Zentralbanker als Zauberlehrlinge? - Avenir Suisse
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4.4 _ Schlussfolgerung<br />
Das Gesamtbild, das diese Indikatoren vermitteln, lässt den Schluss zu,<br />
dass die vorrangigen Ziele der ultraexpansiven Geldpolitik, nämlich die<br />
Abwehr systemischer Finanzmarktrisiken und das Vermeiden einer Depression,<br />
erreicht sind. Wenn nun an dieser Geldpolitik festgehalten wird,<br />
erfolgt dies zunehmend aus anderen Motiven, in erster Linie im Interesse<br />
der Bewältigung der Staatsschuldenkrise. Damit begibt sich die Geldpolitik<br />
mehr und mehr in den Dienst der Finanzpolitik, deren Hände<br />
durch die hohen Schuldenlasten der Staaten gebunden sind. Die Zentralbanken<br />
überdehnen ihr Mandat und gehen damit Risiken für ihre<br />
Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit ein.<br />
5 _ Realisierungschancen eines zeitgerechten<br />
Ausstiegs<br />
5.1 _Technische Machbarkeit<br />
Die Instrumente für den Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik sind<br />
vorhanden. Die Zentralbanken können traditionelle geldpolitische Werkzeuge<br />
nutzen und Überschussliquidität über die Ausgabe von verzinslichen<br />
Schuldpapieren abschöpfen. Dadurch verhindern sie, dass die Giroguthaben<br />
der Geschäftsbanken bei den Noteninstituten in einem die Preisstabilität<br />
gefährdenden Ausmass über Bankkredite in den Wirtschaftskreislauf<br />
fliessen. Sie können ferner von den Banken höhere Mindestreserven<br />
einfordern, um das Kreditschöpfungspotenzial einzudämmen. Wenn sie<br />
die Kreditfazilitäten nicht erneuern, verkürzen sich ihre Bilanzen automatisch.<br />
Sie können zudem die Qualitätsanforderungen an die hinterlegten<br />
Sicherheiten wieder erhöhen und damit die Bilanzrisiken zurückfahren.<br />
Schliesslich können sie die auf den Sekundärmärkten erworbenen Wertschriften<br />
wieder verkaufen. So einfach wie hier dargestellt wird der Ausstieg<br />
aber nicht ablaufen. Unsicherheiten bestehen in fünffacher Hinsicht.<br />
– Erstens ist das Abstossen des Wertschriftenbestands in zeitlicher Hinsicht<br />
anspruchsvoll. Es sollte so marktneutral wie möglich erfolgen,<br />
um die Wahrscheinlichkeit eines unerwartet kräftigen Anstiegs der<br />
Renditen mit daraus resultierenden Marktturbulenzen einzudämmen.<br />
Verhindern lassen sich diese ohnehin nicht. Die Scheu vor Marktverwerfungen<br />
mag die Zentralbanken dazu veranlassen, die festverzinslichen<br />
Papiere bis zur Fälligkeit in ihren Büchern zu halten und sie dann<br />
zum Nennwert abzustossen. Damit wären sie gegen Kursschwankungen<br />
während der Restlaufzeit der Titel gefeit. Auch wegen des Widerstands<br />
der Regierungen, die <strong>als</strong> Folge der Anleiheverkäufe eine Verteuerung<br />
des Schuldendienstes erwarten müssen, könnte diese Strategie<br />
Die Instrumente für<br />
den Ausstieg aus der<br />
ultraexpansiven Geldpolitik<br />
sind vorhanden.<br />
Zum Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik 31