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Erinnerungen 1848-1914 ..

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Rückreise 169<br />

zur Beichte gehen soll, auch dort schweigt, und dem Jüngsten Gerichte entgegengeht,<br />

denn die Absolution kann er ohne Beichte nie erreichen. Wie<br />

anders, wenn er das Gefühl einer guten Tat hat." Da wandte er sich um und<br />

sagte tonlos l'ho io, lo cercherö. Nun vertraute ich ihm, ließ ihn gehen, er<br />

brachte den Beutel, bekam seine 50 Lire, und ich konnte mit dem Nachtzuge<br />

abfahren, der uns zwei Tage vorher nach Perugia gebracht hatte. Als<br />

die Gefährten am Vormittage in Florenz eintrafen, empfing ich sie am Bahnhof<br />

und erzählte. Leo hat sich die Einzelheiten besser als ich eingeprägt,<br />

wiederholte sie gern und half meiner Erinnerung auf.<br />

Rasch mußte ich weiter,<br />

mußte nur noch in Venedig, Modena, Mailand<br />

einiges erledigen. In Venedig wußte ich kein Albergo, ging törichterweise<br />

in ein österreichisches, bekam ein abscheuliches Loch und erkrankte an<br />

überaus heftigem Fieber. Tagelang habe ich ohne Wartung und Nahrung<br />

gelegen; der Arzt gab nur starke Chinindosen; schreiben konnte ich nicht.<br />

Aber es ging vorüber.<br />

Als ich zum ersten Male zu dem entfernten Postamt<br />

ging, um nach Hause zu telegraphieren, war ich so schwach, daß ich mich<br />

auf die Stufen jeder Brücke setzen mußte, um Kräfte zu sammeln. Die Arbeit<br />

in Venedig ließ ich fahren, zwang mich, das andere doch noch abzuschließen<br />

erst als ich die Alpen hinter mir hatte, schwand das Gefühl der Krankheit.<br />

Ohne Aufenthalt ging es nach Hause, zum erstenmal mit der Eisenbahn von<br />

Bromberg nach Inowrazlaw, wo ich meinen Bruder und seine Frau in einem<br />

neuerworbenen Hause antraf. Sie waren glücklich in der jungen Ehe, da<br />

ihr Knabe die Cholera ohne Schädigung überstanden hatte. Aber in Markowitz<br />

war das Wiedersehen erschütternd. Es war keine Hoffnung, daß meine<br />

Mutter von ihrem Schmerzenslager aufstehen könnte. Aber ich kam nicht<br />

zu spät, und es war gut, daß ein neuer, unverbrauchter Pfleger hinzukam.

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