FluSi205.V5.qxp - Luftwaffe
FluSi205.V5.qxp - Luftwaffe
FluSi205.V5.qxp - Luftwaffe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bereich Umwelt als Ursachenfaktor<br />
anzufreunden, kam ich jedoch nur bis<br />
zu dem Satz: „Welche Wetterinformationen<br />
hatte die Besatzung?“, als<br />
einer der am Briefing beteiligten<br />
Luftfahrzeugführer<br />
mich unterbrach<br />
und sich<br />
als der besagte verantwortliche<br />
Luftfahrzeugführer zu<br />
erkennen gab. Die Geschichte, die er<br />
uns erzählte, war zum Weinen. Was<br />
nun folgt ist die Schilderung des<br />
Vorfalls, den er später als Geschichte<br />
unter dem Titel „Bockiger Ritt“ zu<br />
Papier brachte, der der Geschichte<br />
jedoch kaum gerecht wird. Lesen Sie<br />
weiter, um zu erfahren, was der<br />
Luftfahrzeugführer zu erzählen hat:<br />
„Im Februar 2003 wurde unsere<br />
Staffel zur Unterstützung der<br />
multinationalen Division Nordwest<br />
nach Banja Luka, Bosnien<br />
verlegt. Im Wesentlichen fungierten<br />
wir als Taxiservice für<br />
VIPs. Der Tag begann wie jeder<br />
andere in Banja Luka. Wir erhielten<br />
unseren Flugauftrag am Vorabend.<br />
Dieses Mal sollten wir unseren VIP<br />
nach Sarajevo fliegen und zwei weitere<br />
Personen nach Bugojno, einer Basis<br />
der Niederländer auf halben<br />
Weg nach Sarajevo,<br />
jedoch etwas ab vom<br />
Kurs und im nächsten Tal<br />
gelegen. Um 06.30 Uhr<br />
waren Wetterinformationen<br />
eingeholt worden, da bei schlechtem<br />
Wetter eine lange Autofahrt notwendig<br />
gewesen wäre. Wie immer<br />
war das Wetter alles andere als ideal.<br />
Die Wolkenuntergrenzen waren so,<br />
dass man es gerade noch über die auf<br />
der Strecke nach Sarajevo liegenden<br />
Berge schaffen konnte. Unsere größte<br />
Aufmerksamkeit galt jedoch den vorhergesagten<br />
Winden - starke Turbulenzen<br />
in den Bergen, auf die wir erst<br />
gegen Ende unseres Einsatzes stoßen<br />
sollten. Trotzdem beschloss ich, den<br />
Einsatz wegen der relativ niedrigen<br />
Wolkenuntergrenze, der starken Tur-<br />
it<br />
messene und sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen<br />
geübt wurden. Sinnvolle<br />
Vorsichtsmaßnahmen beinhalten<br />
unter anderem die umfassende Nutzung<br />
von Wetterinformationen etc.<br />
Ich fragte mich sofort, welche<br />
Wettervorhersageinformationen die<br />
Besatzung hatte. Dem Untersuchungsbericht<br />
war hierzu<br />
nichts zu entneh- men, 65G85<br />
Knoten entste- hen jedoch<br />
nicht so einfach aus dem<br />
Nichts, sodass es<br />
mehrere<br />
Möglichkeiten gab.<br />
Mindestens drei davon<br />
waren:<br />
• Es stand keine Gebietsvorhersage<br />
zur Verfügung,<br />
• die Besatzung befand sich an einem<br />
dislozierten Standort und konnte<br />
die Wettervorhersage nicht einholen<br />
oder<br />
• die Wettervorhersage wurde von<br />
der Besatzung nicht überprüft.<br />
Nach der Lektüre dieses Zwischenfalls<br />
hatte ich zwar mehr Argumente<br />
für mein Anliegen, jedoch unzureichende<br />
Erkenntnis darüber, was<br />
tatsächlich geschehen<br />
war. Routinemäßig<br />
nehme ich Einsicht in alle<br />
Griffon-Zwischenfälle und bespreche<br />
gelegentlich die Fälle von „großem<br />
Interesse“ beim morgendlichen Einsatzbriefing<br />
der 400. Staffel. An dem<br />
Tag, als ich diesen Bericht erwähnte<br />
und gerade dabei war, mich mit dem<br />
II/2005 FLUGSICHERHEIT<br />
7