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Erinnerungen 1848-1914 ..

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Die Juden 39<br />

Spruch zu nehmen, schon wenn er auf seine Ware Vorzahlung nötig hatte.<br />

Da haben Wucherer unendlich viel Schaden gestiftet und gerechten Haß erzeugt,<br />

wenn sie den Bauern und den Rittergutsbesitzer um Haus und Hof<br />

brachten.<br />

So stiegen mit guten und mit verwerflichen Mitteln immer mehr<br />

Juden aus dem selbstgewählten Ghetto empor, schließlich doch durch Fleiß<br />

und Klugheit. Der Kaufmann pflegte, sobald er dazu die Mittel erworben<br />

hatte, seinen Platz einem Anfänger zu überlassen und selbst nach Berlin zu<br />

ziehen. Die wenigen, die ihr Geschäft zu Hause vom Vater auf den Sohn vererbten,<br />

pflegten nicht nur eine Elite zu sein, sondern sich auch allgemeine<br />

Achtung zu erwerben. Aber gesellschaftlicher Verkehr war ja ausgeschlossen,<br />

solange der Rassendünkel sich mit den Gojim nicht an einen Tisch setzte;<br />

es war seine Schuld, daß sich Rassendünkel auch auf der anderen Seite ausbildete.<br />

In einem Stücke war doch schon ein wichtiger Fortschritt erreicht.<br />

Zu Anfang waren die Juden unsicher, ob sie sich auf die polnische oder auf<br />

die deutsche Seite schlagen sollten; noch bei den ersten Wahlen zum Landtage<br />

soll es sich fühlbar gemacht haben. Aber immer mehr trieb sie schon<br />

der Vorteil auf die deutsche Seite,<br />

und so durfte man sie bald durchaus als<br />

deutsche Juden rechnen. Welcher Partei sie sich anschlössen, war demgegenüber<br />

Nebensache. Besonnene Politik hätte mit ihnen immer so rechnen<br />

müssen, wie es Flottwell getan hatte. Es blieb auch nicht aus, daß immer<br />

mehr Juden innerlich für die deutsche Kultur und das deutsche Wesen gewonnen<br />

wurden und die engen Bande der Thora lockerten oder lösten. Als<br />

die deutsche Schule an die Stelle der Synagogenschule trat, war hierfür der<br />

Boden bereitet, und den Schmutz Sibiriens räumte die Staatsgewalt weg.<br />

Zugang aus dem Osten war unterbunden. Dort blieb die alte Erstarrung,<br />

nicht ohne daß Entsittlichung sich zeigte; unsere Heere haben nach dieser<br />

Seite grauenvolle Erfahrungen gemacht, die nur von der deutschen Judenpresse<br />

weggelogen werden. Die Emanzipation zeugte dann dort die jüdischen<br />

Führer der Bolschewiki. Schuld an beidem trägt doch vor allem die Unterdrückung<br />

auf der einen Seite noch mehr als der Rassen- und Glaubenshochmut<br />

auf der anderen.<br />

Ich will nur zwei Beispiele geben. Es verschlägt nichts, ob sich in meiner<br />

Erinnerung typische Züge auf den Namen Feibusch i) übertragen haben ; die<br />

*) Als ich Wellhausen von Feibusch erzählte, schlug er sein lautes Lachen an und<br />

erklärte den Namen : das ist Phöbus, also einer der vielen Namen von Sklaven aus<br />

der Spätzeit des römischen Reiches, vererbt aus Gallien, wo es eine starke orientalische<br />

Zuwanderung immer gegeben hat, Syrer, hellenisierte Kleinasiaten, die für die jüdische<br />

und christliche Propaganda empfänglich waren. Die Kirche war, solange es noch Be-

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