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Das Verhalten von Umweltchemikalien in Boden und Grundwasser

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Dick (Ethyldichlorars<strong>in</strong>) hat e<strong>in</strong>en Schmelzpunkt <strong>von</strong> -65°C <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Siedepunkt <strong>von</strong> 155°C. Pfiffikus (Phenyldichlorars<strong>in</strong>) besitzt e<strong>in</strong>en<br />

Schmelzpunkt <strong>von</strong> -20°C <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Siedepunkt <strong>von</strong> 256°C.<br />

Lewisit schmilzt bei -10°C <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nt bei 180°C zu sieden, ist also bei<br />

Zimmertemperatur e<strong>in</strong>e Flüssigkeit. Es hat e<strong>in</strong>e LCt50 für das E<strong>in</strong>atmen<br />

<strong>von</strong> 1300 mg x m<strong>in</strong>/m 3 , perkutan <strong>von</strong> 10000 mg x m<strong>in</strong>/m 3 . <strong>Das</strong> spezifische<br />

Gewicht liegt bei 1,9 <strong>und</strong> die Löslichkeit <strong>in</strong> Wasser beträgt etwa 5 %.<br />

Lewisit wird sehr schnell hydrolysiert, durch Alkalien noch beschleunigt<br />

(Appler 1983).<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Wasserlöslichkeit <strong>und</strong> ihres Abbauverhaltens ist e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag<br />

<strong>von</strong> Clark I <strong>und</strong> Clark II <strong>in</strong> das Gr<strong>und</strong>wasser möglich. E<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>wasserschadensfall<br />

durch 1918 vergrabene Blaukreuz-Munition ist 1958<br />

bekannt geworden. Aus den organischen Arsenverb<strong>in</strong>dungen wurde das<br />

Arsen durch Hydrolyse frei <strong>und</strong> anschließend zu AS2O3 oxidiert. Dieses<br />

löste sich langsam unter Bildung der stark toxischen arsenigen Säure<br />

(H3AsO3) <strong>und</strong> Arsensäure (H3AsO4). Die Arsen-Gehalte lagen bei 1 bis<br />

10 mg As/1 <strong>und</strong> führten durch Wasser aus e<strong>in</strong>em privaten Brunnen zu<br />

e<strong>in</strong>em Vergiftungsfall (Koppe & Giebler 1965).<br />

Senfgas (Bis(2-chlorethyl)sulfid, (C2H4Cl)2S), auch als Yperit oder Lost<br />

bezeichnet, gehört zu den Gelbkreuzkampfstoffen (hautschädigender<br />

Kampfstoff), der im ersten Weltkrieg vor allem als langwirkendes Kontaktgift<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wurde. Lost enthielt zur Erniedrigung des Erstarrungspunktes<br />

bis zu 50 % Ars<strong>in</strong>öl, e<strong>in</strong>e Mischung aus den Arsenkampfstoffen<br />

Clark I, Pfiffikus, Triphenylars<strong>in</strong> <strong>und</strong> Arsen(III)chlorid (Haas 1992), was<br />

zusätzlich se<strong>in</strong>e Wirksamkeit erhöhte. Senfgas wirkt ätzend auf Gewebe<br />

<strong>und</strong> besitzt e<strong>in</strong>e zusätzliche Wirkung auf das Körpersystem. Bei re<strong>in</strong>er<br />

Haute<strong>in</strong>wirkung ist es erst bei supraletalen Dosierungen tödlich. Es ist<br />

wirksamer <strong>in</strong> den Lungen <strong>und</strong> beim E<strong>in</strong>wirken auf Schleimhäute mit ähnlichen<br />

Folgen wie bei den Lungenreizstoffen.<br />

In die Gruppe der hautschädigenden Kampfstoffe gehören auch die<br />

„Stickstoffsenfgase“ (N-Lost, Schmelzpunkt: -4°C, Siedepunkt: 230°C), die<br />

anstelle des Thioetherrückstandes e<strong>in</strong>en Am<strong>in</strong>rückstand be<strong>in</strong>halten, <strong>und</strong><br />

die Dichlorars<strong>in</strong>-Abkömml<strong>in</strong>ge (Lewisit, Pfiffikus, Dick). Die letale Konzentration<br />

für 50 % der Betroffenen (LCt50) liegt für N-Lost bei 1500 mg x<br />

m<strong>in</strong>/m 3 , wenn die Substanz e<strong>in</strong>geatmet wird, <strong>und</strong> bei 10000 mg x m<strong>in</strong>/m 3 ,<br />

wenn er über die Haut e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt. Diese Stoffgruppen haben sich bei Menschen<br />

als stark cancerogen <strong>und</strong> mutagen erwiesen, besitzen also außer der<br />

akuten Toxizität e<strong>in</strong>e nachträglich schädliche Wirkung. N-Lost löst sich<br />

nur zu 0,016 % <strong>in</strong> Wasser, bildet aber aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>es basisch wirkenden<br />

Stickstoffatoms sehr leicht unbegrenzt wasserlösliche Salze mit gleicher<br />

Giftwirkung. Die Halbwertszeit für die erste Hydrolysestufe beträgt ca. 9<br />

St<strong>und</strong>en (Appler 1983).<br />

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