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Erinnerungen 1848-1914 ..

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12 Die Heimat<br />

Es pflegt den Deutschen nicht bewußt zu sein, daß die Kolonisation des<br />

Ostens, nicht nur in Thüringen und der Mark, sondern auch im Oder- und<br />

Weichsellande auf alten germanischen Boden wieder vorgedrungen ist. Wir<br />

werden nicht bezweifeln, daß vor den Germanen Menschen, vermutlich gar<br />

nicht indogermanischer, vielleicht finnischer Rasse, hier gewohnt haben ; aber<br />

ob die Bodenforschung schon Spuren von ihnen im Netzedistrikt entdeckt<br />

hat, weiß ich nicht. Als die Römerzeit vom Weichsellande einigermaßen<br />

sichere Kunde erhält, sind nordgermanische Stämme herübergekommen,<br />

Goten, Vandalen, Burgunder. Aber auch sie sind vielleicht in die Sümpfe<br />

und Wälder meiner engsten Heimat nicht eingedrungen. Die Erforschung<br />

der vorgeschichtlichen Siedelungen ist<br />

nicht weit getrieben, und der Pflug<br />

hat viel zerstört. Rohes, handgeformtes, oft ungebranntes Geschirr wird vielfach<br />

gefunden und ist<br />

meist verkommen; es war wohl slawisch. Auch auf<br />

dem Boden von Markowitz hat ein Gräberfeld gelegen , nordwestlich , nahe<br />

dem Klosterlande, das auch einen besonderen Namen Doszierow führte.<br />

Ebenso etwas oberhalb von Kruschwitz, bei Lagiewnik. Fluchtburgen in den<br />

Sümpfen, auch hier Schwedenschanzen genannt, fehlen nicht, oft durch Raubgrabungen<br />

zerstört,<br />

so daß nur die Ringwälle dauern. Die Slawen (an der<br />

Ostsee bis an die Weichsel die baltischen Preußen), welche das von den südwärts<br />

ziehenden Germanen verlassene Land besetzten ,<br />

haben sich für die<br />

Gesittung, die ihnen ganz allein von den Deutschen zukam, erst spät<br />

und unvollkommen empfänglich gezeigt, auch nach der Bekehrung zum<br />

Christentum und der zeitweiligen Unterstellung unter den deutschen<br />

König. Der Anschluß an Rom hat sie von den Russen dauernd geschieden;<br />

aber die Einwanderung von Deutschen ist von ihren Fürsten und<br />

Grundherren lange eifrig gefördert worden; die nur zu vielen kleinen<br />

Städte erhielten meist deutsches Recht, die deutschen Bauern waren<br />

auch vor den früh in die Leibeigenschaft gezwungenen Polen bevorzugt.<br />

Die Juden des Ostens, die sich unheimlich vermehrten, sind auch aus<br />

Deutschland gekommen. Polen hat auch bessere Zeiten gesehen, und<br />

man darf ein Volk nicht deshalb geringschätzen, daß ihm neben seinen<br />

besonderen Vorzügen die Fähigkeit gebricht, sich selbst zu regieren, wie<br />

sich auch in den Gemeinden zeigt, den Zellen, aus denen sich der Körper<br />

des Staates aufbauen soll. Aber über jedes erträgliche Maß hinaus war<br />

schließlich die Verwahrlosung des Landes und der Menschen gediehen,<br />

und für beide war die preußische Herrschaft einfach die Rettung. Von<br />

der Entvölkerung gibt es eine Vorstellung, daß in dem weithin größten<br />

Städtchen Inowrazlaw 1371 Einwohner in 299 Häusern saßen, in Krusch-

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