong> Fehler setzt uns eine neue Maske auf. Mit jedem<br />
bewältigten Fehler nehmen wir hingegen eine Maske von uns weg. Auf<br />
diese Weise gelangen wir zur menschlichen Größe.<br />
„Wenn <strong>der</strong> Mensch groß ist, so nicht deswegen, weil er die Kanone, das<br />
Flugzeug o<strong>der</strong> das Überseeschiff mit Turbinenantrieb erfunden hat,<br />
son<strong>der</strong>n weil er zur Überwindung seiner Leidenschaften und zur Zähmung<br />
seiner Triebe fähig ist“ (Georges Duhamel).<br />
Bei <strong>der</strong> Arbeit an einem dunklen Punkt in unserem Leben können uns<br />
drei Regeln eine große Hilfe sein.<br />
Die erste Regel: Fass in stiller Betrachtung vor Gott einen bestimmten<br />
Fehler genau und ohne jede Beschönigung ins Auge. Warum fällt uns das<br />
so schwer? Weil wir um keine Ausrede verlegen sind, um uns vor dem<br />
Nachdenken zu drücken; vor allem dann, wenn es gilt, sich über einen<br />
persönlichen Fehler Klarheit zu verschaffen. Wo wir aber unseren Fehlern