Zentralbanker als Zauberlehrlinge? - Avenir Suisse
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kung unkonventioneller Massnahmen über die Zeit nachliess (Brockmeijer<br />
und Bayoumi 2013, S.7; IMF 2013a; Sachverständigenrat 2012/13). Die bisherigen Erfolge<br />
dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zentralbanken einen<br />
äusserst risikoreichen Weg eingeschlagen haben. Mit der Dehnung<br />
und Überschreitung ihres Mandats haben sie sich nach Jürgen Stark, dem<br />
ehemaligen Chefökonomen der EZB, zu «politischen Spielern» gewandelt<br />
und dabei den notwendigen Grad an Unabhängigkeit von politischem<br />
Einfluss verspielt (Stark 2013). Die Tatsache, dass der Versuch der politischen<br />
Einflussnahme auf die Zentralbanken in einigen Ländern immer unverfrorener<br />
wird, bestätigt dieses Urteil.<br />
3 _ Risiken der ultraexpansiven Geldpolitik<br />
3.1 _ Risiken für Finanzmärkte und Banken<br />
Mit der Nullzinspolitik, der Tiefhaltung der langfristigen Renditen und<br />
der Einebnung des Renditegefälles, das auf funktionierenden Finanzmärkten<br />
die unterschiedlichen Schuldnerbonitäten spiegelt und deshalb<br />
wichtige Informationen vermittelt, reagierten die Zentralbanken auf die<br />
enormen Anspannungen auf den Geld- und Kapitalmärkten während<br />
der Finanzmarktkrise. Das war sinnvoll, weil und solange die Funktionsfähigkeit<br />
der Märkte stark gestört war. Der Nachteil dieser Politik liegt<br />
darin, dass die Zinsen ihre Signalfunktion verlieren. Sie enthalten keine<br />
oder unzureichende Informationen über die Wünschbarkeit und Ertragschancen<br />
von Investitionen. Gleichzeitig werden die Preise der Finanzprodukte<br />
verzerrt.<br />
Die Risiken werden f<strong>als</strong>ch beurteilt, das heisst unterschätzt. Gleichzeitig<br />
sind die auf den Finanzmärkten erzielbaren Erträge in den Augen der<br />
Marktteilnehmer unzureichend. Die Gläubiger müssen in vielen Ländern<br />
mit negativen Realzinsen vorlieb nehmen. Versicherungen und Pensionskassen<br />
können die Mittel nicht mehr erwirtschaften, die zur Erfüllung<br />
der Leistungsversprechen nötig sind. Das tiefe Zinsniveau und die Fehlbeurteilung<br />
der Risiken setzen eine Jagd nach höheren Renditen und<br />
damit eine höhere Risikobereitschaft in Gang. Der von der BIZ publizierte<br />
Indikator für Risiko-Appetit hat sich zwar kürzlich etwas zurückgebildet,<br />
erholte sich aber vom Rückschlag im Jahr 2011 und liegt wieder auf<br />
einem recht hohen Niveau, wie Abbildung 2 veranschaulicht.<br />
Einen weiteren Hinweis auf den grösseren Risiko-Appetit der Investoren<br />
liefern stark steigende Immobilienpreise und der Rückgang der durchschnittlichen<br />
Renditen der hoch verzinslichen, mit höherem Risiko behafteten<br />
Anleihen amerikanischer Unternehmen (high yield-bonds). Sie<br />
Der Nachteil der ultra -<br />
expansiven Geldpolitik<br />
liegt darin, dass die<br />
Zinsen ihre Signalfunktion<br />
verlieren.<br />
Zum Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik 11