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Erinnerungen 1848-1914 ..

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Polnische Verschwörung 1846 25<br />

Bei meinen Eltern war gerade Gesellschaft, sowohl die Polen, mit denen<br />

nachbarlicher Verkehr war, wie die Offiziere aus Inowrazlaw waren geladen.<br />

Große Aufregung, als die letzteren ohne Begründung absagten, die Polen<br />

ausblieben. Die Offiziere waren gleichzeitig kommandiert, den Haussuchungen<br />

und Verhaftungen Nachdruck zu verleihen. Seitdem blieb die<br />

Lage gespannt; sie ward es auch in Berlin durch den Kampf um eine Volksvertretung<br />

immer mehr. Bald entfesselte der Sturz des Julikönigtums auch<br />

die deutsche Revolution. Gewiß waren die Zustände unhaltbar, die Sehnsucht<br />

in den Besten des Volkes nach Einheit und politischer verantwortlicher<br />

Mitarbeit am Staate drängte vorwärts, und ohne einen starken Druck<br />

waren die Fürsten und die Regierungen zum Nachgeben nicht zu bewegen.<br />

Aber den richtigen Weg zum Ziele, zur Einigung und Macht der Deutschen,<br />

konnte die politische Unerfahrenheit nicht finden, und in einem zentralisierten<br />

Einheitsstaate war es nicht nur unerreichbar, sondern war auch falsch<br />

bestimmt. Daß man sich hierin und in dem Anschluß an den nicht englischen,<br />

sondern französischen Parlamentarismus vergriff, ist verhängnisvoll geworden.<br />

Bereitwillig müssen wir anerkennen, daß wir Deutsche in unserer Geschichte<br />

wiederholt starke und fruchtbare Anregung von den Franzosen erfahren<br />

haben, auch 1789 und von Napoleon. Dumm und ungerecht wäre es daher,<br />

die großen besonderen Gaben des genie frangais leugnen zu wollen, wie<br />

drüben die meisten uns gegenüber so zu denken oder doch zu reden ungerecht<br />

und dumm genug sind. Aber der deutsche Geist hat doch seine<br />

größten Taten dann vollbracht, wenn er das gallisch-romanische Wesen ausschied,<br />

das auf das spezifisch Germanische wie ein Gift wirkt. Auf dem staatlichen<br />

Gebiete gilt es besonders, und die Neubildung des deutschen Staates<br />

wird nur gelingen ,<br />

wenn die germanische Selbstverwaltung den Sieg über<br />

die Allmacht des zentralisierten Staates unter der Oberherrschaft eines korrupten<br />

Parlamentarismus gewinnt. Allerdings gehört auch etwas dazu, was<br />

wir an den Franzosen zu bewundern allen Grund haben, weil es von Deutschen<br />

oft schmählich verleugnet wird, die unbedingte Hingabe an das Vaterland<br />

und der Glaube an seine Größe, seine Ehre und sein Anrecht auf die<br />

entsprechende Geltung in der Welt.<br />

Immerhin war der Sommer <strong>1848</strong> für Deutschland eine große Zeit der<br />

Hofl&iung. Bei uns stand es ganz anders. Preisgegeben waren wir, preisgegeben<br />

von dem Könige und ganz ebenso von der Nationalversammlung in<br />

Frankfurt. Wir haben es beiden nicht vergessen. Statt den Hochverrätern gemäß<br />

dem Richterspruche den Kopf vor die Füße zu legen, ließ sie der König<br />

los, und der sentimentale Liberalismus klatschte Beifall. Der Erfolg war, daß

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