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Erinnerungen 1848-1914 ..

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214 Göttingen<br />

Durch Böotien mit einem Abstecher nach Chalkis und Eretria zog ich zu<br />

Pferde und zu Fuß mit vier jüngeren Begleitern,<br />

Brückner, Hiller, Kern,<br />

Wilhelm, so daß die Griechen mich schon immer den yegcov nannten. Vierzehn<br />

Tage in solcher Begleitung und unter den Lebensbedingungen einer<br />

solchen Reise, das konnte wohl verjüngen. Wir gingen von Delphi aus, wo<br />

noch nichts Neues zu sehen war, dann auf dem bekannten Wege über Chaironeia,<br />

wo diesmal das Schlachtfeld als solches betrachtet ward, auf Lebadeia<br />

zu, das im Glänze elektrischen Lichtes strahlte, als wir ihm in finsterer Dämmerung<br />

nahten.<br />

In Böotien war das ebenso überraschend wie eine Baumwollspinnerei,<br />

die sich der Kraft eines starken Baches auch zur Erleuchtung<br />

bediente. Hier rasteten wir einen Tag^), um einen Abstecher nach<br />

Orchomenos zu machen. Es folgte ein anstrengender Tagesritt über Koroneia<br />

und die Vorberge des Helikon bis Palaeopanagiä, an den Rand oberhalb von<br />

Thespiai, wo bei spätem Nachtmahl dem schönen dunklen Rezinat kräftig<br />

zugesprochen ward. Daß wir am andern Morgen das Musental hinaufgingen,<br />

aber bei der Aganippe zu kräftig frühstückten, um auf den Helikon zu gehen,<br />

ist eine Unterlassungssünde, die durch mein wiederholtes reuiges Bekenntnis<br />

nicht gesühnt werden kann. In der Stadt Thespiai fanden wir mit Unwillen<br />

eine der leichtfertigen französischen Ausgrabungen, wie sie damals öfter gemacht<br />

wurden, ein hastiges Suchen nach Inschriftsteinen, die zum Teil noch<br />

herumlagen, und ein Aufwühlen der Bauten ohne irgendwie zum Abschlüsse<br />

zu kommen. Erfahrungsgemäß wird dann das Aufgedeckte zerstört, die Steine<br />

verschleppt, Raubgrabungen angeregt. So ist es hier auch nachher geschehen.<br />

In Theben hielten wir uns länger auf; ich bemühte mich um die Topographie<br />

an der Hand der Aufnahme, die Fabricius eben gemacht hatte 2).<br />

Die Aale<br />

der Kopais bewiesen, auf offenem Feuer geröstet, ihre altberühmte Vortrefflichkeit,<br />

eine sehr erwünschte Delikatesse ;<br />

sonst brieten wir ein Lamm, wenn<br />

Zeit dazu war; wenige Konserven hatten wir mit. Manchmal war Schmalhans<br />

Küchenmeister. Gerstenbrot, zumal frisch aus dem Ofen, lernten wir schätzen.<br />

Wir erhielten in Theben gute Pferde zu einem sehr billigen Preise, auf denen<br />

man auch einen Galopp wagen durfte, freilich nur zur Freude derer, die reiten<br />

*) In einem Stall fanden wir ein Grabrelief, Brückner hatte einen photographischen<br />

Apparat mit und machte eine Aufnahme, die bei einem Exponieren von einer Viertelstunde<br />

in dem dunklen Raum wirklich gelang. Wir nannten den dicken Böoter, der<br />

jetzt erst recht sichtbar war, Pilich, weil nur so viele Buchstaben lesbar waren; daß es<br />

ijil Älxctt' war, ist uns nicht eingefallen.<br />

2) Die sieben Tore Thebens, Hermes XXVI. Die entscheidenden Grabungen sind<br />

dann ausgezeichnet von Keramopullos veranstaltet nnd veröffentlicht. Natürlich ist<br />

noch viel zu tun.

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