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Erinnerungen 1848-1914 ..

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14 Die Heimat<br />

bezeichnet, also schon damals bekannt, daß ich mich als deutscher Kujawiak<br />

mit meinen polnischen Landsleuten durch die Geburt, durch die Natur, also<br />

durch die gemeinsamen heimischen Götter verbunden fühlte, die uns alle<br />

genährt haben.<br />

Dieselben polnischen Sümpfe sind<br />

Quellgebiet von Warthe und Netze.<br />

Zu jener fließt das Wasser südlich, zu dieser nördlich, zunächst in den großen<br />

Goplosee, den die Grenze durchschneidet, wo er noch ziemlich breit ist. Er<br />

zieht sich dann so eng zusammen, daß er leicht überbrückt ward ; vermutlich<br />

ist da eine Furt gewesen. An ihr liegt Kruschwitz und dicht davor hat<br />

auf einer seit der Schiffbarmachung der oberen Netze landfest gewordenen<br />

Insel eine Burg gelegen, die wir als Burg der Piasten betrachten mögen,<br />

wenn ihre Bauten auch sehr viel jünger sind.<br />

Es ragt noch weithin sichtbar<br />

ein sechseckiger Turm empor, auf festem Steinfundamente aus guten<br />

Ziegeln errichtet.<br />

Steine sind selten, denn sie finden sich nur vereinzelt im<br />

Boden, Reste von Moränen. Dies ist der Mäuseturm, an dem dieselbe Sage<br />

hängt wie bei Bingen; der böse König heißt hier Popiel.<br />

Auch eine in der<br />

Bauart entsprechende Mauer umzog die Insel.<br />

Ihre Fundamente sind ausgegraben,<br />

als mein Bruder Landrat war, und durch eine Heckenpflanzung<br />

ersetzt,<br />

zu der die Sträucher aus unserem Garten kamen. Der Kreis stellte<br />

einen verarmten Adligen, Pan Bronikowski als Wächter an,<br />

denn die Insel<br />

sollte allen Eingeborenen ein gemeinsames Heiligtum werden, von dem aus<br />

sie sich an der prächtigen Aussicht über See und Landschaft gemeinsam erfreuen<br />

könnten. Gewaltige Steinkugeln fanden sich und sind teils eingemauert,<br />

teils am Fuße des Turmes aufgeschichtet; demgemäß wird die Zerstörung<br />

der Burg wohl in<br />

die Schwedenkriege des 17. Jahrhunderts oder<br />

den auf den Frieden von Oliva folgenden Bürgerkrieg fallen, der sich in<br />

dieser Gegend abgespielt hat.<br />

Wenig weiter abwärts liegt auf dem rechten Seeufer eine uralte Kirche,<br />

neben der in kümmerlichen Häuschen die Mitglieder des verarmten Domkapitels<br />

wohnten. Als König Friedrich Wilhelm IV. im Anfange seiner Regierung<br />

bei dem Kammerherrn von Schwanenfeld in Kobelnik als Gast<br />

weilte,<br />

fuhr er zu der damals verfallenen Kirche und befahl ihre Wiederherstellung,<br />

was seine Architekten recht stillos besorgt haben. Es soll dabei<br />

ein altes „Götzenbild" irgendwo vermauert sein. Es war meine erste archäologische<br />

Unternehmung, daß ich als Sekundaner diesem Monumente nachforschte<br />

und nachfragte. Vergeblich ;<br />

ein heidnisches Werk ist es schwerlich<br />

gewesen, vielleicht hat es nur in dem Glauben existiert, daß die Kirche aus<br />

der Zeit des Überganges zum Christentum stammte.

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